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Eine Doping-Kontrollstelle bei den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi.

© dpa

Doping bei den Paralympics: Wer suchet, der findet – wenn er sucht

In den Jahresberichter der Welt-Anti-Doping-Agentur finden sich bei einigen Nationen große Lücken – auch im paralympischen Sport.

Im Sport sehen alle gern genau hin, bei Weiten und Höhen, bei Längen und Zeiten. Der Deutsche Behindertensportverband (DBS) schaut jedoch auch bei Doping-Tests genau hin. So hat der DBS nun in den Jahresberichten 2014 und 2015 der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) geblättert. Und bei mehreren Nationen keinen oder kaum einen Nachweis von regelmäßig durchgeführten Trainings- und Wettkampfkontrollen gefunden. In welchen Ländern genau? Auch in einigen von denen, die im Medaillenrang der Paralympics 2016 in Rio ganz oben standen, etwa beim Mega-Abräumer China. Das Team der Volksrepublik holte 107-mal Gold, 81-mal Silber und 51-mal Bronze. Aber auch für die Ukraine oder Australien fehlen Nachweise – und der Bericht des Vorjahres liegt noch nicht vor.

Gemach: Niemand schließt nun gleich darauf, dass in diesen Ländern womöglich in einem Ausmaß wie beim strukturellen Doping in Russland künstliche Leistungssteigerungen vorgenommen wurden. Testergebnisse zu kennen, würde aber erst keinerlei Zweifel aufkommen lassen. Nun hat der DBS das Internationale Paralympische Komitee (IPC) aufgefordert, die nach den Erkenntnissen aus dem McLaren-Report aufgestellten Anti-Doping-Maßnahmen für Russland auch auf andere Nationen auszuweiten, wenn dort nachweislich kein funktionierendes Anti-Doping-System existiert.

Es gebe auf der Welt nicht nur in Russland Missstände, appellieren DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher und Vizepräsident Karl Quade. Und solche Länder sollten erst wieder antreten dürfen, wenn sie die Kriterien vollständig erfüllen. Dazu gehören eben der Nachweis von regelmäßigen Trainings- und Wettkampfkontrollen, wie sie etwa im Schwimmen und in der Leichtathletik vermisst werden. Das IPC teilte dem DBS wiederum noch mit: Sollte Russland die geforderten Maßnahmen im Anti-Doping-Kampf in allen Punkten umsetzen, sei die Tür für die Paralympics in Pyeongchang 2018 noch nicht verschlossen.

Je professioneller der Behindertenleistungssport, desto höher sind die Anreize für die Athleten, gewinnbringend zu schummeln. Aber immer mehr Menschen lieben die Paralympics. Daher muss mehr Geld in die Hand genommen werden für mehr – kostspielige – Doping-Tests, vor, während und nach den Spielen. Das Thema sollte erst recht bei der Weltsportministerkonferenz im Juli im russischen Kasan behandelt werden. Und Philip Craven sollte sich in diesem Jahr als IPC-Präsident nicht verabschieden, ohne die richtigen Weichen gestellt zu haben.

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