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Zweifellos ist dieser junge Mann Antonio Rüdiger.

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Seltsamer EM-Kader von Playmobil: Antonio Rüdiger und der Club der Aussortierten

Der Spielehersteller Playmobil verstört die Fans mit einem eigenwilligen EM-Kader. Aber die Auswahl hat auch etwas Gutes.

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Der Autor dieser Zeilen erinnert sich noch gerne an die Fußball-Weltmeisterschaft 1986 in Mexiko. Nicht, dass er die Spiele mit besonderer Inbrunst verfolgt oder sie gar vor Ort besucht hätte. Nein, viel besser: Bereits im Vorfeld verdrückte er ohne Ende Haselnussschnitten namens Hanuta und Schokoriegel namens Duplo des bei zumindest bei Kindern beliebten Süßwarenherstellers Ferrero.

Der Verzehr war dringend nötig geworden, weil Ferrero vor den großen Turnieren das beliebte Klebeheftchen mit dem Kader der deutschen Nationalmannschaft herausbrachte. Der kluge Schachzug: Die Klebebilder mit den Spielerporträts befanden sich direkt unter der Verpackung. Wer das Büchlein schnell vollbekommen wollte, der aß Duplo, bis ihm schlecht wurde. Die Verpackung war transparent genug, um die Spieler erkennen zu können. Bei Hanuta bot es sich an, vor dem Kauf die Zellophan-Folie ein bisschen abzuziehen und einen Blick ins Innere zu wagen.

1986 lugten dann Fußballer wie Michael Frontzeck, Norbert Meier oder Frank Mill hervor. Schön war auch die Infoleiste zu den Spielern: Das Lieblingsessen von Frontzeck zum Beispiel war Steak, Fritten, Salat und Sauce Bearnaise, sein Lieblingssänger war Billy Idol. Frank Mill mochte Sauerbraten und Bruce Springsteen. Mehr musste man über seine Helden nicht wissen.

Steak, Fritten und Billy Idol - das mochte Michael Frontzeck.

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Sicher, etwas unglücklich war es, dass weder Frontzeck, Meier oder Mill ein Spiel für die deutsche Nationalmannschaft bei der WM in Mexiko bestritten. Sie waren von Teamchef Franz Beckenbauer nicht für das Turnier nominiert worden. Doch was damals schon galt, gilt heute noch: die Produktionszeit für derlei Artikel lag beziehungsweise liegt weit vor der Bekanntgabe der Kader für die Turniere.

Jüngstes Beispiel: das „DFB Stars“-Team von Spielehersteller Playmobil, das bei Edeka erworben werden kann. Playmobil geht unter anderem mit Matthias Ginter, Mats Hummels, Robin Gosens und Niklas Süle in der Abwehr ins Turnier. Immerhin: Mit Antonio Rüdiger und Joshua Kimmich sind auch zwei Abwehrspieler im Sortiment, die sich im echten EM-Kader befinden. Das ist keine gute Quote, aber was will man angesichts des Umbruchs unter Bundestrainer Julian Nagelsmann als Spielzeughersteller machen.

Doch der falsche Kader hat auch seine Vorteile: Jedes Kind kann behaupten, dass – sollte die Nationalmannschaft scheitern – es mit Gosens, Süle und Co. besser gelaufen wäre. Abgesehen davon sind einzelne Spieler ohnehin Schall und Rauch. Am Ende gewinnt das Team.

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