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Lilly Stoephasius skatet, seit sie drei Jahre alt ist.

© imago/Insidefoto

Berliner Skaterin Lilly Stoephasius bei Olympia: „Ich war allein unter Jungs – jetzt will ich ein Vorbild für andere Mädchen sein“

Zum zweiten Mal tritt die 17-Jährige bei den Olympischen Spielen an. Hier spricht sie über die besten Berliner Spots zum Skaten, böse Verletzungen und ihr neues Selbstvertrauen.

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Lilly Stoephasius war gerade einmal drei Jahre alt, als sie von ihrem Vater ihr erstes Skateboard geschenkt bekam. Wenig später, als die gleichaltrigen Kinder gerade Radfahren lernten, war Stoephasius bereits auf den Berliner Skateplätzen unterwegs und studierte erste Moves ein.

Dass sie es im Alter von 14 Jahren zu den Olympischen Spielen nach Tokio schaffen und sogar den neunten Platz belegen würde, konnte sie sich damals noch nicht vorstellen. Das lag auch daran, dass es an anderen Mädchen und Frauen in der Sportart mangelte. „Ich war die meiste Zeit allein unter Jungs“, erinnert sich Stoephasius. „Bei Wettbewerben bin ich lange bei den Jungs mitgefahren.“

Nun hat die mittlerweile 17-Jährige sich erneut für Olympia qualifiziert. Die vergangene Woche verbrachte sie in Schweden, wo sie sich auf den Skatepark in Paris vorbereitete. „Gemeinsam mit meinem Vater und Trainer habe ich mir die Elemente bei Olympia angeschaut. In Berlin gibt es die nicht.“

Lizzie Armanto war ihr Vorbild

Bis heute mangelt es Mädchen und jungen Frauen in der männerdominierten Sportart an Sichtbarkeit. Für Lilly Stoephasius war die finnisch-amerikanische Skaterin Lizzie Armanto ein wichtiges Vorbild. Sie schaffte es als erste Frau auf das Cover des internationalen Magazins „Transworld Skateboarding“.

Stoephasius hat den Eindruck, dass ihre Sportart immer populärer wird, seit sie 2021 zum ersten Mal bei den Olympischen Spielen vertreten war.

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Auch sie selbst wird auf Skateplätzen zunehmend von Mädchen und jungen Frauen angesprochen, die Fotos mit ihr machen oder sich einfach austauschen wollen. „Das freut mich total. Mein Ziel ist es, dass Skateboarden für Frauen weltweit einen höheren Stellenwert bekommt und die Community wächst. Ich bin gern ein Vorbild.“

Unterwegs auf der neuen Vert-Rampe

Ihre eigenen Tricks teilt Stoephasius in den sozialen Medien. Auf Instagram schauen ihr mittlerweile fast 20.000 Menschen dabei zu, wie sie auf ihrem Board über die Rampe rast. Am liebsten trainiert die gebürtige Berlinerin in der Skatehalle am RAW-Gelände, die zu den größten Europas gehört. „Da bin ich groß geworden. Im Winter bin ich dort fast jeden Tag.“

Gerade jetzt, in den Sommermonaten, ist Stoephasius aber auch gern auf der neu gebauten Vert-Rampe am Weißenseer Weg unterwegs. „Abends ist es dort superschön.“

Lilly Stoephasius war bereits 2021 bei den Olympischen Spielen in Tokio dabei.

© imago images/ZUMA Wire

Bei den Olympischen Spielen ist sie als einzige deutsche Skateboarderin nun schon zum zweiten Mal dabei. 2021 in Tokio zählte sie noch zu den jüngsten Teilnehmerinnen, mittlerweile ist sie eine der älteren. „Das Alter spielt in unserer Sportart keine Rolle. Jüngere und Ältere können genauso gut skaten, daher ist es ein Umgang auf Augenhöhe.“

Sportlich und charakterlich weiterentwickelt

In den vergangenen Jahre habe sie sich weiterentwickelt, erzählt Stoephasius. Der „Backside Noseblunt“ ist mittlerweile ihr „Signature Move“, also der Trick, für den sie bekannt ist. Dabei springt man mit dem Skateboard auf eine Kante, dreht sich um 180 Grad und fährt dann auf dem vorderen Ende des Boards. „Das sieht wackelig und gefährlich aus. Ich führe den Trick gerne auf dem höchsten Punkt aus.“

Einen neuen Trick zu lernen, dauert immer länger. Brauchte Stoephasius früher 20 Minuten, übt sie mittlerweile jahrelang, um einen Trick zu perfektionieren. Denn diese werden immer anspruchsvoller und komplizierter. Schwere Verletzungen hat sie sich dabei noch nicht zugezogen. „Meistens falls ich aufs Gesicht. Ich habe mir auch schon ein paar Zähne ausgeschlagen und hatte Schnitte an Stirn und Lippe, die genäht werden mussten. Aber das sind recht dankbare Verletzungen, mit denen man schnell wieder trainieren kann.“

Auch charakterlich hat Stoephasius sich seit Tokio verändert. „Ich bin selbstbewusster geworden, auch durch die vielen Reisen zu Wettbewerben, die ich alleine gemacht habe. Als Mensch bin ich unglaublich gewachsen.“

Mit Blick auf die Olympischen Spiele in Paris will die Berlinerin sich daher nicht allzu sehr unter Druck setzen. „Ich will mein bestes Skaten zeigen und einen Run zusammenstellen, der meine Stärken hervorhebt. Wenn das klappt, bin ich glücklich.“

Und sie hat sich noch ein anderes Ziel gesetzt: mehr Sichtbarkeit für ihre Sportart schaffen. Damit es künftig noch mehr Orte wie die Halle am RAW-Gelände und die Rampe am Weißenseer Weg gibt.

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