
© Imago/Moritz Müller
Trainer Edin Terzic verlässt den BVB: Dem großen Knall zuvorgekommen
Obwohl Borussia Dortmund das Finale der Champions League erreichte, gab es Missstimmungen innerhalb des Vereins. Dass Edin Terzic nun um Auflösung seines Vertrages bittet, ist die logische Konsequenz.

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Wenn die Wege eines Fußballvereins und eines Trainers trennen, ist in den Schlagzeilen schnell von einem „Knall“ oder einem „Beben“ die Rede. Womit der Eindruck entsteht, dass dieses Ereignis ziemlich unvorhersehbar eingetroffen ist. Und zumindest eine der beiden Seiten regelrecht davon überrumpelt wurde.
Als am Donnerstag bekannt wurde, dass Trainer Edin Terzic seine Vorgesetzten bei Borussia Dortmund darum gebeten hat, sofort seinen Vertrag aufzulösen, wurde umfassend auf dieses Vokabular zurückgegriffen. Aber weder der Zeitpunkt kurz vor der EM, wo das Interesse Im Land mehr auf der Nationalmannschaft liegt, noch der Wunsch des Trainers, dieses Kapitel zu beenden, sind wirklich überraschen.
Ausgerechnet kurz vor dem Champions-League-Finale hatte sich der in der Nationalmannschaft ausgebootete Mats Hummels gegenüber der „Sport Bild“ über die Taktik und das Auftreten des BVB in der Bundesliga echauffiert, die Dortmund nur auf dem fünften Platz beendet hatte. Die Kritik am Trainer wurde schon hier deutlich erkennbar.
„So darf Borussia Dortmund nicht auftreten“
„So darf Borussia Dortmund nicht auftreten, gegen keinen Gegner dieser Welt“, äußerte sich Hummels etwa über das 0:1 gegen den VfB Stuttgart am 6. April. Wahrscheinlich war Hummels nicht der einzige Spieler im Team, der Vorbehalte gegenüber diesem Trainer hatte.
Ein Triumph über Real Madrid im Finale der Champions League hätte vielleicht als Kit getaugt. Allerdings hätte ein solcher Coup auch nur vorübergehend kaschieren können, dass die Dortmunder vor einer äußerst unsicheren Saison stehen.
Und jetzt ist die größte Herausforderung, diesen Glauben hochzuhalten.
Edin Terzic nach dem verlorenen Champions-League-Finale.
Es ist kaum davon auszugehen, dass der BVB in Europa erneut so auftrumpfen kann. Und auch in der Bundesliga ist keinesfalls gesetzt, dass es wieder aufwärtsgeht. Die Spitzengruppe ist enger zusammengerückt – und die Konkurrenz scheint derzeit besser aufgestellt.
„Und jetzt ist die größte Herausforderung, diesen Glauben hochzuhalten“, hatte Terzic nach der Finalniederlage gegen Madrid am ZDF-Mikrofon gesagt. Schon damals hatte man das Gefühl, dass er selbst nicht so recht glaubt, seinen Spielern nach einem erneuten Niederschlag erneut die nötige Leidenschaft vermitteln zu können. Die Nachwirkungen der verspielten Meisterschaft 2023 waren noch weit in die vergangene Saison hinein zu spüren.
Terzic verlässt den Verein nun mit dem Gefühl und Wissen, zweimal nah an einem Titel gewesen zu sein, aber den letzten Schritt verpasst zu haben. Dennoch hat er die Signale richtig gedeutet und ist einer baldigen Entlassung womöglich zuvorgekommen. „Wir alle sind ihm zu großem Dank verpflichtet. Edin und ich werden immer Freunde bleiben“, lässt sich BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke zitieren. Auch er dürfte erleichtert sein, dass der Trainer nun selbst die richtigen Schlüsse aus den Stimmungen der vergangenen Wochen gezogen hat. Wenn man so will, ist Terzic dem großen Knall zuvorgekommen.
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