zum Hauptinhalt
Der Kapitän ist wieder da. Toni Leistner half bei der 0:4-Niederlage in Elversberg nach der Pause Schlimmeres zu verhindern.

© IMAGO/Fussball-News Saarland/IMAGO/Fabian Kleer

Wichtig in neuer Rolle: Hertha BSC braucht im Abstiegskampf einen Routinier wie Toni Leistner

In den ersten beiden Spielen unter dem neuen Trainer Stefan Leitl war Toni Leistner nur Ersatz. Gegen Schalke 04 könnte der Kapitän erstmals in der Startelf stehen.

Stand:

Was auf den ersten Blick wie eine Grundsatzentscheidung wirkte, war laut Fabian Reese allein pragmatischen Erwägungen geschuldet. Als Toni Leistner im ersten Spiel von Stefan Leitl als Trainer von Hertha BSC in der zweiten Hälfte eingewechselt wurde, befand sich Reese gerade am anderen Ende des Spielfeld – und nach seiner Einschätzung zu weit weg, um mal eben vorbeizuschneien und Leistner die Kapitänsbinde zu übereignen. Die Binde blieb zum Schlusspfiff an Reeses Arm.

Viele hatten nach dem Spiel die Vermutung, dass das generell so bleiben könnte. Der eigentliche Kapitän Toni Leistner schien in den Planungen des neuen Trainers keine allzu große Rolle mehr zu spielen und auch nicht richtig in dessen System zu passen. So kann man sich täuschen.

Auch in Leitls zweitem Spiel als Trainer lief Reese wieder als Kapitän auf, während Leistner erneut nur auf der Bank saß. Zur zweiten Hälfte aber, beim Stand von 0:4 gegen Elversberg, wurde der 34 Jahre alte Routinier eingewechselt. Und weil es diesmal keine logistischen Schwierigkeiten gab, trug er nach der Pause auch wieder die Kapitänsbinde.

Für Leitls drittes Spiel als Trainer, an diesem Samstag gegen Schalke 04 (13 Uhr, Sky), stehen die Chancen gut, dass Leistner erstmals in der Startelf stehen wird. In Elversberg passte Leitl zur zweiten Halbzeit sein System an, stellte von Vierer- auf Fünferkette um und postierte den Kapitän als zentralen Mann in die letzte Linie.

„Wir haben Räume aufgegeben, die wir nicht aufgeben dürfen“, sagte Herthas Trainer über den Auftritt seiner Mannschaft in der ersten Hälfte. Leistner sollte die schlimmen Löcher in der Defensive stopfen, was ihm tatsächlich gelang. Und dass die Mannschaft in der zweiten Halbzeit kein Gegentor mehr kassierte, war nach dem blamablen Auftritt vor der Pause tatsächlich als Erfolg zu werten.

Was am vergangenen Sonntag im Kleinen galt, das gilt für den Rest der Saison auch im Großen: Für Hertha geht es jetzt darum, Schlimmeres verhindern. Und das könnte durchaus dafür sprechen, es bei der Fünferkette zu belassen – auch wenn die Situation zur Pause in Elversberg eine besondere war.

Routiniers unter sich. Nachdem Toni Leistner (l.) und Diego Demme in Elversberg eingewechselt worden waren, gewann Herthas Spiel an Stabilität.

© IMAGO/Fussball-News Saarland/Fabian Kleer

„Wir wussten, dass wir das Spiel nicht mehr gewinnen werden, dass wir stabil bleiben, ein bisschen tiefer stehen und Räume schließen müssen“, sagte Leitl über seinen Plan. „Aber es ist sicher nicht unsere Philosophie, uns hinten reinzustellen und zu warten, was der Gegner macht. Wir wollen aktiv sein und nach vorne verteidigen.“

Bei seinem Debüt gegen Nürnberg funktionierte das schon überraschend gut. Hertha stand hoch, attackierte früh und zeigte nach Leitls Aussage „ein richtig gutes Kettenverhalten“. Auch die letzte Linie rückt bei einer solchen Herangehensweise weiter auf als gewöhnt und muss in ihrem Rücken viel Raum verteidigen.

Leistners Problem: Er ist nicht der Schnellste

Für Toni Leistner könnte das trotz all seiner Erfahrung zu einem Problem werden. Bekanntlich ist er nicht der Schnellste. Dafür besitzt er andere Qualitäten: Er ist zweikampfstark und stressresistent, was für den Abstiegskampf nicht die schlechtesten Gaben sind.

„Je mehr Erfahrung, desto besser“, sagte Stefan Leitl mit Blick auf das Spiel gegen Schalke und auf die Gesamtsituation für Hertha, die sich bei einer Niederlage noch einmal deutlich verschärfen würde. Gegen Elversberg wechselte er zur Pause nicht nur Toni Leistner, sondern auch Diego Demme, 33, ein, der den dreizehn Jahre jüngeren Pascal Klemens im defensiven Mittelfeld ersetzte.

„Es geht darum, dass die Spieler, die Erfahrung haben, auch Rhythmus brauchen“, sagte Herthas Trainer. „Und sie müssen Leistung bringen.“

Den richtigen Rhythmus hat Demme seit seinem Wechsel aus Neapel noch nicht gefunden. Zu Saisonbeginn bestritt er acht Spiele, anschließend war er zwei Monate raus. Danach bestritt er wieder fünf Spiele und war erneut zwei Monate raus. Aktuell tastet sich Demme über Kurzeinsätze wieder an das Team heran.

Vierer- oder Fünferkette? Leistner in der Startelf? Oder Demme? Oder beide? „Wir haben was im Kopf“, sagte Stefan Leitl. „Wir werden die Jungs auswählen, von denen wir überzeugt sind, dass sie der Situation standhalten.“ Das spricht zumindest nicht grundsätzlich gegen Toni Leistner und Diego Demme.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
false
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })