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Berlin-Marathon 2019: Bunt, nass, dramatisch – so lief der Berlin-Marathon
Der Marathon wurde durch Siege von Kenenisa Bekele und Ashete Bekere zum äthiopischen Feiertag. Die meisten Straßen sind wieder frei. Unser Blog zum Nachlesen.
Stand:
- Trotz des schlechten Wetters gingen 47.000 Läuferinnen und Läufer an den Start, darunter 6188 Berliner.
- Kenenisa Bekele verpasste den Weltrekord nur um zwei Sekunden.
- 6000 freiwillige Helfer waren im Einsatz.
- Die vielen Sperrungen im Innenstadtgebiet wurden nach und nach wieder aufgehoben.
- 975.241 Athleten haben seit 1974 das Ziel erreicht.
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Die Sieger, die Stimmung, die Videozusammenfassung
Der Marzahner Marokkaner und sein ganz persönlicher Marathon
Schnellster Berliner wurde beim Berlin-Marathon Mustapha El Ouartassy. Er stammt aus Marokko, trainiert in Marzahn und möchte Deutscher werden. Lesen Sie hier seine Geschichte.
Das war der Berlin Marathon
Viel Regen, noch mehr gute Laune und ein dramatisches Finish von Kenenisa Bekele, der den Weltrekord um nur zwei Sekunden verpasste. Wir bedanken uns für Ihr Interesse an den großen und kleinen Geschichten dieses Marathon-Tags und gönnen nun auch diesem Blog den Feierabend.
Als letzter Läufer kam Dietmar John um 16:41:37 Uhr durch das Ziel. Er war insgesamt 7:26:09 Stunden unterwegs.
Für den Bruder gelaufen

Der US-Amerikaner Roosevelt Giles möchte jetzt nur noch zu seinem Hotel. Der Versicherungsunternehmer aus Atlanta, Georgia, war nun schon zum dritten Mal dabei. Er sei viele Strecken rund um die Welt gelaufen, sagt er, und zählt auf: Vancouver, Dublin, Paris, Rom, Shanghai, Tokio, Singapur und viele mehr. Doch Berlin sei der beste, sogar "der Goldstandard" unter den Marathonläufen der Welt, sagt Giles. Warum? Die Veranstaltung sei außerordentlich gut organisiert. Aber wirklich überwältigend sei das Gefühl, am Ende durch das Brandenburger Tor zu laufen.
Giles läuft seit 2014 Marathon, sagt er und erzählt die tragische Geschichte dahinter. Vor einigen Jahren sei Giles Bruder, ein begeisterter Marathonläufer, an Krebs erkrankt. Um dem sterbenskranken Bruder Mut zu machen, sei Giles an seiner Stelle einen Marathon in North Carolina gelaufen. Daraufhin habe ihm der Bruder ein Versprechen abgenommen: Er müsse auf allen fünf Kontinenten laufen, überall Menschen kennen lernen.
Inzwischen lebe der Bruder nicht mehr, sagt Roosevelt Giles. Doch er sei ihm für immer dankbar für alles, was er seither als Langläufer rund um den Globus erlebt habe. Das hätte er ohne das eigentümliche Versprechen nie getan. Beim Laufen habe man viel Zeit zum Nachdenken, könne in sich gehen. Das habe ihn verändert. Im nächsten Jahr will Giles wieder nach Berlin kommen. "Ich laufe einfach immer weiter", sagt er und lacht wieder, "wie Forrest Gump".
Keine schwerwiegenden Verletzungen
Auch bezüglich der Gesundheit der Läufer und Läuferinnen gibt es positive Nachrichten. So kam es keinen schwereren Verletzungen. Außerdem bedurfte es keiner Reanimationen oder lebensbedrohlicher Einsätze. Auf Grund des Wetters kam es jedoch zu wenigen Unterkühlungen.
Das sei laut Fekl gut, weil sich "eine Menschenmasse in Größe einer Kleinstadt in Bewegung gesetzt hat".
Zahlen, bitte!
Robert Fekl, Sprecher vom SCC, bestätigt: 44065 Läufer haben den heutigen Berlin Marathon bewältigt. 52 Rollstuhlfahrer kamen ins Ziel, 115 Handbiker schafften es bis ins Ziel. Außerdem absolvierten insgesamt 3778 Inlineskater die gesamte Distanz.
Fast freie Fahrt - bis auf den 17. Juni
Den Tag der Deutschen Einheit hatte die Polizei wohl glatt vergessen. Die vor einer Woche veröffentlichten Verkehrshinweise für den Berlin-Marathon endeten mit der Ankündigung, dass alle Straßen ab Montag wieder frei sind, also auch der Start/Ziel-Bereich auf der Straße des 17. Juni. Am Sonntag korrigierten das Präsidium und die Verkehrsinformationszentrale die Angabe: „Die Straße bleibt nach dem Abbau der Marathon-Veranstaltungen weiter gesperrt. Am Morgen des 01.10.2019 beginnt der Aufbau zu den Feierlichkeiten für den Tag der Deutschen Einheit. Die Straße des 17. Juni wird damit erst in der Nacht zum 7. Oktober wieder für den Verkehr freigegeben.“
Zusammen sind das genau zwei Wochen. Auch in den Vorjahren war dies so gehandhabt worden. 2018 war der Marathon ausnahmsweise zwei Wochen vorverlegt worden, weil die Einheitsfeiern schon am 1. Oktober anfangen sollten und sich die beiden Großveranstaltungen in die Quere gekommen wären. Vor Jahren hatte eine parlamentarische Anfrage, dass die Straße jedes Jahr viele Wochen für Veranstaltungen gesperrt ist, Diskussionen ausgelöst. Mittlerweile scheinen sich die Autofahrer daran gewöhnt zu haben.
Ziel, aber glücklich
Plastik über Plastik
Die Aufräumarbeiten nach dem Marathon haben längst begonnen. Und: Es gibt einiges zu tun.
Derweil beim Hauptbahnhof
Regencaps sind augenscheinlich keine allzu beliebten Souvenirs.
Wo geht's denn hier zum Ziel?

Am Wittenbergplatz halten die freiwilligen Helfer Helmut Volmer und Olaf Glöb die Stellung. Ihre Aufgabe: Aufpassen, dass am Fußgängerüberweg keine Unfälle geschehen. Außerdem beantworten sie geduldig die Fragen von Passanten. "Einer hat vorhin sogar gefragt, in welcher Richtung das Ziel ist", sagt Volmer mit einem etwas irritierten Lächeln.
Die Männer haben sich erst heute kennengelernt. Volmer kommt aus Herzebrock-Klarholz bei Gütersloh (NRW), Glöb aus Berlin-Wedding. Beide sind zum ersten Mal als Helfer dabei, sagen sie. Volmer ist vor einigen Jahren noch selbst mitgelaufen, jetzt möchte er die Veranstaltung unterstützen. Glöb nimmt regelmäßig am Berliner Firmenlauf teil.
"Alles war toll, bis auf das Wetter", sagt Volmer. Im nächsten Jahr wollen sich die beiden wiedertreffen, wenn das möglich sei. Als Helfer habe man aber wenig Einfluss darauf, wo man eingesetzt werde.
Und der schnellste Berliner? Läuft für Fortuna Marzahn
Mustapha El Ouartassy hat am Sonntag seinen zweiten Marathon unter Wettkampfbedingungen bestritten. Vor einem Jahr ging er in Berlin für seine Vereinskollegin vom VfL Fortuna Marzahn, Mayada Al-Sayad, als Tempomacher an den Start; im Frühjahr lief er in Düsseldorf erstmals für sich selbst und kam in 2:15:28 Stunden ins Ziel. Heute hat er seine Leistung noch mal um 1:26 Minuten unterboten. Mit 2:14:02 Stunden stellte El Ouartassy eine neue persönliche Bestleistung auf und wurde der schnellste Berliner Läufer beim Berlin-Marathon 2019. Die "Internationalen Berliner Meisterschaften" habe er gewonnen, scherzte Doris Nabrowsky, die Vorsitzende von Fortuna Marzahn. Denn der 29-Jährige ist Marokkaner, war bisher nur geduldet, hat eine Aufenthaltserlaubnis in Aussicht - und wünscht sich eine Einbürgerung. Irgendwann möchte er für Deutschland starten. Mit 2:14:02 Stunden wäre er in der deutschen Jahresbestenliste auf dem zweiten Rang, erzählt seine Betreuerin Nabrowsky. In der Gesamtwertung des Berlin-Marathons kam er auf Platz 26 – zwei Plätze vor dem Österreicher Valentin Pfeil, der für den SC Charlottenburg startet und nur 15 Sekunden hinter ihm landete.
Immer mehr Straßen werden freigegeben
Pankow siegt
Welcher Bezirk stellt die meisten Läuferinnen und Läufer? Ganz klar: Pankow. Aus Marzahn-Hellersdorf kommen zwar die wenigsten - dafür aber der schnellste.
Liebesgrüße aus Bangkok

Am Breitscheidplatz jubelt ein Thailand-Block. "Wir unterstützen meinen Freund", sagt Anchisa aus Bangkok. Zusammen mit ihrer Mutter und der Familie ihres Freundes, der Chanon heißt, ist sie nach Berlin gekommen. Chanon ist aber bereits vorbeigelaufen. Anchisa schaut auf ihr Smartphone. "Er ist jetzt ungefähr bei Kilometer 37", sagt sie. Die Berlin-Marathon-App zeigt die genaue Position an. Später werden sie sich wiedersehen. Doch bis dahin jubeln sie anderen Läufern aus Thailand zu. Das seien etwa 200 Personen, schätzt Anchisa.
Es wird nicht besser

Rasende Reporter
Gute Zeiten. Vom Tagesspiegel ist nicht nur Checkpoint-Guru Felix Hackenbruch am Start gewesen, auch Michael Graupner aus der Berlin-Redaktion ist mitgerannt - und wie! Mit 03:17:37 war er sogar noch fünf Minuten schneller als Felix. Respekt!
Das Podest auf dem Podest
Die drei Topläufer des Tages sind nun auf der Pressekonferenz zu Gast: Sieger Kenenisa Bekele sowie der Zweitplatzierte Birhanu Legese und der Dritte Sisay Lemma.
Ob sie im kommenden Jahr wieder in Berlin sein werden? Schwer zu sagen, denn dann stehen auch die Olympischen Spiele an. Kenenisa Bekele hat sich noch nicht entschieden, sagt er.

Zapfenstreich am Ku'damm

Auf dem Ku'damm bläst ein Spielmannszug Pankow den Sportlern den Marsch. Erhard Tiersch aus Marzahn gefällt die preußische Militärmusik. "Das gibt den Läufern nochmal richtig Schwung", glaubt Tiersch. Er ist sogar extra deshalb hergekommen, denn er kennt die Kapelle vom vorigen Jahr. Heute feuert er Freunde aus dem Erzgebirge an, die am Marathon teilnehmen. Warum er als Berliner dabei eine Österreich-Fahne schwenkt? Der Alpenrepublik fühle er sich einfach verbunden, sagt Tiersch, fahre oft in den Urlaub dorthin. Später will er sich mit Freunden im Café Kranzler treffen.
Durchziehen bis zum Schluss

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