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Sieg nach Verlängerung im Pokalfinale: TuS Makkabi setzt sich gegen Sparta durch
Im Duell der Überraschungsteams gerät Makkabi zunächst in Rückstand, dreht dann aber die Partie gegen den Meister der Berlin-Liga.
Stand:
Der TuS Makkabi hat vor 4673 Zuschauenden den Berliner Landespokal gewonnen. In einem spannenden Finale setzte sich der Oberligist 3:1 (1:1, 0:1) nach Verlängerung gegen Berlin-Liga-Meister Sparta Lichtenberg durch. Damit sicherte sich das Team von Cheftrainer Wolfgang Sandhowe als erster Deutsch-Jüdischer Verein in der Geschichte einen Startplatz in der 1. Runde des DFB-Pokals.
„Für mich war das ein Spiel auf Augenhöhe, wir waren am Ende vielleicht einen Tick besser“, sagte Sandhowe. Sein Gegenüber, Spartas Chefcoach Dragan Kostic war ob der knappen Niederlage sichtlich niedergeschlagen und meinte: „Ich glaube, das Quäntchen Glück hat uns heute gefehlt. Glückwunsch an Wolfgang (Sandhowe) und Makkabi!“
Mit dem leider notwendigen, aber würdigen Gedenkmoment zu Ehren des kürzlich in Folge einer Auseinandersetzung bei einem Jugendturnier verstorbenen Berliner Jugendfußballers, währenddessen sich die Spieler beider Team gemischt hinter dem Spruchband „Gemeinsam gegen Gewalt” versammelten, startete die Partie.
Danach war alles fast wie in einem Traum eines jeden Fußballromantikers. Ein Stadion, wie es schöner kaum geht, ist das Mommsenstadion ohnehin. Vielleicht sind die Zuschauenden durch die Laufbahn etwas weit weg, aber das lässt sich bei strahlendem Sonnenschein verschmerzen. Und es traf ein Fünftligist auf einen Sechstligisten, beide waren vorher gegen klassenhöhere Teams siegreich geblieben.
Zuschauerziel des Verbandes wird übertroffen
Bei diesen Voraussetzungen überraschte es nicht, dass der Berliner Fußball-Verband sein Ziel von 4000 Zuschauer*innen übertraf und nicht nur die beiden Vereine ihre Anhängerschaft mobilisieren konnten, sondern auch zahlreiche neutrale Fußballfans gen Eichkamp pilgerten. Darunter auch Anhänger*innen der DFB-Pokalfinalisten Leipzig und Frankfurt. Ungewöhnlich viele Check-Ins wurden dann auch in einer App für Fußballreisende im Mommsenstadion registriert.
Auch wenn die Trainer im Vorfeld eher von ausgeglichenen Voraussetzungen sprachen, sah man in den ersten Minuten auf dem Feld, dass Makkabi die leichte Favoritenrolle annehmen wollte. Das Team von Trainer-Urgestein Sandhowe (69) machte direkt ordentlich Druck. Sparta hingegen verlegte sich aufs Verteidigen.
Vielleicht war es das, was Sandhowe im Vorfeld befürchtet hatte, als er immer wieder Spartas tolle fußballerische Fähigkeiten lobte. Vielleicht aber hatten die Mannen von Coach Dragan Kostic doch auch ein paar Orientierungsschwierigkeiten auf dem großen Naturrasenplatz im Vergleich zum kleinen Kunstrasen in der Fischerstraße.
Die Lichtenberger verlegten sich aufs Kontern und auch, wenn sie da in der ersten Halbzeit nicht wirklich konsequent zu Werke gingen, waren sie erfolgreich. In der elften Minute lief Mohamed Touré auf der rechten Seite in den Strafraum, wurde von Tim Häußler mit dem Arm im Gesicht getroffen, fiel und Schiedsrichter Kai Kaltwaßer entschied auf Elfmeter. Diesen verwandelte Sparta-Stürmer Daniel Hänsch souverän.
Tim Häußler gelingt der Ausgleich
Danach tat sich Makkabi schwer, wieder ins Spiel zu kommen. Erst mit frischem Elan nach der Halbzeitpause gelang in der 51. Minute der verdiente Ausgleich. Häußler, vorher noch derjenige, der den Strafstoß verschuldet hatte, traf aus 18 Metern mit einem satten Linksschuss, nachdem der Ball vorher mehrfach aus dem Strafraum zurückgekommen war.
Etwas überraschend war kurz darauf der Schwung wieder dahin und Sparta übernahm die Kontrolle. Bis auf wenige Torchancen konnten die von etwas mehr und lautstärkeren Unterstützern angefeuerten Lichtenberger aber wenig Gefahr entfachen. Makkabi blieb allerdings auch einiges schuldig. So ging das Spiel in die Verlängerung und selbst da mussten die Zuschauer, unter ihnen der israelische Botschafter Ron Prosor und der Regierende Bürgermeister Kai Wegner, bis zur zweiten Hälfte warten, ehe Makkabi erneut die Initiative übernahm.
Drei Großchancen hatte Sandhowes Team. Aber es dauerte bis zwei Minuten vor Schluss bis zum Tor: Der eingewechselte Can Sakar traf mit einem Freistoß aus 20 Metern die Latte, von da sprang der Ball sehr unglücklich an den Rücken von Spartas Lukas Noack – und von dort über die Linie. Das war die Entscheidung. Kiyan Soltanpur setzte in der Nachspielzeit den Schlusspunkt zum 3:1. Dann startete die große Feier. Mit Bad in der Kurve bei den Fans, blauem Rauch, Pokalübergabe und einem Trainer, der von den Spielern in die Luft geworfen wurde.
Und das war erst der Auftakt zur Makkabi-Feiernacht. Sandhowe sagte nach dem Spiel: „Ich trinke sonst nie etwas, aber heute muss ich auch mal einen ballern, das habe ich unserem Präsidenten, Herrn Koblenz, vorher versprochen.” So ist es im Fußball, über den Sieger reden hinterher alle. Nur die Romantiker, die werden wahrscheinlich demnächst auch mal bei einem Heimspiel des künftigen Oberligisten Sparta Lichtenberg vorbeischauen.
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