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Knatsch vor Spiel gegen die Niederlande: Casting bei den DFB-Fußballerinnen
Gut einen Monat vor der EM steigt die Spannung bei den DFB-Frauen spürbar. Bundestrainer Christian Wück ist sportlich und auch im Hinblick auf die interne Kommunikation gefordert.
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Klagen über Bundestrainer Christian Wück, ein kniffliges Casting einen Monat vor der Europameisterschaft und dann noch der Druck in der Nations League. Bei den deutschen Fußballerinnen, oft als Wohlfühloase gepriesen, steckt mächtig Zunder vor der Partie gegen die Niederlande am Freitag (20.30 Uhr/ZDF) in Bremen.
„Eine gute EM-Vorbereitung kann man auch damit erreichen, indem man Erster in der Gruppe wird. Wir wollen das Spiel gegen die Niederlande als Endspiel ansehen, weil wir wissen, dass der Sieger ins Final Four einziehen wird“, kündigte Wück an. Es ist das vorletzte Länderspiel der DFB-Frauen vor dem Saisonhöhepunkt in der Schweiz (2. bis 27. Juli), am Dienstag geht es in Wien noch gegen Österreich. Die Endrunde der Nations League beginnt erst im Oktober.
Der 51-Jährige muss dieser Tage nicht nur die brisante Personalie Lena Oberdorf managen, sondern hat den Kader auf 25 Spielerinnen erweitert. 23 dürfen aber nur zur EM: „Wir wollten uns noch mal die Möglichkeit geben, Spielerinnen im Training zu sehen, auch noch mal die Leistung überprüfen.“
Wück und seine Assistentinnen Maren Meinert und Saskia Bartusiak beschäftigt neben den wechselhaften Auftritten der olympischen Bronzemedaillengewinnerinnen von 2024 auch die Kritik an der Kommunikation des Bundestrainers. In Bremen gab es eine Aussprache mit Trainerteam und Spielerinnen, nachdem die zuletzt nicht berücksichtigten Felicitas Rauch vom US-Club North Carolina Courage und Nicole Anyomi (Eintracht Frankfurt), die dieses Mal wegen Kniebeschwerden fehlt, aufmuckten.
Freigang zum Wirbel der vergangenen Tage: „Elefant im Raum“
Das Thema sei „so ein bisschen der Elefant im Raum in den letzten Tagen gewesen“, zumindest in der Öffentlichkeit, sagte Offensivspielerin Laura Freigang. „Was auf jeden Fall wichtig ist, dass wir es auch intern angesprochen haben, dass das eine Sache ist, die natürlich aufgegriffen und nicht einfach stehen gelassen wird.“
Mich nicht einzuladen, ist das eine. Mich nicht zu informieren und mir aber nicht mal einen Grund zu nennen, verstehe ich einfach nicht. Hier wünschte ich mir eine viel transparentere Kommunikation.
Offensivspielerin Laura Freigang.
Die langjährige Auswahlspielerin Rauch hatte sich über die Nichtnominierung durch Wück und dessen Umgang damit beschwert. „Mich nicht einzuladen, ist das eine. Mich nicht zu informieren und mir aber nicht mal einen Grund zu nennen, verstehe ich einfach nicht. Hier wünschte ich mir eine viel transparentere Kommunikation“, schrieb die Ex-Wolfsburgerin bei Instagram.
Klagen auch von Anyomi
Als Linksverteidigerin bevorzugt Wück derzeit jedoch Sarai Linder (VfL Wolfsburg) und Franziska Kett, obwohl Letztere beim FC Bayern München auf dieser Position der starken Carolin Simon den Vortritt lassen musste. Bundesliga-Topscorerin Nicole Anyomi hatte sich ebenfalls beklagt: „Es hat zuletzt kein konkreter und direkter Austausch stattgefunden.“
Vor der Nominierung des EM-Kaders am 12. Juni und dem Start des Trainingslagers in Herzogenaurach am 19. Juni sei jedenfalls der Wille da, die Kommunikation so gut wie möglich zu gestalten, so Freigang: „Ich glaube, dass wir das so weit besprochen haben, dass da für uns gar keine Fragen mehr aufkommen sollten.“
Oberdorf: „Ich darf nicht spielen“
Ein Dauerthema bleiben wird bis zur Bekanntgabe des Aufgebots wohl Lena Oberdorf. Die Weltklassespielerin vom FC München steht nach ihrem Kreuzbandriss im vergangenen Juli wieder im DFB-Kader, ist aber noch ohne Spielpraxis.
Wück hatte es zunächst so formuliert, dass auf die 23-Jährige „keine Rücksicht“ mehr genommen werden müsse und erläutert: „Wir müssen jetzt abwarten, wie das Training läuft und dann werde ich die Türen, so wie ich es die ganze Zeit gemacht habe, offen lassen, auch in dieser Nations-League-Phase.“
Im Fall Gwinn gab es keine Turnierteilnahme
Oberdorf selbst sagte nun mit Blick auf die nächsten Partien: „Ich darf nicht spielen.“ Auch Bayern München bestätigte, dass die Mittelfeldspielerin gegen die Niederlande und Österreich nach Rücksprache mit dem DFB nicht zum Einsatz kommen werde.
Der deutsche Meister hat als ihr Arbeitgeber naturgemäß andere Prioritäten bei Oberdorf als eine EM-Teilnahme. In einem ähnlichen Fall wurde bei Münchens Giulia Gwinn nach ihrem zweiten Kreuzbandriss entschieden, dass sie 2023 nicht mit zur WM nach Australien fliegt. (dpa)
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