zum Hauptinhalt
Gesa Krause dürfte auch am Sonntag bei mutmaßlich sechs bis acht Grad Celsius warm angezogen an den Start gehen.

© IMAGO/teamSprint-media

Leichtathletin greift beim Berliner Halbmarathon an: Gesa Krause erfindet sich als Läuferin neu

So schnell wie Gesa Krause war über 3000 Meter Hindernis noch keine Deutsche. Doch die 32-Jährige sieht ihre Zukunft auf der Straße. Was sie draufhat, will sie beim Berliner Halbmarathon zeigen.

Stand:

Erst sprach Jürgen Lock vom Laufveranstalter SCC, dann eine Vertreterin des Hauptsponsors, ehe die Herr- und Frauschaften von Feuerwehr, Polizei, den Johannitern und der Berliner Stadtmission an der Reihe waren. Fotyen Tesfay blieb lange tapfer, aber irgendwann fielen der Ausnahmeläuferin aus Äthiopien die Augen zu bei der Pressekonferenz zum Berliner Halbmarathon.

Ganz anders dagegen Gesa Krause. Die deutsche Spitzenläuferin verfolgte die Veranstaltung am Freitag aufmerksam in der ersten Reihe, ehe sie selbst nach vorne gebeten wurde.

Krause ist zumindest hierzulande die prominenteste Läuferin beim diesjährigen Halbmarathon, der am Sonntag mit einer Rekordbeteiligung stattfinden dürfte.

Krause hatte zuletzt 2018 mitgemacht. „Ich war begeistert. Das war eine grandiose Stimmung damals.“ Vor sieben Jahren war der Lauf über die Distanz noch ein kleiner Ausflug für sie, ein Lauf fürs Herz. Das ist nun anders.

Die 32-Jährige kommt von der Bahn, ihre Paradestrecke sind die 3000 Meter Hindernis. Krause wurde in der Disziplin zweimal Europameisterin und gewann 2015 und 2019 sogar bei Weltmeisterschaften gegen all die starken Afrikanerinnen jeweils die Bronzemedaille. Noch nie war eine Deutsche schneller über diese Distanz.

Doch so eine Läuferkarriere kann verschiedene Richtungen aufnehmen – und immer häufiger entscheiden sich Athleten, die von der Bahn kommen, in gesetzterem Alter für längere Distanzen im Freien.

Ich sehe für mich großes Potenzial, auch über die volle Distanz.

Gesa Krause über ihre Marathon-Ambitionen

Das hat auch wirtschaftliche Gründe.  Während die Meetings auf der Bahn finanziell zu kämpfen haben, gibt es einen Boom bei Halbmarathons und Marathons. Die Geldflüsse werden immer mehr, die Sponsoren reißen sich um die Events. „Es ist irre“, sagte Jürgen Lock vom Laufveranstalter SCC Events mit Blick auf die 42.000 Personen, die sich für den Lauf am Sonntag angemeldet haben.

Krause war 2018 noch in 72:16 Minuten im Ziel eingelaufen. Inzwischen liegt ihre Bestzeit über die 21,0975 Kilometer bei 69:46 Minuten. Tendenz also: steigend. „Ich sehe für mich großes Potenzial, auch über die volle Distanz“, sagte Krause am Freitag. Soll heißen: Krause plant eher mittel- statt langfristig mit einer Karriere über die Marathonstrecke. „In den nächsten ein, zwei Jahren werde ich aber keinen Schlussstrich unter meine Bahnkarriere ziehen“, sagte sie.

Aber die Umgewöhnung auf die Straße ist bei ihr in vollem Gange. Das Training sei eine Umstellung, aber keine allzu große. „Hohe Umfänge bin ich schon immer gelaufen im Training. Und das Tempo ist nicht viel anders“, berichtete sie. „Ich mag, wenn mal ein frischer Wind weht, das tut mir gut.“

Sie selbst dokumentierte jüngst ihren Alltag. Er besteht von 6 Uhr morgens bis 18 Uhr abends fast nur aus Arbeit und Kinderbetreuung. Selbst als Krause im Jahr 2023 hochschwanger war, trainierte sie. Und nur zehn Tage nach der Geburt ihres Kindes stand sie schon wieder auf dem Crosstrainer. Krause kann und will nicht ohne den Leistungssport. Sie möchte nun beweisen, dass sie auch als Mutter mit den Besten mithalten kann.

Noch fehlt ein bisschen zu den Besten der Szene. Am Sonntag dürfte sie ziemlich sicher hinter Fotyen Tesfay ins Ziel kommen. Die 27-Jährige ist ein kleines Laufwunder, ihr Stil ist ökonomisch wie bei fast keiner anderen Läuferin auf der Welt. Mit einer Bestzeit von 63:21 Minuten ist sie derzeit die drittschnellste Halbmarathon-Läuferin.

Am Sonntag dürfte sie, wenn sie die kräftezehrende Pressekonferenz am Freitag bis dahin überwunden hat, den Berliner Streckenrekord (65:02 Minuten) angehen. „Ich will die Zeit verbessern“, sagte sie. „Es liegt in Gottes Hand.“ Und in ihren Beinen.  

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })