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Torhüter Dennis Smarsch verlässt Hertha BSC: Der goldene 99er-Jahrgang ist jetzt endgültig Geschichte
Im Mai 2018 gewann die U 19 von Hertha BSC den Meistertitel. Von den Talenten wurde im Klub Großes erwartet. Doch sie haben Hertha weder reich noch erfolgreich gemacht.
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Dennis Smarsch ist ein Kerl wie ein Baum. Groß und stark. Das war wahrscheinlich schon früher ganz hilfreich. Bereits in Jugendzeiten ist ihm und seinen Mitspielern eine große Last auf die breiten Schultern gelegt worden.
Smarsch ist im Jahr 1999 in Berlin geboren worden, er hat in der Jugend für Hertha BSC gespielt und gehörte damit einer Generation an, von der man mit einiger Berechtigung zu hoffen wagte, dass es für den Klub eine goldene werden könnte.
Von keinem Jahrgang ist bei den Berlinern so geschwärmt worden wie vom 1999er. „Da kommen ein paar spannende Spieler auf uns zu“, hat Herthas damaliger Manager Michael Preetz im Jahr 2016 verkündet. Und Pal Dardai, seinerzeit Trainer der Profis, war fest überzeugt, dass die Jungs aus der U 19 in ein, zwei Jahren „viele Leute in Berlin sehr glücklich machen können“.
Wie so oft bei Hertha hat die Realität dann mit den Projektionen nicht ganz mithalten können. Zwar gewann Herthas U 19 im Jahr 2018 tatsächlich die deutsche A-Jugend-Meisterschaft; in der Folge aber haben die hochgelobten Talente den Klub weder reich noch erfolgreich gemacht. Und das wird sich auch nicht mehr ändern.
Denn seit diesem Montag sind die 99er nun endgültig Geschichte.
Nach Palko Dardai, der Anfang Juli nach Ungarn gewechselt ist, hat mit Torhüter Smarsch nun der letzte Spieler den Verein verlassen, der am 27. Mai 2018 im Meisterschaftsfinale gegen Schalke 04 in Oberhausen auf dem Platz stand. Der 26-Jährige wird künftig für AC Horsens in der zweiten dänischen Liga auflaufen.
Der Wechsel, so wird Smarsch in einer Mitteilung des Berliner Fußball-Zweitligiste zitiert, sei keine Entscheidung gegen Hertha gewesen, „sondern vielmehr eine Entscheidung für meine Karriere“. Denn bei den Berlinern war für ihn nur eine bescheidene Rolle vorgesehen.
Smarsch war eine Art Torhüter nur fürs Training. Er komplettierte das von Andreas Menger trainierte Torwartteam, reiste außerdem als dritter Mann zu den Spielen mit – um einzuspringen, wenn einer der beiden ersten Torhüter kurzfristig ausgefallen wäre.
Smarsch hat seine Rolle klaglos akzeptiert
„Ich glaube, man muss es lieben“, hat er dem RBB Anfang des Jahres über seine Rolle gesagt. Und das hat er getan. Nach der unbefriedigenden Station beim MSV Duisburg, für den er nur in der ersten Runde des Landespokals Niederrhein gegen den FSV Vohwinkel zum Einsatz gekommen war, konnte Smarsch froh sein, überhaupt noch eine Einstellung gefunden zu haben. Dass es eine bei seinem Heimatverein war – umso besser.
Smarsch hat nie Stunk gemacht und seine Rolle klaglos akzeptiert. „Ich liebe die Kabine, ich liebe es, mit den Jungs zu quatschen und im Kraftraum zu sein. Ich liebe das Training mit den anderen Torhütern, sich zu unterstützten und weiterzuentwickeln. Das macht mega Spaß“, hat er dem RBB gesagt.
Benjamin Weber, Herthas Sportdirektor, bescheinigte Smarsch, dass er gut gearbeitet und „eine wichtige Rolle in unserer Torwartgruppe eingenommen“ habe. Tatsächlich sprang am Ende mehr für ihn heraus, als er ursprünglich erwarten durfte. In der vergangenen Saison schaffte es Smarsch zweimal in den Spieltagskader, in den letzten beiden Spielen stand er sogar in der Startelf.
In der aktuellen Saison saß er in vier der fünf Pflichtspiele als zweiter Torhüter auf der Bank, weil mit Marius Gersbeck und Tim Goller zwei Keeper verletzt fehlten. Dass Smarsch den Klub nun verlässt, stellt aus Herthas Sicht trotzdem ein überschaubares Risiko dar.
Gersbeck soll nach seiner Schulterverletzung in dieser Woche wieder vollumfänglich das Trainingsprogramm der Torhüter absolvieren. Im Idealfall könnte er im Auswärtsspiel beim Zweitligaspitzenreiter Hannover 96 nach der Länderspielpause erstmals als Nummer zwei auf der Bank sitzen.
Zudem hat Hertha gerade Konstantin Heide, einen jungen Torhüter mit Perspektive, verpflichtet. Der U-19-Nationspieler ist nach seinem Wechsel von der Spielvereinigung Unterhaching nach Berlin bereits zweimal für die U 23 in der Regionalliga zum Einsatz gekommen.
Viele haben sich gefragt, warum Hertha nach Stammkeeper Tjark Ernst, Gersbeck, Goller und Smarsch mit Heide noch einen fünften Torhüter verpflichtet hat. Diese Frage hat Dennis Smarsch mit seinem Wechsel nach Dänemark nun beantwortet.
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