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Trainer Xabi Alonso geht: Der Mann, der Bayer Leverkusen das Gewinnen gelehrt hat
Den Erfolg des Vorjahres hat Xabi Alonso nicht wiederholen können. Das hat er sehenden Auges in Kauf genommen. Geschadet hat es ihm nicht.

Stand:
Schon in seiner Zeit als aktiver Fußballer stand der Spanier Xabi Alonso im Ruf, ein exzellenter Stratege zu sein. Wenn man nun ein bisschen böse wäre, dann könnte man sagen: Diesem seinem Ruf ist er auch in den vergangenen Wochen vollumfänglich gerecht geworden.
Dass der Erfolgstrainer seinen bisherigen Arbeitgeber Bayer 04 Leverkusen über kurz oder lang verlassen würde, das galt längst als abgemachte Sache. Der trotzdem vorhandene Abschiedsschmerz bei den Fans des Vereins ist in den vergangenen Wochen aber schon deutlich gemindert worden – und dazu hat nicht zuletzt Xabi Alonso mit einigen seiner sonst so treffsicheren Entscheidungen beigetragen.
Die Unwiderstehlichkeit, die das Leverkusener Team durch die vergangene Saison und zu gleich zwei Titeln getragen hat, war zuletzt nur noch in Spurenelementen zu entdecken. Im DFB-Pokal ist der Titelverteidiger im Halbfinale am Drittligisten Arminia Bielefeld gescheitert; in der Champions League war Bayer 04 gegen den nationalen Konkurrenten Bayern München chancenlos – auch bedingt durch einige seltsame Entscheidungen des Leverkusener Trainers.
Und trotzdem wird niemand in Leverkusen und um Leverkusen herum nun behaupten: Gut, dass er weg ist! Die Leverkusener waren in der nächste Woche zu Ende gehenden Spielzeit der einzige ernsthafte Konkurrent des neuen Meisters Bayern München, und die erfolgreichste Saison in Bayers Vereinsgeschichte wird sowieso auf immer mit dem Namen Xabi Alonso und seinem Wirken verbunden bleiben.
Natürlich war der Spanier dafür nicht alleine verantwortlich. Auch andere Faktoren waren dafür verantwortlich. Auf und neben dem Platz.
Insgesamt hat sich der Klub, der immer auch ein bisschen ins eigene Scheitern verliebt zu sein schien, sich nach dem Abschied von Rudi Völler deutlich ambitionierter aufgestellt. Dazu verfügte Alonso mit Granit Xhaka (Mentalität) und Florian Wirtz (fußballerische Klasse) über zwei Ausnahmespieler in seinem Team, die das Gewinnen ein bisschen einfacher gemacht haben.
Wenn all das stimmt, was kolportiert wurde, dann hätte Xabi Alonso schon vor einem Jahr den Schritt zu einem richtig großen Verein gehen können: entweder als Nachfolger von Jürgen Klopp zum FC Liverpool oder auch zu den Bayern. Zu zwei Klubs also, für die er früher selbst gespielt hat und die ihm folglich etwas bedeuten sollten.
Alonso ist in Leverkusen geblieben – auch auf die Gefahr hin, dass es vermutlich nicht wieder so perfekt laufen würde wie in der Meistersaison.
Man kann diese Entscheidung im Nachhinein für strategisch falsch halten. Man kann ihr aber auch eine gewisse Achtung abgewinnen. Weil Alonso bewiesen hat, dass er vor Herausforderungen nicht zurückschreckt und nicht nur ein Handlungsreisender ist, der von Job zu Job hoppt.
Wohin er jetzt hüpft, das wollte Leverkusens scheidender Trainer am Freitag noch nicht preisgeben. Aber so, wie es ein offenes Geheimnis ist, dass er Bayer 04 verlassen würde, so ist auch sein Wechsel zu Real Madrid, einem weiteren seiner früheren Klubs, ein offenes Geheimnis. Dass Xabi Alonso im vergangenen Jahr eine Gelegenheit verpasst hat, die so schnell vielleicht nicht wiederkommt, lässt sich also eher nicht behaupten.
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