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Trotz früher Roter Karte für Mathias Gidsel: Füchse Berlin stehen im Finale der Champions League
Der deutsche Handballmeister zeigt auch ohne Welthandballer Gidsel seine Extraklasse und lässt HBC Nantes keine Chance.
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Mathias Gidsel eilte am eigenen Kreis nach außen, um gegen Kauldi Odriozola zu verteidigen. Doch der zweimalige Welthandballer von den Füchsen Berlin verlor auf dem sehr glatten Hallenboden die Balance, rutschte weg und brachte den Gegenspieler vom HBC Nantes unabsichtlich mit einer Grätsche zu Fall.
Die beiden Schiedsrichter Jonas Eliasson und Anton Palsson prüften das Foul am Bildschirm – und zeigten dem Dänen regelkonform die Rote Karte. Da waren im ersten Halbfinale der Handball-Champions-League noch nicht einmal neun Minuten gespielt, Gidsel hatte bis dahin zweimal getroffen.
Die Rote Karte war ein Schlag für die Füchse. Aber sie war kein Stolperstein auf dem Weg ins Finale. Das Team von Trainer Jaron Siewert gewann souverän 34:24 (18:12).
„Was die Mannschaft nach der Roten Karte geleistet hat, ist einfach toll. Wir haben alle Probleme gelöst, die im Spiel aufgetaucht sind und sind jetzt einfach glücklich“, sagte Siewert. „Selbst mir Mathias hätten wir nicht erwartet, ein Halbfinale in der Champions League mit zehn Toren Unterschied zu gewinnen.“
„Wir haben uns nicht aus der Ruhe bringen lassen und sehr konzentriert weitergespielt. Auch nach dem Ausfall von Mathias haben wir es gut gelöst“, sagte Fabian Wiede.
Für die Füchse ist es bei der zweiten Final-Four-Teilnahme überhaupt der erste Finaleinzug. Im Jahr 2012 waren die Berliner im Halbfinale sehr knapp am THW Kiel gescheitert. Finalgegner an diesem Sonntag (18 Uhr, live bei DF1 und Dyn) ist der SC Magdeburg, der das hochdramatische zweite Halbfinale 31:30 (18:18) gegen Titelverteidiger FC Barcelona gewann.
Den vorigen Sonntagabend und die zwei Tage danach hatten sich die Füchse die Zeit genommen, den ersten deutschen Meistertitel der Vereinsgeschichte angemessen zu zelebrieren. Seit Mittwoch galt die volle Konzentration dem nächsten und letzten Höhepunkt der Saison.
Torwart Dejan Milosavljev ist gleich in der Partie
Gegen den französischen Vizemeister war der deutsche Titelträger Favorit und legte auch so los. Während sich Nantes im ersten Angriff erfolglos an einem Kempa-Trick versuchte, spielten die Berliner schnell und erfolgreich durch. Nach dem verwandelten Siebenmeter von Tim Freihöfer führten sie 6:3. Zudem war Torwart Dejan Milosavljev sofort in der Partie.
Dann kam Gidsels Hinausstellung. Und es stellte sich die Frage, wie die Füchse das verkraften würden. Antwort: sehr gut. Die Berliner stellten eindrucksvoll unter Beweis, dass ihr Spiel nicht nur von Gidsel abhängt.
Auch in Unterzahl gelangen Tore, außerdem war der überragende Milosavljev immer wieder zur Stelle. Nach dem Tor von Mijajlo Marsenic in der 16. Minute betrug der Vorsprung erstmals fünf Treffer (11:6). Während Gidsel das Spiel nun aus der fünften Reihe hinter dem Tor neben Geschäftsführer Bob Hanning verfolgte, hatten seine Teamkollegen die Sache weiterhin im Griff. Zur Pause stand es 18:12.

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Lauter waren in der mit gut 20.000 Zuschauern seit langem ausverkauften Kölner Arena zunächst die in Lila gekleideten Fans aus Nantes gewesen, die ihre Mannschaft mit Trommeln und einer Blaskapelle unterstützten. Obenauf waren jedoch die Fans aus Berlin, von denen viele einen hellgrünen Hut als Kopfbedeckung trugen.
An der guten Laune der Anhänger änderte sich auch in der zweiten Halbzeit nichts. Im Gegenteil. In der 35. Minute stand es 21:13. Vier Minuten später nahm Nantes eine Auszeit. Was Marsenic dazu nutzte, die eigenen Fans zu animieren, noch ein wenig mehr zu geben. Diese Aufforderung war überhaupt nicht nötig.
Die Abwehr stand, der Vorsprung wuchs kontinuierlich an, auf zwischenzeitlich über zehn Tore, der Finaleinzug war geschafft.
Als das Spiel vorbei war, kam Gidsel sofort aufs Parkett und umarmte Kapitän Max Darj. Am Sonntag wird Gidsel wieder dabei sein – und nicht mehr in der fünften Reihe hinter dem Tor sitzen müssen.
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