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Superstar. Alex Owetschkin jubelt nach seinem Hattrick im dritten Drittel eines NHL-Eishockeyspiels gegen die Vegas Golden Knights.

© dpa/John Locher

Owetschkin, Putin und der Eishockey-Rekord: Die doppelte Moral der NHL

Eine Verletzung stoppt Alexander Owetschkin auf dem Weg zum Torrekord in der NHL. Aber die Frage, warum sie Putins Superstar in den USA so hochjubeln, bleibt.

Claus Vetter
Ein Kommentar von Claus Vetter

Stand:

Alexander Owetschkin ist schwer verletzt, er hat sich das linke Wadenbein gebrochen. Das heißt, der Torrekord des großen Wayne Gretzky kann erst einmal nicht gebrochen werden in der National Hockey League (NHL). Denn dem ist der 39 Jahre alte russische Superstar und Dauerbrenner der Washington Capitals auf den Fersen. Mit 868 Toren liegt der Russe nur noch 26 Treffer hinter Gretzkys Marke.

Wenn es nach gesundem Menschenverstand geht, kann man argumentieren, dass Owetschkin schon seit zwei Jahren nicht mehr in der NHL auf dem Eis stehen sollte. Zwar hat er sich 2022 wachsweich gegen den Krieg ausgesprochen, aber der beliebteste russische Sportler ist immer noch ein Freund von Wladimir Putin. Auf seinem Instagram-Konto strahlt seine Zahnlücke im Profibild immer noch auf einer Aufnahme neben Kriegstreiber Putin.

So sieht das aus. Das Instagram-Profil von Owetschkin.

© promo

NHL-Ikone Dominik Hasek hat die NHL wegen Owetschkin schon nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine angezählt. Nachdem der russische Stürmer gesagt hatte, er sei kein Politiker und „Putin ist mein Präsident“, hatte Hasek gefordert, dass die NHL die Verträge aller russischen Spieler sofort aussetzen müsse. Jeder Athlet repräsentiere nicht nur sich selbst und seinen Verein, sondern auch sein Land und seine Werte und Handlungen. Tue die NHL dies nicht, trage sie eine indirekte Mitverantwortung für die Toten in der Ukraine.

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Der einstige tschechische Torwart Hasek ist nicht der Einzige, der seitdem die NHL wegen ihres Umgangs mit den russischen Profis in der Liga kritisiert hat. Es ist in der Tat schon etwas befremdlich, wie die größte Eishockeyliga der Welt Owetschkin seit Wochen auf dem Weg zur Rekordmarke großflächig abfeiert. In vielen Sportarten sind Athleten aus Russland ausgeschlossen worden, in europäischen Eishockeyligen sind sie kaum noch unterwegs.

Die „New York Times“ kommentierte schon 2023: „Owetschkin ist kein Held. Er verdient es nicht, gefeiert zu werden.“ Wobei das seltsame Bildchen auf Instagram schon Fragen aufwirft: Warum ist es so unscharf? Und warum macht Owetschkin neben Putin mit einer Hand die Schere? Heißt das „sorry, Präsident“? Oder etwa Frieden?

So lustig ist das alles nicht angesichts dessen, was in der Ukraine passiert.

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