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Trotz Ausschreitungen bei EM-Halbfinale : Innenministerin Faeser zufrieden mit EM-Bilanz
Die Innenministerin dankte Polizei und Freiwilligen für eine „überwiegend friedliches Turnier“. Zuvor hatte es beim Halbfinale in Dortmund schwere Ausschreitungen gegeben. Warum die Polizei trotzdem zufrieden ist.
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Bundesinnenministerin Nancy Faeser ist kurz vor dem Abschluss mit dem bisherigen Verlauf der Fußball-EM zufrieden. „Für ein Sportereignis dieser Größe hat es bisher nur wenige sicherheitsrelevante Vorfälle gegeben“, resümierte die SPD-Politikerin vor dem Endspiel am Sonntag.
Faeser dankte den Tausenden ehrenamtlichen Helfern und Einsatzkräften für die Sicherheit rund um das Turnier. Sie hätten einen großen Beitrag dazu geleistet, dass die EM bisher so gut verlaufe.
Die Anmerkungen der Innenministerin kommen einen Tag, nachdem bei Auseinandersetzungen zwischen Fans rund um das EM-Halbfinale zwischen den Niederlanden und England insgesamt 17 Personen leicht verletzt wurden. Dazu zählen auch sieben Polizeibeamte, wie die Dortmunder Polizei am Tag nach der Partie berichtete.
Es seien 23 niederländische und 3 englische Fans in Gewahrsam genommen worden. Sie befinden sich aber wieder auf freiem Fuß.
Ausschreitungen in Dortmund nach EM-Halbfinale zwischen den Niederlanden und Dänemark
Insgesamt schritten die Einsatzkräfte unter anderem bei 22 Körperverletzungsdelikten ein. Außerdem sei es zu einem Angriff auf Vollstreckungsbeamte sowie zu vier Widerstandshandlungen gegen die Polizei gekommen.
Vor der Begegnung am Mittwochabend waren in der Innenstadt in drei Kneipen Fans der unterschiedlichen Lager aufeinander losgegangen. Es seien Stühle und Flaschen geschmissen worden, berichtete die Polizei. Einsatzkräfte seien zeitnah vor Ort gewesen und hätten weitere Eskalationen unterbunden, hieß es.
Kaum zu verhindern.
Einsatzleiter der Polizei zu den Ausschreitungen
Während des Spiels sei es an mehreren Orten zu körperlichen Auseinandersetzungen zwischen niederländischen Fans aus Rotterdam und Utrecht gekommen. Die Polizei habe daraufhin fünf Utrechter in Gewahrsam genommen.
Außerdem seien einzelne Fans über Zäune geklettert und unkontrolliert in die Fanzonen mit Public Viewing gelangt, obwohl diese bereits voll ausgelastet waren. Sie seien allerdings unerkannt geblieben. Wegen eines mutmaßlichen Betruges nahm die Polizei zudem drei Männer vorläufig fest. Sie sollen am Stadion elektronische Fußballtickets verkauft haben, ohne diese tatsächlich an die Käufer zu versenden.
Polizei: Im Vergleich zu Bundesliga-Spieltagen weniger Straftaten
Dennoch zeigte sich die Polizei zufrieden von dem Großeinsatz. Die Mehrheit der weit über 100.000 Fans – ein Großteil davon aus den Niederlanden – sei friedlich geblieben. „Dass es an ein paar Orten zu Auseinandersetzungen kommt, ist bei so einer großen Menschenmenge und den Emotionen bei einer Fußballbegegnung kaum zu verhindern“, sagte der Einsatzleiter.
Schnelles Eingreifen der Polizei habe weitere Eskalation erfolgreich verhindert. Angesichts der hohen Besucherzahl habe es im Vergleich zu Spielen in der Fußball-Bundesliga deutlich weniger Straftaten gegeben, so die Polizei weiter.
Faeser dankt der Polizei und den Freiwilligen
Rund siebeneinhalb Millionen Menschen waren laut Faeser bisher in den Stadien und Fanzonen zu Gast in Deutschland. „Ich hoffe, dass diese bisher so tolle EM in unserem Land einen friedlichen Abschluss findet, bei dem der Sport und das Miteinander weiterhin im Fokus stehen“, sagte Faeser.
„Vor allem die Polizeien der Länder, aber auch unsere Bundespolizei tragen entschieden dazu bei, dass wir bisher ein überwiegend friedliches Turnier erlebt haben“, lobte Faeser. Die hohe Polizeipräsenz zahle sich aus. Oberste Priorität habe weiterhin die Sicherheit. „Wir werden für das Finale und bis dahin nochmal alle Kräfte bündeln“, kündigte sie an.
Öffentlichkeitswirksame Zwischenfälle auch bei der EM
Während der EM war es mehrmals zu öffentlichkeitswirksamen Zwischenfällen gekommen. Beim Eröffnungsspiel in München hatte sich ein Webvideoproduzent in einem Kostüm des Maskottchens „Albärt“ und mit gefälschter Akkreditierung eingeschlichen.
Beim deutschen Achtelfinale gegen Dänemark war ein sogenannter Roofer unter das Dach des Dortmunder Stadions geklettert, wahrscheinlich um besondere Fotos zu machen. Opfer gab es zwar nicht, aber dafür wurde die Frage debattiert, was passiert wäre, wenn andere Menschen die Sicherheitslücken ausgenutzt hätten.
Im Finale der EM treffen am Sonntag im Berliner Olympiastadion Deutschland-Bezwinger Spanien und England aufeinander. (dpa)
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