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Christopher Trimmel (rechts, hier gegen Leverkusens Alejandro Grimaldo) wartet mit dem 1. FC Union Berlin seit sieben Spielen auf einen Sieg.

© imago/Matthias Koch

Richtungsweisendes Duell mit dem Schlusslicht: Der 1. FC Union Berlin kämpft gegen die Geister der Vorsaison

Gegen den noch sieglosen VfL Bochum ist ein Erfolg für den 1. FC Union Berlin eigentlich Pflicht. Doch die Bilanz ist schlecht und das Trauma der vergangenen Saison schwingt mit.

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Bo Svensson konnte wieder lächeln. Am vergangenen Wochenende hatte der Trainer des 1. FC Union Berlin vor lauter Frust kaum reden können. Nun, fünf Tage später, war das bittere 2:3 in Stuttgart schon aufgearbeitet.

„Das war auf der einen Seite ein harter Schlag, aber wir haben auch gesehen, was wir da richtig gemacht haben“, sagte Svensson und blickte voller Zuversicht auf das Heimspiel im Stadion An der Alten Försterei am Samstag gegen den VfL Bochum (15.30, Sky). „Wir haben eine richtig gute Trainingswoche gehabt und wir freuen uns einfach auf das Spiel.“

In den letzten Wochen war sowas in Köpenick des Öfteren zu hören gewesen. Trotz sieben Spielen ohne Sieg lässt man sich bei Union noch keine Krise herbeireden. Stattdessen gilt das Credo nach jedem Rückschlag: Abhaken, das Positive mitnehmen, nach vorne schauen. So auch diese Woche, in der man mehr denn je vor den Geistern der Vorsaison flüchtet.

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Während die Mannschaft vor den vergangenen Spielen gegen Topteams nur wenig Druck hatte, ist die Situation nun anders. Das Duell mit Bochum ist richtungsweisend: Ein Sieg würde die Negativserie und das leidige Zählen von Spielen ohne Sieg beenden. Eine Niederlage wäre tabellarisch und moralisch ein herber Schlag.

Wir haben immer ein bisschen Probleme mit Bochum, ich habe mit Union nie gegen sie gewonnen.

Frederik Rönnow

Zwar geht Union als klarer Favorit ins Duell mit dem kriselnden Tabellenschlusslicht Bochum, das nur zwei Punkte aus den ersten 13 Spielen geholt hat und auch unter dem neuen Trainer Dieter Hecking noch nicht die Wende geschafft hat. Dennoch spricht die Vergangenheit nicht unbedingt für die Berliner.

Aus den letzten vier Spielen gegen den VfL holten sie schließlich nur einen einzigen Punkt. Besonders traumatisch war dabei die 3:4-Niederlage im vergangenen Mai, die Unions Abstiegssorgen enorm vergrößerte. Es ist bis heute Bochums letzter Sieg in der Fußball-Bundesliga.

„Wir haben immer ein bisschen Probleme mit Bochum, ich habe mit Union nie gegen sie gewonnen“, räumte auch Torhüter Frederik Rönnow diese Woche ein. Das verrückte Spiel vor sieben Monaten, als Union nach 30 Minuten schon 0:3 hinten lag, habe er allerdings nicht im Kopf: „Das war eine andere Situation. Wir haben jetzt einen neuen Trainer und wir haben den Glauben vor dem Spiel am Samstag.“

So alarmierend wie in der vergangenen Saison, als Union unter anderem zwölf Spiele in Folge verlor, ist die Situation tatsächlich noch lange nicht. „Damals gab es viel Negativität. Wir lagen in jedem Spiel zur Halbzeit hinten, jeder Torschuss ein Gegentor. Natürlich wollen wir nicht dahin, aber das ist auch nicht mein Gefühl“, sagte Rönnow.

Die Torflaute ist überwunden

Tatsächlich gibt es auch gute Zeichen. In den letzten zwei Spielen konnte Union mit Meister Leverkusen und Vizemeister Stuttgart immerhin gut mithalten und nebenbei auch die Torflaute der vergangenen Wochen beenden. „In den ersten 50 Minuten haben wir gut gespielt, und auch die Reaktion nach dem 2:3 war gut. Diese Dinge müssen wir mitnehmen für das nächste Spiel“, sagte Rönnow.

Dennoch kehren die Erinnerungen an die vergangene Saison immer wieder zurück. Je länger die aktuelle Negativserie dauert, desto mehr denkt man zwangsläufig an den Herbst 2023 zurück. Auch damals hat die Leistung oft gestimmt. Auch damals entwickelte die Krise irgendwann ihr eigenes Momentum.

Genau dieser Entwicklung will man jetzt vorbeugen, am besten mit einem klaren Sieg gegen Bochum. Damit würde man nicht nur den Platz im Tabellenmittelfeld festigen, sondern auch im letzten Heimspiel des Kalenderjahres den Fans ein wenig festlichen Zauber schenken. „Vor dieser besonderen Kulisse ist es immer ein Highlight. So eine Unterstützung zu spüren, auch wenn die Dinge nicht laufen, ist nicht selbstverständlich“, sagte Svensson.

Gegenseitige Unterstützung und gute Laune sind aber das eine. Das andere sind Ergebnisse. Und wie Rönnow diese Woche betonte, gibt es am Ende wohl nur einen Balsam gegen die Wunden des vergangenen Jahres: „Wir müssen nicht nur darüber reden, sondern auf dem Platz schauen, dass wir wieder drei Punkte kriegen“.

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