
© AFP/Andre Dias Nobre
Niveaualarm bei der Fußball-EM: Bloß nicht einschlafen!
Die K.o.-Spiele bei dieser Europameisterschaft sind von Taktik geprägt. Schön ist das selten, aber Fußball ist schließlich ein Ergebnissport. Doch es gibt noch Hoffnung auf ein finales Spektakel.

Stand:
Das EM-Viertelfinale ist vorbei, lange in Erinnerung werden die Spiele nicht bleiben. Safety first war die Devise, die irgendwie alle Trainer ihren Mannschaften mit auf den Weg gegeben hatten.
Na klar, das Spiel der Deutschen gegen Spanien hatte hohen Unterhaltungswert. Aber da sich beide Teams in ihrem Duell weitgehend neutralisierten, lebte es letztlich von der Spannung und dem Kampf der DFB-Elf gegen das drohende Aus. Auch das hat unzweifelhaft seinen Reiz. Fakt aber ist: Einsatz, Leidenschaft und Physis standen im Vordergrund, sowohl Deutschland als auch Spanien konnten zuvor im Turnier schon mehr begeistern.
Vielleicht ragt dieses Viertelfinale auch heraus, weil die beiden folgenden an Tristesse kaum zu überbieten waren und logischerweise erst im Elfmeterschießen entschieden wurden. Immerhin boten Holländer und Türken am Samstagabend noch einmal ein zumindest in der zweiten Halbzeit sehr ansehnliches Spiel.
Zuvor hatte das Aus der Portugiesen mal wieder ein ungeschriebenes Statistik-Gesetz unterstrichen: Zwei Elfmeterschießen bei einem Turnier zu gewinnen, ist eine nahezu unmögliche Aufgabe. In sieben Versuchen von Mannschaften, das bei einer EM zu schaffen, klappte das einzig für Italien beim Titelgewinn 2021.
Aber zurück zum Niveaualarm in den K.o.-Spielen dieser Europameisterschaft. Wird ein Spiel in Erinnerung bleiben und sogar zum Klassiker werden? Eher nein. Wobei die Qualität bei der EM schon seit den zweiten Gruppenspielen sukzessive gesunken ist. Also just mit dem Moment, in dem die Mannschaften wirklich etwas zu verlieren hatten.
Das zeigt auch die Torstatistik. Gab es am ersten Vorrundenspieltag noch 34 Tore (2,83 im Schnitt) waren es am letzten nur noch 19 (1,67 Tore pro Spiel). Der Gesamttoreschnitt liegt bei 2,27 und wurde in diesem Jahrtausend bei Europameisterschaften nur einmal unterboten (2016 = 2,12).
Positiv herausragen konnte neben den Auftritten der deutschen Mannschaft im späteren Turnierverlauf noch das Gruppenspiel zwischen Österreich und Holland, vielleicht war es das bisher beste Spiel der EM überhaupt.
Vier Fußballgroßmächte im Halbfinale
Im Halbfinale stehen nun vier absolute Fußballgroßmächte. Taktisch dürften die drei verbleibenden Spiele auf höchstem Level ausgetragen werden. Ob das dann aber reicht, um die Zuschauer wirklich begeistern zu können?
Frankreich hat es bei diesem Turnier so weit geschafft, ohne selbst aus dem Spiel heraus ein Tor erzielt zu haben. Die Spanier müssen gegen diese Defensive erst einmal ein Mittel finden. Womöglich versanden ihre Offensivbemühungen ohne frühen Treffer beizeiten und das große Belauern hält Einzug.
Das zweite Halbfinale sieht mit den Holländern die defensiv wahrscheinlich schwächste Mannschaft im Halbfinalquartett. Dafür hat das Team von Ronald Koeman bereits neun Tore erzielt, nur Spanien und Deutschland kommen auf mehr. Für die Engländer bietet sich in diesem Duell womöglich die Chance, selbst mit etwas mehr Esprit nach vorne zu spielen, als dies bisher der Fall war. Dass es wirklich so kommt, ist nicht sehr wahrscheinlich.
Hoffnung auf ein spätes Spektakel bei dieser EM macht immerhin noch eine andere Tatsache. Bei der WM 2022 gab es mit dem Endspiel zwischen Argentinien und Frankreich den absoluten Höhepunkt auch erst ganz zum Schluss.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: