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Farbenwechsel. Maodo Lo (rechts) hat im Sommer Bayern-Rot gegen Alba-Gelb getauscht.

© Monika Skolimowska/dpa

Maodo Lo spielt mit Alba Berlin gegen Bayern: Neustart gegen die Vergangenheit

Alba Berlin spielt erstmals seit März wieder in eigener Halle. Beim Duell mit dem Rivalen steht vor allem Nationalspieler Maodo Lo im Fokus.

Als Maodo Lo Mitte Dezember das letzte Mal in der Arena am Ostbahnhof spielte, war die Halle mit mehr als 11.000 Zuschauern gut gefüllt. Corona war hierzulande nur eine Biermarke, Alba Berlin lieferte sich ein enges Spiel mit dem ungeliebten Rivalen aus München und Lo rettete sein Team mit zwei Dreiern in die Verlängerung. Wenn sich beide Teams am zweiten Spieltag der neuen Euroleague-Saison am Freitag (20 Uhr, live auf Magentasport) wiedersehen, wird einiges anders sein. Pandemiebedingt dürfen nur 700 Zuschauer in die Halle, es wird penibel auf die Hygiene geachtet – und der gebürtige Berliner Lo spielt nicht mehr für Bayern, sondern für Alba.

Dass ein deutscher Basketball-Nationalspieler im besten Sportleralter von München nach Berlin wechselt, ist dabei durchaus bemerkenswert. Schließlich gründet die mittlerweile über Jahre gewachsene Rivalität zwischen beiden Klubs vor allem auf zahlreichen Transfers in die andere Richtung. Besonders Heiko Schaffartzik und Nihad Djedovic wurden schnell zum Ziel des Berliner Unmutes und von den Fans gnadenlos ausgepfiffen. „Natürlich ist das eine große Rivalität, das hat man auch in München deutlich gespürt“, sagt der 27 Jahre alte Lo. „Alba und Bayern sind zwei Mannschaften, die in den vergangenen Jahren nah beieinander waren.“

Auf der Suche nach dem Rhythmus. An Albas Stil muss sich Maodo Lo erst noch gewöhnen.

© Soeren Stache/dpa

Dass Alba trotz des weiterhin deutlichen finanziellen Rückstandes zuletzt sportlich aufgeholt hat, ist offensichtlich. Seit die spanische Trainerlegende Aito Garcia Reneses 2017 nach Berlin gekommen ist, wird Alba für ambitionierte Spieler stetig attraktiver. „Aito war ein großer Faktor für meine Entscheidung, seine Spielweise und seine Art haben mich schon gereizt“, sagt Lo. „Aber auch die Euroleague und dass meine Familie in Berlin lebt, war wichtig.“

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Genau deshalb will Marco Baldi auch nicht zu viel in den Wechsel hineininterpretieren. „Maodo wollten wir schon seit Jahren holen, ich würde da jetzt trotzdem nicht von einem großen Zeichen sprechen“, sagt der Manager. Schon in den vergangenen Spielzeiten hat Baldi beide Teams auf Augenhöhe gesehen und an diesen Kräfteverhältnissen sollte auch der Wechsel von Lo in seine Heimatstadt nicht viel geändert haben. Denn für große Namen mit ebenso großen Gehaltsansprüchen bleibt Bayern die Nummer eins in Deutschland, Pokalsieg hin, Meisterschaft her.

Diesen Nachteil gleicht Alba jedoch mit kontinuierlicher Aufbauarbeit aus. Spieler wie Martin Hermannsson, Landry Nnoko, Rokas Giedraitis oder zuvor bereits Marius Grigonis haben sich in Berlin für größere Teams empfohlen und diese Beispiele ziehen wiederum neue, entwicklungsfähige Spieler an. Oder wie in diesem ungewöhnlichen Sommer sogar erfahrene Euroleague-Profis wie Spielmacher Lo und den zuvor lange verletzten Jayson Granger.

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Dennoch wird Alba wie schon in den Vorjahren Zeit brauchen, um sich einzuspielen und die Neuen in das freie, auf Kreativität ausgelegte System von Reneses zu integrieren. Bei der Auswärtsniederlage in Tel Aviv in der vergangenen Woche waren zwar schon gute Ansätze zu sehen, aber auch noch viel Luft nach oben. Vor allem bei Lo, der nur vier Würfe nahm und alle verfehlte. „Der Rhythmus fehlt mir noch. Das ist eine andere Spielweise und noch etwas gewöhnungsbedürftig“, sagt Lo.

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Dass der Point Guard in seinem ersten Heimspiel für Alba nun direkt auf sein ehemaliges Team trifft, das mittlerweile von seinem früheren Bamberger Coach Andrea Trinchieri trainiert wird, ruft natürlich Emotionen hervor. „Das wird schon ein besonderes Spiel für mich“, sagt Lo, der gerne seine gesamte Familie und Freunde auf der Tribüne dabei haben würde. Doch selbst die Spieler bekommen unter den momentanen Umständen nur wenige Karten. So wird es wohl nur der engste Kreis und allgemein ein sehr seltsamer Anblick mit etwa 700 Fans in der 14.500-Zuschauer-Arena. „Natürlich würde ich mir mehr Zuschauer wünschen bei meinem ersten Heimspiel“, sagt Lo.

Grundsätzlich herrscht bei Spielern und Verantwortlichen aber große Vorfreude. Das letzte Spiel in der heimischen Halle fand am 4. März gegen den FC Barcelona statt. Kurz darauf wurde der Spielbetrieb eingestellt – und angesichts rasant steigender Fallzahlen kann auch jetzt niemand verlässlich vorhersagen, ob nicht auch der Sport bald wieder von den nächsten Einschränkungen getroffen wird. „Ich freue mich total auf das Spiel“, sagt Manager Baldi. „Diese Zeit ist ziemlich zermürbend und für zwei Stunden kann ich mich mal völlig auf Basketball konzentrieren – und nicht auf irgendwelche Zukunftsszenarien.“

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