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Zoff zwischen ter Stegen und FC Barcelona eskaliert weiter: Ein Scheidungskrieg der üblen Sorte
Seitdem sich der deutsche Nationaltorwart schwer an der Patellasehne verletzt hatte, wollen die Katalanen ihn loswerden. Die neueste Eskalation offenbart tiefe zwischenmenschliche Abgründe.

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Die Situation erinnert an eine zerrüttete Ehe, in der die einst so große Hingabe und Liebe zu einem heftigen Scheidungskrieg verkommen ist. Im Verhältnis zwischen Marc-André ter Stegen, dem wohl besten deutschen Torwart, der sein Können wegen stets wiederkehrender körperlicher Beschwerden regelmäßig nicht zeigen kann, und seinem Noch-Arbeitgeber FC Barcelona ist nun die nächste Stufe der Eskalation erreicht worden.
So wurde bekannt, dass der spanische Topklub ein Verfahren gegen den deutschen Nationalkeeper eingeleitet hat, weil dieser dem Verein die Genehmigung verweigert hat, seinen Verletzungsbericht an die medizinische Kommission der Liga weiterzuleiten. Nachdem ter Stegen kürzlich erneut am Rücken operiert werden musste, kalkuliert der Verein mit einer Ausfallzeit von vier Monaten oder sogar noch länger.
In diesem Fall könnte der FC Barcelona gemäß der in Spanien geltenden Regeln 80 Prozent des Gehalts des ausfallenden Spielers nutzen, um einen neuen Akteur registrieren zu lassen. Und dabei handelt es sich ausgerechnet um Joan García, den der Verein als neue Nummer eins von Espanyol Barcelona verpflichtet hatte.
Es ist verwerflich, dass ein Spieler, der schon so lange im Verein ist, auf diese Art und Weise schikaniert wird. Es ist schon Mobbing, was man mit ihm macht.
Victor Font, früherer Präsidentschaftskandidat des FC Barcelona über das Verhalten des Klubs
Und genau dieser Transfer, den man im übertragenen Sinne damit vergleichen kann, dass sich der Verein eine neue Liebe angelacht hat, sorgte für eine regelrechte Schlammschlacht – zumal ter Stegen auch Kapitän des Teams war. Nachdem er sich im September die Patellasehne angerissen hatte, verlor er aber wohl gänzlich die Attraktivität für seinen Arbeitgeber.
„Unser Kapitän wird vom Verein nicht korrekt behandelt“, hatte der ehemalige Präsidentschaftskandidat Victor Font bei Catalunya Radio im Juni gepoltert, nachdem der Transfer Garcías für 26,3 Millionen Euro mit großem Tamtam öffentlich gemacht worden war.
„Es ist verwerflich, dass ein Spieler, der schon so lange im Verein ist, auf diese Art und Weise schikaniert wird. Es ist schon Mobbing, was man mit ihm macht“, lautete der harsche Vorwurf bezüglich des Umgangs mit dem Deutschen, den man im Unklaren gelassen hatte, wie man zukünftig mit ihm plane.
Nagelsmann wünscht sich anderen Umgang mit dem Torwart
Und in der Tat darf man sich schon wundern über die Art und Weise, wie mit dem Keeper umgegangen wird, der einst als großer Rückhalt und Stabilisator galt und von Spielern und Fans gleichermaßen geschätzt wurde − aber eben immer wieder durch Verletzungen zurückgeworfen wird, wie die aktuelle Rückenverletzung einmal mehr zeigt.
Und das alles in der Amtszeit des deutschen Trainers Hansi Flick, der als früherer Bundestrainer eigentlich auch ein Interesse an einem würdigen Umgang mit der potenziellen Nummer eins haben sollte.
Das sah auch Nachfolger Julian Nagelsmann wohl so, als er im Rahmen der Nations League einen gewissen Respekt für den plötzlich unliebsamen Keeper einforderte: „Ich würde mir wünschen, auch aufgrund der Vergangenheit einzelner Protagonisten und Verbundenheit zum DFB und zu Marc, dass er eine Info bekommt, wie es weitergeht“, hieß der Appell.
Allerdings dürften die Verantwortlichen des Klubs die Interessen des Deutschen Fußball-Bundes wenig interessieren. Für einen anhaltenden Cashflow in finanziell schwierigen Zeiten werden übliche menschliche Gepflogenheiten schon mal außer Acht gelassen. Der 33-Jährige besitzt in Barcelona noch einen gut dotierten Vertrag bis 2028. Der Verein würde ihn aber allzu gerne schnell loswerden.
Das Gedächtnis im Profifußball ist oft kurz, die Leistungen früherer Tage geraten schnell in Vergessenheit. Dennoch offenbart dieser Zoff tiefe zwischenmenschliche Abgründe. Und es ist absehbar, dass es in diesem Scheidungskrieg nur Verlierer geben kann – ter Stegen auf der sportlichen, den FC Barcelona auf der moralischen Seite.
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