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Endlich komplett. Gegen Griechenland steht Bundestrainer Nagelsmann erstmals der komplette EM-Kader zur Verfügung. Toni Kroos (Mitte) ist erstmals dabei.

© dpa/Christian Charisius

Update

Letztes Testspiel vor der EM: Ein bisschen Aberglaube ist beim DFB auch dabei

Im finalen Test vor der Europameisterschaft im eigenen Land trifft die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in Mönchengladbach auf Griechenland. Der Spielort lässt hoffen.

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Die Vergabe von Länderspielen durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB) ist mutmaßlich eine komplizierte Angelegenheit. Viele Faktoren sind dabei zu berücksichtigen, die Größe der Stadien, der regionale Proporz und vielleicht noch einiges mehr. Mit Blick auf das an diesem Freitag anstehende Länderspiel der Nationalmannschaft gegen Griechenland (20.45 Uhr, live bei RTL) könnte man zu dem Ergebnis gelangen, dass auch der Aberglaube eine Rolle spielt.

Dass der DFB sich für Mönchengladbach als Austragungsort für den letzten Test vor der Heim-EM (14. Juni bis 14. Juli) entschieden hat, wirkt zumindest wie ein gut durchdachter Plan. Auch bei den beiden vorangegangen Turnieren in Deutschland, beim Confed-Cup 2005 und der Weltmeisterschaft 2006, hat die Nationalmannschaft ihren finalen Test jeweils im Borussia-Park ausgetragen.

Das Länderspiel am 8. Juni 2005 gegen Russland war sogar das erste überhaupt in Mönchengladbach. Der Neubau des Borussia-Parks, zum damaligen Zeitpunkt knapp ein Jahr in Betrieb, machte es möglich. Denn der altehrwürdige Bökelberg, die vorherige Spielstätte der Gladbacher, galt als nicht nationalmannschaftstauglich; lediglich die Premiere des Teams 2006 (unter anderem mit Arne Friedrich und Tim Borowski, aber auch mit Enrico Kern und Benjamin Lense) hat dort 2002 stattgefunden.

Die Generalprobe für den Confed-Cup, exakt eine Woche vor dem ersten Gruppenspiel gegen Australien, war das erste richtige Länderspiel in Mönchengladbach. Es endete mit einem 2:2-Unentschieden – weil die Russen durch Andrej Arschawin in letzter Minute noch zum Ausgleich kamen. Für die Nationalmannschaft hatte Bastian Schweinsteiger beide Treffer erzielt, seine ersten Länderspieltore überhaupt.

Bastian Schweinsteiger (rechts) erzielte 2005, im ersten Länderspiel in Mönchengladbach, beide deutschen Tore beim 2:2 gegen Russland.

© imago/Uwe Kraft

Schweinsteiger war auch ein Jahr später unter den Torschützen, als die Nationalmannschaft – wieder in Mönchengladbach, wieder exakt eine Woche vor dem Turnierauftakt – 3:0 gegen Kolumbien gewann. Kapitän Michael Ballack und Tim Borowski steuerten die weiteren Treffer bei.

Drei Tage nach einem ernüchternden 2:2 gegen Japan löste der klare Sieg gegen die Südamerikaner tatsächlich so etwas wie einen Stimmungsumschwung im deutschen Fußballvolk aus. „DFB-Elf glänzt gegen Kolumbien“, schrieb „Spiegel Online“. „Die WM kann beginnen“, titelte die „FAZ“. „Die Begeisterung ist neu entfacht, die Startelf steht.“

Nagelsmanns Kader ist endlich komplett

Sowohl beim Confed-Cup als auch bei der Heim-WM ein Jahr darauf schafften es die Deutschen nach der Generalprobe in Mönchengladbach ins Halbfinale; am Ende belegten sie jeweils Platz drei, was damals durchaus als Erfolg angesehen wurde. „Anscheinend hat es ja ganz gut geklappt“, sagt Marc-André ter Stegen, hinter Manuel Neuer aktuell Torhüter Nummer zwei der Deutschen.

Ter Stegen, 32, ist in Mönchengladbach geboren und hat im Borussia-Park vor 13 Jahren sein Profidebüt gefeiert. An die ersten beiden Länderspiele in seiner Heimatstadt hat er jedoch keine Erinnerung. „Das ist ja schon lange her“, sagt er.

An diesem Freitag gastiert der Torhüter des FC Barcelona mit der Nationalmannschaft in seiner alten Heimat. Zum Einsatz wird er vermutlich nicht kommen. „Ich gehe nicht davon aus“, sagt er.

Zwei Spieler müssen noch gestrichen werden

Julian Nagelsmann wird den Test gegen Griechenland (mit Andreas Bouchalakis von Hertha BSC) wohl dazu nutzen, die designierte Stammelf für die EM aufzubieten. Erstmals steht dem Bundestrainer der komplette Kader zur Verfügung, nachdem die Champions-League-Finalisten Toni Kroos, Antonio Rüdiger, Nico Schlotterbeck und Niclas Füllkrug sowie der gesperrte Leroy Sané Anfang der Woche, beim 0:0 gegen die Ukraine, noch gefehlt hatten.

Schon unmittelbar nach dem Spiel gegen die Griechen aber wird Nagelsmann noch zwei Spieler aus seinem aktuell 28 Mann starken Kader streichen müssen. Der eine dürfte Rocco Reitz sein, der ohnehin nur berufen worden war, um die Trainingsgruppe während der Vorbereitung aufzufüllen. Wen es außerdem noch erwischen wird, hat der Bundestrainer für sich schon entschieden, aber noch nicht bekannt gegeben. Auch dem Betroffenen nicht.

Das wird erst kurz nach dem Abpfiff der Begegnung mit den Griechen passieren. Bis null Uhr muss der finale EM-Kader der Uefa gemeldet werden. Für die Entscheidungsfindung des Bundestrainers ist das Spiel also von nachrangiger Bedeutung, nicht aber für das gute Gefühl mit Blick auf die Europameisterschaft.

„Der letzte Test ist wichtig für uns“, sagt Innenverteidiger Rüdiger. „Wir wollen daraus Selbstvertrauen mitnehmen.“ Und nebenbei eine Serie fortschreiben. Vor den vergangenen neun großen Turnieren hat die Nationalmannschaft das finale Testspiel immer gewonnen. Die letzte Niederlage gab es 2004, im Anlauf auf die EM in Portugal, als die Deutschen 0:2 gegen Ungarn verloren. Gabor Kiraly stand damals bei den Ungarn im Tor, ihr Trainer war Lothar Matthäus.

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