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Hart am Mann. Ko Itakura (r.) hat für Borussia Mönchengladbach bisher nur als Innenverteidiger gespielt - dabei schien er die perfekte Lösung für die Sechserposition zu sein.

© IMAGO/Revierfoto

Ko Itakura überzeugt bei Borussia Mönchengladbach: Der falsche Sechser

Eigentlich hat Borussia Mönchengladbach Ko Itakura fürs defensive Mittelfeld verpflichtet. Als Innenverteidiger aber ist der Japaner derzeit wertvoller.

Vor ein paar Tagen ist bekannt geworden, dass Borussia Mönchengladbach an einer Verpflichtung von Julian Weigl interessiert sei. Es schien sich um eines jener haltlosen Gerüchte zu handeln, die kurz vor Ende der Transferperiode verstärkt auftreten. Weder die Ablöseforderung von Weigls aktuellem Klub Benfica Lissabon (15 Millionen Euro) noch Weigls Position (defensives Mittelfeld) sprachen für einen besonders hohen Wahrheitsgehalt dieser Meldung.

Wie die meisten Vereine in der Fußball-Bundesliga muss auch Borussia Mönchengladbach das Geld beisammenhalten, und nachdem der Klub in diesem Sommer immerhin fünf Millionen Euro in die Verpflichtung des Sechsers Ko Itakura investiert hat, ist auf anderen Positionen, im Sturm zum Beispiel, der Bedarf deutlich größer. Dachte man zumindest.

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Doch das Gerücht mit Weigl und der Borussia hält sich hartnäckig, und obwohl weder Trainer Daniel Farke noch Sportdirektor Roland Virkus den Namen bisher bestätigt haben, gilt es inzwischen als sicher, dass die Gladbacher an Weigls Transfer arbeiten. Er wäre genau der klassische Sechser, dessen Verpflichtung Virkus als primäres Ziel für diese Transferperiode ausgegeben hatte – und den die Gladbacher mit Ko Itakura eigentlich schon geholt zu haben glaubten.

Es ist schon bitter: Da dachten sie in Gladbach, mit dem 25 Jahre alten Japaner die perfekte Lösung fürs defensive Mittelfeld gefunden zu haben, und dann müssen sie nur ein paar Wochen später feststellen, dass Itakura in der Innenverteidigung noch viel wertvoller ist. „Wir wussten schon, dass Ko beides abdecken kann“, sagt Trainer Farke. „Deswegen haben wir ihn verpflichtet.“

Am Freitag trifft Gladbach auf Hertha BSC

In allen drei Pflichtspielen dieser Saison ist Itakura in der Viererkette zum Einsatz gekommen. Und obwohl der frühere Unioner Marvin Friedrich und Jordan Beyer nach leichteren Verletzungen wieder zur Verfügung stehen, wird das wohl auch an diesem Freitag so sein, wenn die Gladbacher im Borussia-Park Hertha BSC empfangen (20.30 Uhr, live bei Dazn).

Itakura musste zwar unter der Woche etwas kürzertreten, konnte am Mittwoch aber wieder mit der Mannschaft trainieren. „Das sah ganz gut aus“, sagte Farke.

Schon bei der Verpflichtung des japanischen Nationalspielers waren sie bei der Borussia voll des Lobes. „Ko ist ein super Junge, ein Spieler mit einem Top-Charakter und in einem wirklich guten Alter“, sagte Farke. „Er ist ein sehr offener, intelligenter junger Kerl.“ Nach und den ersten Pflichtspielen ist die Euphorie sogar noch ein bisschen größer geworden.

Am vergangenen Wochenende, beim 2:2 gegen Schalke 04, war Itakura der auffälligste Spieler der Gladbacher. Eine Szene aus dieser Begegnung hat es sogar zum Gif in den sozialen Medien gebracht. Da lässt Schalkes Offensivspieler Marius Bülter Itakura mit einer Körpertäuschung zweimal ins Leere laufen, doch Itakura bleibt hartnäckig und blockt schließlich mit einer Grätsche Bülters Schuss. Auf dem Hosenboden sitzend und mit geballten Fäusten schreit er seine Begeisterung über das gewonnene Duell heraus – und konterkariert damit das Klischeebild vom jederzeit zurückhaltenden Japaner.

„Er ist ein toller Spieler“, sagt Trainer Farke

Nach dem Spiel auf Schalke wiesen die statistischen Daten 126 Ballkontakte für Itakura aus, so viele wie bei keinem anderen Spieler auf dem Feld. Dazu kamen neun geklärte Bälle, acht gewonnene Luftzweikämpfe, zwei geblockte Schüsse, eine Zweikampfquote von 64 und eine Passquote von knapp 89 Prozent. „Ko hat ein außergewöhnliches Spiel gemacht“, sagte Trainer Farke. „Aber sind wir ehrlich: Er hat in seiner Vita genau zwei Bundesligaspiele stehen.“

Die Gladbacher haben Itakura zwar vom Englischen Meister Manchester City verpflichtet; doch für City ist er in insgesamt dreieinhalb Jahren nie zum Einsatz gekommen. Erst war er an den FC Groningen verliehen, dann in der vergangenen Saison an den Zweitligisten Schalke 04, bei dem er ebenfalls vornehmlich in der Innenverteidigung zum Einsatz gekommen ist.

Neben Stürmer Simon Terodde war Itakura einer der Garanten für den sofortigen Wiederaufstieg. Die Schalker hätten ihn auch liebend gern fest verpflichtet, konnten sich die Ablöse allerdings nicht leisten.

In Gladbach sehen sie das Geld gut angelegt. „Wir sind froh, dass wir Ko haben“, sagt Farke. „Er ist ein toller Spieler.“ Natürlich ist es für abschließende Beurteilungen noch zu früh. Die echten Prüfungen kommen erst noch.

Zumindest aber darf sich Ko Itakura seines Platzes in der Mannschaft ziemlich sicher sein. Erst einmal in der Viererkette und irgendwann womöglich im defensiven Mittelfeld. „Bisher hat er noch nicht die Gelegenheit gehabt, seine Qualität auf der tiefen Sechs nachzuweisen“, sagt Farke. „Aber ich traue ihm das von seinem Potenzial absolut zu.“ Falls Julian Weigl doch nicht kommt.

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