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Trainer Steffen Baumgart darf sich auf ruhige Weihnachten in Berlin-Köpenick freuen.

© Imago/DeFodi Images

Union mit Rückenwind in die Weihnachtspause: Dieser Jahresabschluss macht Mut für 2026

Union feiert in Köln, doch der mögliche Verlust seiner Abwehrsäulen macht klar, wie schmal der Grat zwischen Euphorie und Einbruch bleibt.

Kit Holden
Ein Kommentar von Kit Holden

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Es sind noch ein paar Tage bis zum Fest, doch zumindest beim 1. FC Union ist man längst schon in Feierlaune. Mit Weihnachtsliedern ließ sich die Mannschaft am Sonnabend vor dem Kölner Gästeblock feiern und bekam dann auch vom Trainer eine kleine Gratulation zum Jahresende: „Wir haben 15 Spiele gespielt und 21 Punkte geholt: Das ist mehr als alle erwartet haben“, sagte Steffen Baumgart.

Das war auch richtig so. Mit dem späten 1:0 gegen den 1. FC Köln hat Union zum ersten Mal in dieser Saison zwei Siege in Folge eingefahren und überwintert damit auf Platz acht der Bundesliga. Die Abstiegszone liegt mittlerweile wieder in weiter Ferne. Man könnte sogar leise anfangen, wieder von Europa zu träumen.

Doch da bremste Baumgart schon, und zwar aus gutem Grund. Denn so wichtig der Sieg in Köln war, war er sein Zustandekommen auch sinnbildlich für eine Hinrunde, in der Union einen ständigen Drahtseilakt zwischen den Extremen leistete. Gegen den VfB Stuttgart, bie Eintracht Frankfurt, gegen den FC Bayern (zweimal) und RB Leipzig spielte Berlins Bundesligist wie ein Europacup-Teilnehmer. Gegen den HSV, Heidenheim und Wolfsburg roch es hingegen stark nach Abstiegskampf.

„Wir haben Spiele verloren, die du nicht verlieren musst, und heute haben wir eins gewonnen, was du nicht gewinnen musst. Das gehört dazu“, fasste es Baumgart zusammen. Mit Blick auf 2026 gehe es ihm nicht darum, was möglich sei, sondern schlicht und einfach um Punkte: „Der Jahresanfang geht relativ scharf los.“

Abgang von Leite und Doekhi droht

Nicht nur auf dem Platz könnte der Januar entscheidend sein. Der Trainer sieht seine Mannschaft zwar „gut in der Entwicklung“, doch personell droht im Winter ein Paukenschlag, der alles wieder aus der Bahn werfen könnte. Schließlich stehen zwei wichtige Abwehrspieler womöglich vor dem Absprung: Diogo Leite träumt offenbar von Mailand oder der Türkei, und auch Danilho Doekhi hat einen Wechsel zur Rückrunde nicht ausgeschlossen.

Für die Abwehr wären diese Verluste nur schwer zu kompensieren. Denn einen richtigen Ersatz für Leite und Doekhi hat man bislang immer noch nicht gefunden. Die Umschulung von Tom Rothe zum Innenverteidiger hat nur bedingt funktioniert, Stanley Nsoki fasst immer noch Fuß. Auch, wenn man einen weiteren Verteidiger dazu verpflichtet, wäre es dennoch ein großer Umbruch. Denn sowohl Leite als auch Doekhi gehörten in den vergangenen Jahren unter jedem Union-Trainer zu den wichtigsten Spielern im Kader.

Das weckt auf der andere Begehrlichkeiten bei anderen Klubs. Und weil die Verträge der Abwehrsäulen im Sommer jeweils auslaufen, gibt es durchaus Argumente, sie im Winter schon ziehen zu lassen. Egal, wie sehr das die hart erarbeitete, fragile Stabilität gefährden würde.

Ohne diese Stabilität ist Union aber trotz seiner 21 Punkte immer noch anfällig. In der Offensive waren zuletzt zwar große Fortschritte zu erkennen, doch bei der Niederlage in Wolfsburg war vor nur zwei Wochen auch klar zu sehen, wie sehr der Baumgart-Fußball leidet, wenn die Defensive schwächelt.

Wie schnell das in beide Richtungen gehen kann, hat man im Frühling nicht nur einmal erfahren müssen: sowohl in der vergangenen Saison unter Baumgart als auch zuvor unter Nenad Bjelica oder Urs Fischer. Und gegen den geht es im ersten Spiel des Jahres 2026, Fischer ist seit ein paar Wochen Trainer von Mainz 05. Und so scheint auch in diesem Jahr alles möglich für Union zu sein – sowohl nach oben als auch nach unten.

Aber vielleicht ist das nur ein Grund mehr, den Sieg gegen Köln zu genießen. Denn diese 21 Punkte hat die Mannschaft nun erst einmal. Und wie heißt es so schön: Man muss die Feste feiern, wie sie fallen. Und das gilt Weihnachten 2025 auch für den 1. FC Union.

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