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Das kroatische Team beim Jubeln.

© REUTERS/Carl Recine

Sieg gegen England: Kroatien steht im Finale gegen Frankreich

Zum ersten mal in der Geschichte des Landes steht die kroatische Nationalmannschaft im WM-Finale. Im Spiel gegen England war das lange nicht zu erahnen.

Russland erlebt den Aufstieg einer neuen Fußball-Weltmacht. Sie trägt Trikots im Schachbrettmuster und wird bei ihrer Expedition zur WM von Tausenden begleitet, die am Mittwoch im Moskauer Luschniki-Stadion tanzten und sangen und jubelten, dass da wenig Möglichkeiten zur Steigerung für den Sonntag bleiben. Für das größte Spiel in der Geschichte Kroatiens, das Finale der Weltmeisterschaft ebenfalls im Luschniki gegen Frankreich. Ja, Kroatien steht im Finale! Der frühere Münchner Mario Mandzukic schoss in der 109. Minute das Tor zum 2:1 (1:1, 0:1)-Sieg nach Verlängerung über England.

Kroatien feierte auf den Tribünen, dem Rasen, in den Straßen von Moskau und am intensivsten wahrscheinlich in der Heimat. Mandzukic wird wahrscheinlich heilig gesprochen. Doch das dramatische Ende kaschiert kaum, dass die 78.011 Zuschauer ein WM-Halbfinale auf recht bescheidenem Niveau erlebten – vielleicht auch, weil es so früh eine Festlegung durch das englische Führungstor erfuhr.

Es war Kroatiens Kapitän Luka Modric, der 20 Meter vor dem eigenen Tor dem Engländer Dele Alli in die Beine trat. Zur Ausführung des fälligen Freistoßes trat Kieran Trippier an. Er schoss mit viel Effet, aber nicht besonders platziert. Kroatiens Torhüter Daniel Subaric machte nur einen halben Schritt in die linke Ecke und sprang auch nicht allzu beherzt. Traurig schaute er dem Ball hinterher und Kroatien lag hinten.

Zu diesem Zeitpunkt war das Halbfinale noch nicht einmal fünf Minuten alt. Das war schön für England, aber nicht ganz so schön für das Spiel. Die Engländer reduzierten die Offensivarbeit auf gelegentliche Kommandounternehmen, sie liefen meist über Alli, richteten aber wenig Schaden ein. Ansonsten überließen sie die Initiative gern den Kroaten.

Müde Kroaten

Dass die große Zeit des auf Ballbesitz orientierten Fußballs zu Ende geht, ist ja keine so neue Erkenntnis. Auch die Kroaten taten sich schwer mit der Führung eines Gegenbeweises. Modric ließ sich wie gewohnt zurückfallen, ging weite Wege und setzte immer wieder seine Kollegen ein, aber die wirkten erst einmal müde. Gezeichnet von zwei K.o.-Rundenspielen über 120 Minuten plus Elfmeterschießen. Hier versprang ein Ball, dort geriet ein Pass zu lang oder kurz.

Kroatiens auffälligster Spieler war lange Zeit Verteidiger Domagoj Vida, aber auch nur, weil er bei jedem Ballkontakt von den russischen Zuschauern ausgepfiffen wurde. Die Videobotschaft, in der Vida den Sieg im Viertelfinale über die Russen der Ukraine gewidmet hatte, kam beim WM-Gastgeber nicht so gut an.

England hätte nachsetzen können, nachsetzen müssen. Doch Harry Maguire nahm bei einem Kopfballversuch die Hände zur Hilfe, vor Harry Kanes Schuss an den Pfosten wollte der Schiedsrichterassistent eine Abseitsstellung erkannt haben, und die größte Chance zum zweiten Tor wurde recht kläglich vergeben. Das sah richtig gut aus, wie Alli den Ball in den Lauf von Jesse Lingard spielte. Der hatte Zeit und Platz, legte sich den Ball noch einmal am Kreidestrich des Strafraums zurecht – und zirkelte ihn drei Meter am Tor vorbei.

Und Kroatien? Der späte Held Mandzukic schlich lang Zeit kraftlos über den Platz, auch die Flügelstürmer Ivan Perisic und Ante Rebic spielten bis weit in die zweite Halbzeit hinein bemerkenswert fantasielos. Bis Perisic dann doch eine außergewöhnliche Idee hatte. Sime Vrsaljko flankte von rechts, Kyle Walker wollte mit dem Kopf klären, aber von hinten flog Perisic heran und stieß den Ball spektakulär mit der Sohle ins Tor. Das sah nach gefährlichem Spiel aus, aber kein Engländer reklamierte und auch der Schiedsrichter Cüneyt Cakir sah keinen Grund zur Aberkennung des Ausgleichstores.

Kroatien hat das Spiel im Griff

Nur drei Minuten später hatte Perisic das 2:1 auf dem Fuß und Pech, dass der Ball vom rechten Pfosten zurückprallte. Verzweifelt suchten die Engländer einen Weg aus ihrer Passivität heraus. Kroatien hatte das Spiel im Griff und Torchancen, durch Mandzukic und abermals Perisic. Die englischen Fans sangen „God Save the Queen“, und irgendwie retteten sich die kickenden Untertanen ihrer Majestät in die Verlängerung.

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England schüttelte sich und hatte durch John Stones die Führung auf dem Kopf, doch Vrsaljko rettete auf der Torlinie. Und doch blieb Kroatien überlegen. Mandzukic vergab eine große Chance, als Englands Torhüter Jordan Pickford mit einer großartigen Fußparade klärte. Dann aber kannte der Mann von Juventus Turin keine Gnade mehr. Walker bekam den Ball nicht aus dem Strafraum, Perisic verlängerte per Kopf auf Mandzukic, der ihn in die rechte Ecke jagte. England drückte, Kroatien verteidigte und konterte, vier Minuten wurden nachgespielt. Und eine lange Partynacht nahm ihren Lauf.

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