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Neue Hoffnung durch Sieg gegen die Bayern: Schafft Alba Berlin jetzt endlich die Wende?
Trainer Israel Gonzalez packt die Spieler bei der Ehre und die Mannschaft kämpft sich gegen Bayern München aus dem Loch. An eine plötzliche Lösung aller Probleme glaubt aber niemand.
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Israel Gonzalez wirkt nicht unbedingt wie ein Trainer, der sein Team mit flammenden Ansprachen mitreißt, am Sonntagnachmittag hatte der Headcoach von Alba Berlin in der Halbzeit aber offenbar die richtigen Worte gefunden. Mit einer herausragenden Leistung drehte seine Mannschaft das Spiel nach der Pause und feierte einen vor allem mental enorm wichtigen 88:81-Sieg gegen Tabellenführer Bayern München.
Was er in der Kabine bei zehn Punkten Rückstand und im Angesicht der nächsten drohenden Niederlage genau gesagt hat, wollte Gonzalez anschließend nicht verraten. Er habe die Spieler aber an der Ehre gepackt. „Wir wollen sie daran erinnern, wer sie sind. Bei Alba spielen keine durchschnittlichen Basketballer, sondern nur gute“, sagte der Trainer.
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Vielleicht muss man die Berliner daran tatsächlich mal erinnern, denn in dieser Saison war das immer nur phasenweise zu erkennen. Alba hat sicher nicht die Qualität der begeisternden Jahre von 2017 bis 2022, so schlecht wie es sich aktuell meist präsentiert, ist das Team aber auch nicht. Das größte Berliner Problem liegt eindeutig im Kopf.
„Unsere physischen Probleme sind zu mentalen Problemen geworden“, sagte Gonzalez. Den Spielern fehlt das Selbstvertrauen und der Rhythmus – das Resultat sind vermeidbare Fehler und desolate Wurfquoten.
Auch gegen München waren diese Symptome in der ersten Hälfte eindeutig zu erkennen, bei 19 Punkten Rückstand sah es nach der nächsten Niederlage aus. „Wir waren ein bisschen aufgelöst zwischendurch“, sagte Jonas Mattisseck. Doch mit etwas Glück, viel Einsatz und der Unterstützung der Fans gelang es Alba endlich einmal, einen Rückstand erfolgreich zu drehen. „Dieser Sieg könnte die Wende bringen“, sagte Will McDowell-White, der mit vier Dreiern großen Anteil am Erfolg hatte.
Diese Hoffnung vereint alle im Umfeld von Alba – Mannschaft, Verantwortliche, Fans. Allerdings ist es nicht das erste Mal, dass in dieser Saison ein Sieg als vermeintlicher Wendepunkt ausgerufen wurde. Dem ersten Euroleague-Erfolg gegen Villeurbanne im Oktober folgten jedoch drei Niederlagen in Folge. Nach den emotionalen Siegen gegen Ulm und Mailand waren es derer sogar fünf. „Wir brauchen Kontinuität“, sagte Gonzalez. „Hoffentlich hilft uns dieser Sieg gegen das beste Team in Deutschland dabei, wieder an uns zu glauben.“
Transfer von James Webb geplatzt
Eine Serie positiver Ergebnisse würde Albas angeschlagener Psyche sehr guttun, doch das ist mit dem Spielplan in der Euroleague eher unwahrscheinlich. Am Donnerstagabend sind die Berliner bei Fenerbahçe Istanbul klarer Außenseiter. In der BBL wartet mit dem Tabellenvorletzten Frankfurt Skyliners am Sonntag allerdings ein machbarer Gegner – und in der Bundesliga braucht Alba unbedingt Siege, um den Anschluss an die Play-off-Plätze langsam wieder herzustellen.
„Wir haben vor dem Spiel gesagt: Lasst uns dieses Spiel als Start für einen Lauf, für eine bessere zweite Saisonhälfte nehmen“, sagte Mattisseck und bezeichnete die Leistung in der zweiten Hälfte als guten Grundstein. Allerdings weiß auch der Vizekapitän, dass die Probleme tief liegen. „Wir sagen seit Monaten, dass man nicht einen Schalter umlegt und wir gewinnen danach jedes Spiel.“
Es wird noch ein mühsamer Weg für die Berliner, das war trotz des euphorisierenden Sieges gegen den großen Rivalen aus München offensichtlich. Auch wenn die schlimmste Phase der Verletztenmisere vorbei ist, fehlten am Sonntag mit Martin Hermannsson, Louis Olinde und Justin Bean erneut drei Leistungsträger.
Auch die Suche nach einer Verstärkung nach dem Abgang von Trevion Williams gestaltet sich schwierig. Mit dem 31 Jahre alten US-Amerikaner James Webb III vom türkischen Erstligisten Karşıyaka war sich Alba schon einig, „doch in letzter Minute hat er ein Angebot aus China bekommen und sich umentschieden“, sagte Sportdirektor Himar Ojeda. Es bleibt auf allen Ebenen eine schwierige Saison für Alba Berlin.
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