
© dpa/Federico Gambarini
Nick Woltemade im deutschen Nationalteam: Vom Ausgepfiffenen zum Hoffnungsträger
Woltemade glänzt bei Newcastle – doch im DFB-Team bleibt sein Potenzial ungenutzt. Zwar wirkt er wie ein klassischer Zielspieler, doch seine Stärken liegen ganz woanders.
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Es ist noch gar nicht so lange her, dass Nick Woltemade von den eigenen Fans ausgepfiffen wurde. Kein Wunder: Als der deutsche Nationalspieler im Duell mit Nordirland beim Stand von 1:1 in der 61. Minute ausgewechselt wurde, hatte er gerade mal 16 Ballkontakte auf dem Konto und keinen einzigen Torschuss. Dass er die zwischenzeitliche Führung von Serge Gnabry aufgelegt hatte, war spätestens dann vergessen, als der für Woltemade eingewechselte Nadiem Amiri mit einer starken Leistung und einem Treffer doch noch den 3:1-Heimsieg einleitete.
Trotzdem scheint es dieser Tage so, als sei der 23-Jährige, der im Sommer für 90 Millionen Euro vom VfB Stuttgart zu Newcastle United in die Premier League gewechselt war, die einzige Aussicht auf Erfolg in den beiden anstehenden Qualifikationsspielen für die Weltmeisterschaft im nächsten Jahr.
Während Bundestrainer Julian Nagelsmann für die beiden angeschlagenen Spieler Oliver Baumann und Jamie Leweling umgehend Ersatz nachnominierte, wartete er bei Woltemade trotz des grippalen Infekts erstmal ab. Zu wichtig ist ihm der Stürmer in den beiden kommenden Länderspielen. Am Donnerstag wurde schließlich bekannt, dass der später angereiste Woltemade für das Spiel gegen Luxemburg, das am Freitag in Sinsheim stattfindet (20.45 Uhr, ARD), zur Verfügung steht.
Während es für seinen Mannschaftskollegen Florian Wirtz in der Premier League noch nicht wirklich rund läuft, startete Woltemade mit Newcastle direkt durch. In seinen ersten sieben Einsätzen erzielte er vier Treffer und verwandelte zuletzt sehenswert einen Elfmeter.
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Auch sein Trainer Eddie Howe schwärmte in der Öffentlichkeit und zeigte sich „beeindruckt“ von den Fähigkeiten des Deutschen. „Um das Beste aus Nick rauszuholen, muss man seine technischen Qualitäten nutzen“, sagte Howe und lobte außerdem das taktische Verständnis sowie das Kombinationsspiel seines neuen Offensivspielers.
Grund genug also, dass Nick Woltemade trotz der zuletzt schwachen Leistungen im Nationalteam nun auch dort der große Hoffnungsträger ist. Selbst wenn er im A-Team in seinen vier Einsätzen noch keinen Treffer erzielen konnte. Das dürfte wohl auch daran liegen, dass die anderen beiden Alternativen ganz vorne – Maximilian Beier (4 Länderspiele) und Jonathan Burkhardt (3) – ebenfalls noch nicht treffen konnten.
Woltemade überzeugt auch statistisch in der Premier League
Was für Woltemade spricht, ist das für Nagelsmann extrem wichtige „Momentum“ und die Tatsache, dass der 23-Jährige im Spiel gegen den Ball enorm wichtig ist. In der Premier League ist er einer der lauffreudigsten Spieler und belegt in wichtigen Statistiken wie Toren pro 90 Minuten, Balleroberungen in der gegnerischen Hälfte, intensiven Läufen oder Dribblings jeweils einen der ersten drei Plätze. Dem ersten Treffer Deutschlands durch Gnabry ging ebenfalls ein Ballgewinn Woltemades vorweg, gefolgt von einem tiefen Pass. Doch warum spiegeln sich diese Anstrengungen nicht auch im Nationalteam in Toren wider?
Er sieht aus wie ein Zielspieler, aber wir werden ihn ganz sicher nicht so einsetzen.
Eddie Howe, Trainer von Newcastle United, über Nick Woltemade
Eine Erklärung könnte die sein, dass Woltemade ins Offensivspiel der Deutschen kaum eingebunden ist. Während er in Newcastle immer wieder Angriffe einleitet und nicht nur der Abnehmer im Strafraum ist, soll er im Nationaldress meist den klassischen Mittelstürmer geben und Hereingaben verwerten. Bei seinen 1,99 Metern Körpergröße erscheint dieser Spielansatz logisch. „Er ist ganz anders. Er sieht aus wie ein Zielspieler, aber wir werden ihn ganz sicher nicht so einsetzen“, meint allerdings Newcastle-Trainer Howe.
Im Nationalteam wird aber zuallererst Florian Wirtz die Rolle des Gestalters zuteil. Trotzdem könnte die Ergänzung mit Woltemade von Erfolg gekrönt sein und dem deutschen Spiel etwas mehr Variabilität geben. Durch das Entgegenkommen von Woltemade ergeben sich Räume dahinter für Wirtz oder Amiri, während die formstarken Flügelspieler Gnabry und Karim Adeyemi für das nötige Tempo in die Tiefe sorgen könnten. Eine Blaupause dafür lieferte das 1:0 gegen Nordirland.
In jedem Falle braucht es am Freitagabend in Sinsheim Tore, um das WM-Ticket auf direktem Wege zu lösen. Wer letztlich trifft, spielt dabei wohl kaum eine Rolle. Blickt man auf die derzeitige Form, bleibt allerdings tatsächlich zu hoffen, dass Nick Woltemade schon wieder fit genug für die Startelf ist.
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