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Leo Köpp (vorne) war in Paris bei den Olympischen Spielen am Start.

© IMAGO/Tobias Lackner

Ob Spazieren, Breitensport oder Olympia: Gehen ist die ursprünglichste Bewegungsform des Menschen

Als Wettkampfsport hat Gehen an Beliebtheit eingebüßt, doch die Disziplin hat viele positive Effekte auf Körper und Geist. Es muss ja nicht gleich die Olympiateilnahme sein wie für Leo Köpp.

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Marschieren, spazieren, walken, flanieren, gehen, schlendern, laufen – es gibt viele Möglichkeiten, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Sie unterscheiden sich durch Geschwindigkeit und Technik. Fortbewegungsarten, die unter dem Begriff „Gehen“ zusammengefasst werden, sind die ursprünglichsten und natürlichsten Bewegungsformen des Menschen.

Trotzdem denken die meisten bei Sport automatisch an Joggen, Radfahren oder Krafttraining. Dabei bietet das Gehen als gezielte sportliche Aktivität zahlreiche Vorteile, die es besonders und einzigartig machen. Walken ist im Breitensport fest etabliert, Gehen als Wettkampfsport hat dagegen im Laufe der Jahrhunderte an Attraktivität eingebüßt.

1682 gab es den ersten Geh-Wettkampf in London. Seither hat sich gerade im Hinblick auf die Distanzen, die gegangen werden, viel verändert. Doch die Anzahl der Athleten, die sich fürs Gehen entscheiden, ist zurückgegangen. Dabei ist das Gehen nicht nur ein wirkungsvoller Sport, was den Fitnessgrad angeht, sondern auch ein mental höchst anspruchsvoller.

„In keiner anderen Ausdauerdisziplin muss man bis zum Ende der Strecke so ein hohes Niveau an Konzentration aufrechterhalten. Das zeichnet die Persönlichkeit des Gehers aus. Man darf sich als Athlet keinen Technikfehler erlauben“, sagt Leo Köpp, der beim SC Tegeler Forst trainiert und 2024 bei den Olympischen Spielen in Paris als Geher an den Start gegangen ist. Dort belegte der 26-Jährige den 23. Platz.

„Ich habe zwölf Jahre lang Leichtathletik trainiert und wurde, als ich etwa 15 war, zu einem Probetraining für die Geh-Disziplin eingeladen“, sagt Köpp. Aus dem Probetraining wurde die Qualifikation für die Deutsche Meisterschaft und von da an war er bei den großen Wettbewerben dabei.

Gehen hilft auch der Psyche

Köpp brennt für das Gehen, beschreibt den Sport als einen, der vor allem auch Gemeinschaft fördert, denn trainiert wird meist in Gruppen. „Außerdem gefällt mir, dass ich immer rauskomme und viel in der Natur trainieren kann.“ Ob Mauerweg, Treptower Park, Tiergarten oder Grunewald – Berlin bietet unzählige Möglichkeiten und Strecken.

Das Erlernen des sportlichen Gehens erfordert ein hohes Maß an Achtsamkeit für die eigene Körperhaltung und Bewegungsausführung. Eine aufrechte Körperhaltung mit lockerem Schultergürtel und leicht angespanntem Bauch ist ebenso wichtig wie das saubere Abrollen des Fußes von der Ferse bis zu den Zehen.

Beim Wettkampfgehen wird das vordere Bein beim Auftritt durchgestreckt, und auf keinen Fall dürfen beide Füße in der Luft sein. Diese anspruchsvolle Technik verleiht dem Gehen den charakteristischen, leicht schaukelnden Bewegungsablauf. Köpp sagt, dass der Sport trotz der außergewöhnlichen Bewegung sehr gelenkschonend ist und dass auch die Wirbelsäule viel weniger belastet wird als zum Beispiel beim Rennen.

Mammutmarsch, Megamarsch oder Mauerwegslauf

Wer nicht gleich an Wettkampf-Gehen denkt, sondern Gehen eher als Power Walking oder Marschieren praktizieren will, für den sind die Einstiegshürden absolut niedrig. „Man muss einfach nur vor die Tür gehen und anfangen“, meint Köpp. Gehen ist für nahezu jeden geeignet – vom sportlichen Anfänger über ältere Menschen bis hin zu jenen, die sich nach einer Verletzung oder Erkrankung langsam wieder an Bewegung herantasten möchten.

Gehen verbessert die Ausdauer, stärkt die allgemeine Fitness, hilft bei der Gewichtsregulierung und kann Bluthochdruck sowie erhöhte Cholesterinwerte positiv beeinflussen. Zudem wirkt sich der Sport äußerst wohltuend auf die Psyche aus – wer regelmäßig geht, baut Stress ab, fördert seine Konzentration und stärkt das seelische Gleichgewicht.

Wer gern in Gemeinschaft geht und das mit sportlicher Ambition, für den bieten sich um und in Berlin viele Gelegenheiten: Ob Mammutmarsch, Megamarsch, Ultramarsch oder Mauerwegslauf – das sportliche Gehen ist beliebt. Diese Attraktivität würde sich Köpp auch für den Wettkampf-Gehsport wünschen. Mehr noch, er hätte gern die Olympischen Spiele in Berlin und ist überzeugt, dass sie Berlin mit seiner reichen Sport- und auch Gehsport-Geschichte gut stehen würden.

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