
© Imago/Matthias Koch
Unions Neuzugang enttäuscht bisher: Oliver Burke sucht in Berlin noch sein Glück
Beim 2:4 gegen Hoffenheim gab Neuzugang Oliver Burke erneut eine unglückliche Figur ab. Doch aus einem frustrierenden Nachmittag konnte man auch Positives ziehen.
Stand:
Es war einer dieser Momente, wo alles hätte anders kommen können. Nicht einmal 20 Minuten waren gespielt, als Oliver Burke Hoffenheims Torwart Oliver Baumann umkurvte und plötzlich auf dem rechten Flügel den leeren Kasten vor Augen hatte. Das ganze Stadion flehte ihn an, doch endlich zu schießen. Doch Burke zögerte, nahm einen weiteren Kontakt. Und am Ende landete der Ball dann doch nicht im Netz.
„Vielleicht hat er es ein Stück weit falsch eingeschätzt“, sagte Rani Khedira, der die Szene mit einem wunderbaren Steckpass eingeleitet hatte, zu der verpassten Chance nachher. Auch Kapitän Christopher Trimmel blickte wehmütig auf diesen Moment zurück. „Schade, dass wir da nichts mitgenommen haben. Dann ist es vielleicht ein anderes Spiel.“
Doch Burke traf eben nicht, und am Ende verlor Union mit 2:4 gegen die TSG Hoffenheim. Eine Niederlage, die vermeidbar, aber dennoch verdient war. Ein Spiel, in dem Oliver Burke eine von mehreren tragischen Figuren war.
Dies hätte nämlich der Tag sein können, an dem Burke endlich bei Union ankommt. Der Schotte, der im Sommer ablösefrei von Werder Bremen nach Köpenick wechselte, stand am Samstag zum ersten Mal bei einem Bundesliga-Spiel für Union in der Startelf. Nach einer von Krankheit getrübten Saisonvorbereitung und zwei überschaubaren Leistungen als Einwechselspieler war seine Chance am dritten Spieltag endlich gekommen.
Ich bin mir relativ sicher, dass es das Spiel war, wo wir am besten nach vorne gekommen sind.
Steffen Baumgart zum Experiment mit drei Spitzen
Doch es wurde ein frustrierender Nachmittag. Gerade in der ersten Halbzeit hatte Burke mehrere gute Chancen, seine Mannschaft in Führung zu schießen. Doch er konnte sie nicht nutzen und muss damit weiter auf sein erstes Pflichtspieltor im Union-Trikot warten. Nicht zum ersten Mal wirkte er verkrampft, wie das neue Kind auf dem Schulhof, das seinen Freundeskreis immer noch nicht gefunden hat.
Wobei das bei Burke eigentlich dazugehört. Denn der Brite ist rein von seiner Spielart her immer einer, der zwischen den Extremen schwankt. Er ist nicht nur gebaut wie ein Rugby-Spieler, sondern er spielt auch so seinen Fußball: mit viel Drecksarbeit und einigen, seltenen Momenten berauschender Explosivität. Oder anders formuliert: Er ist ein Stürmer wie ein Aufziehspielzeug. Zu 80 Prozent der Zeit macht er wenig. Mit genug Raum und der richtigen Vorbereitung sind seine Kraft und Schnelligkeit jedoch fast nicht zu verteidigen.
Nichts anderes hatte man von Burke erwartet, als man ihn als Verstärkung für den Union-Angriff verpflichtete. Schon in der Vorbereitung betonte Trainer Steffen Baumgart, dass Burke ein Spieler sei, „der von seinen Momenten lebt“. Die Kunst werde sein, „diese Momente zu erarbeiten“.
Nur: diese Momente gilt es dann auch zu nutzen. Und genau das hat Burke am Samstag nicht geschafft. Da war nicht nur die verpasste Chance in der 19. Minute, sondern auch die Flanke kurz danach, die im Nirgendwo landete. Oder die gefährliche Kontersituation 20 Minuten später, wo Burke schon wieder perfekt in Szene gesetzt wurde, um dann am ersten Verteidiger hängen zu bleiben. Oder der Kopfball, den er aus bester Position neben das Tor setzte.
Es hätte eben alles anders kommen können. Hätte Burke nur eine dieser Chancen besser genutzt, wäre die Geschichte des Spiels und seines ersten Startelfeinsatzes eine ganz andere gewesen.
Dennoch – oder vielleicht auch gerade deswegen – konnte man aus diesem frustrierenden Tag auch Positiven ziehen. Denn dass Burke überhaupt im Mittelpunkt stand, sprach auch für Baumgarts Entscheidung, mit drei, statt zwei Spitzen im Angriff zu spielen. Nicht nur der Schotte hatte so mehr Chancen als sonst, sondern die ganze Mannschaft. Union, das sich so oft schwertut, Chancen zu kreieren, kam diesmal auf 20 Torschüsse und damit mehr als doppelt so viele wie der Gegner.
„Ich fand es ordentlich, muss ich ehrlich sagen“, sagte Trimmel zur neuen Konstellation im Sturm. „Einen Offensiven mehr auf dem Platz zu haben, gibt uns ja auch mehr Möglichkeiten.“
Auch Baumgart zeigte sich mit seinem Experiment zufrieden. „Ich bin mir relativ sicher, dass es das Spiel war, wo wir am besten nach vorne gekommen sind. Das ist genau der Ansatz, den wir haben wollen. Wir wollten in die Tiefe, wir wollten die Bälle schnell nach vorne spielen“, sagte der Trainer.
Jetzt gilt es eben nur, aus den guten Ansätzen und den vielen Chancen mehr zu machen. Gerade für Oliver Burke wird das in den nächsten Wochen entscheidend sein.
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