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Christian Schmiedt wird seine Karriere im Team von Trainer André Stötzer fortsetzen.

© dpa

Para-Snowboard-Bundestrainer André Stötzer im Interview: „Nachwuchs ist leider nicht in Sicht“

Die drei deutschen Para-Snowboarder blieben hinter den Erwartungen zurück. Bundestrainer André Stötzer über die Spiele in Peking, die nächsten Ziele und neue Gesichter.

Von Lilith Diringer

An dieser Stelle berichtete das Team der Paralympics Zeitung, ein Projekt von Tagesspiegel und der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung. Alle Texte zu den Spielen rund um Peking finden Sie hier. Aktuelles finden Sie auf den Social Media Kanälen der Paralympics Zeitung auf Twitter, Instagram und Facebook.

Herr Stötzer, die Paralympics in Peking neigen sich dem Ende entgegen. Wie fühlen Sie sich jetzt?

Erleichtert. Die Stimmung bei uns ist super. Wir haben die Spiele abgeschlossen und das halbwegs erfolgreich.

Sie sind Bundestrainer der deutschen Para-Snowboarder. Haben Ihre Jungs die Erwartungen erfüllt?

Von der Platzierung her sind wir etwas hinter dem zurückgeblieben, was wir erhofft hatten. Für Matthias Keller hatten wir mindestens auf die Top 16 und für Christian Schmiedt auf einen Platz unter den besten acht gesetzt. Dennoch: Wir haben bei allen drei in beiden Disziplinen eine solide Performance gesehen. Dafür, welche Vorbereitung wir hatten, war das in jedem Fall eine gute Teamleistung.

Hat Sie das Abschneiden der Konkurrenz überrascht?

Richtig unerwartet kam nichts. Tatsächlich haben wir gesehen, dass die Chinesen, die sonst eben nicht dabei waren, die Ränge nach hinten geschoben haben. Durch ihr starkes Auftreten an der Spitze war die internationale Konkurrenz groß.

Durch den Ausschluss der Russischen Delegation sind unter anderem die Achtelfinals ausgefallen. Hat Sie das geärgert?

Ja, schon sehr. Es war super schade, vor allem weil wir es erst am Tag zuvor erfahren haben. Und: Es war sehr knapp. Bei einer Person mehr, hätten die Achtelfinals stattgefunden. Manuel Neß wäre sogar sicher im Achtelfinale dabei gewesen und hätte sich gefreut, noch einmal auf die Piste zu können.

Welche Lehren ziehen Sie aus den Spielen? Was werden Sie in der Heimat verändern und was erwartet nun Ihre Jungs konkret?

Die dürfen jetzt erst einmal ein paar Wochen Pause machen. Dann setzen wir uns im Frühjahr zusammen und besprechen, bei wem es wie weitergeht, bevor wir dann die Sommertrainingspläne erstellen, um uns für die nächste Wintersaison fit zu machen.

Gibt es bereits Tendenzen?

Christian Schmiedt möchte sehr sicher weitermachen. Matthias Keller tendiert aufgrund des Alters eher dazu aufzuhören. Bei Manuel Neß müssen wir mal schauen. Aber natürlich setzen wir nun auch sehr auf den Nachwuchs. Konkrete Kandidatinnen und Kandidaten sind leider nicht in Sicht, aber mich würde es freuen, den Sport auch mit einem jungen Team weiter voranzutreiben.

Die Zukunft von Manuel Neß im deutschen Para-Snowboard-Team ist ungewiss.
Die Zukunft von Manuel Neß im deutschen Para-Snowboard-Team ist ungewiss.

© Handout via REUTERS

Ihr Team in diesem Jahr war rein männlich. Ist auch weibliche Power auf den deutschen Snowboardbrettern zu erwarten? 

Gewünscht auf jeden Fall. Wir sind offen für jedes Geschlecht und jede Startklasse. Mal sehen, wie sich unsere Nachwuchsförderungsmaßnahmen nun weiter auswirken werden.

Welche Wettkämpfe und sportlichen Ziele stehen als nächstes an?

In der nächsten Wintersaison möchten wir in jedem Fall wieder zum Weltcup fahren. 2023 erwarten uns die Weltmeisterschaften. Auch die nächsten Paralympischen Spiele schweben natürlich als langfristiges Ziel vor Augen. Wenn wir hier mit einer noch besseren Vorbereitung in die Wettkämpfe starten, bin ich sehr zuversichtlich, dass auch unsere Rangplätze das nächste Mal besser sein werden.

Welche Maßnahmen werden hier konkret im Verband getätigt?

Wir haben nun eine Kooperation mit Snowboard-Germany. Somit können wir deren Sportstätte sowie die von Snowboard Bayern gut nutzen. Unser Training sollte in den kommenden Monaten und Jahren also noch professioneller werden.

Matthias Keller wird seine Karriere in der Nationalmannschaft nach Peking wohl beenden.
Matthias Keller wird seine Karriere in der Nationalmannschaft nach Peking wohl beenden.

© IMAGO/Beautiful Sports

Gibt es auch international, zwischen den Nationen, Austausch?

Ja, in jedem Fall. Mit der Schweiz und Österreich unternehmen wir zum Beispiel sehr viel. Wir sind jeweils ein Trainer und es ist super, voneinander zu profitieren. Es bestehen auch Überlegungen, die bereits bestehenden Kooperationen noch als Dachverband zu vereinen und damit die Ansätze, die bereits bestehen, zu konkretisieren. Ansonsten hört man natürlich viel während der Spiele – so haben wir zum Beispiel im Ziel von dem ein oder anderen Athleten an der Spitze erfahren, dass sie nun ihre Karriere beenden werden. Das ist auch spannend zu verfolgen und wird sicher in den Chancen unserer AthletInnen etwas verändern.

Es waren für Sie die ersten Paralympischen Winterspiele, an denen Sie vor Ort dabei waren. Wie ist es Ihnen mir der Gesamtsituation ergangen?

Zunächst zu den Corona-Maßnahmen: die hatte ich mir tatsächlich schlimmer vorgestellt. Im Dorf konnten wir uns frei bewegen, sodass auf den Straßen oder in den Seminarräumen durchaus ein Austausch stattfinden konnte. Trotzdem hat es etwas gedauert, bis der paralympische Geist so richtig eingetroffen ist. Das war erst nach der Eröffnungsfeier und den ersten Probefahrten auf den Wettbewerbsstrecken der Fall. Aber dann war die Stimmung super. Bezüglich der Situation in der Ukraine hat sich die deutsche Delegation sehr aktiv verhalten. Wir haben vor Ort gerade nach der Abreise der russischen Athletinnen und Athleten auch viele Gespräche mit dem ukrainischen Team geführt. Insgesamt waren es auf jeden Fall tolle Spiele.

Gibt es noch etwas, dass Sie loswerden möchten?

Am allermeisten liegt mir momentan der Nachwuchs am Herzen. Wir wollen den Sport mit jungen Kräften fördern und freuen uns auf jede und jeden, der sich bei uns meldet.

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