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Das Freiluftkino Hasenheide

© Timebandits KG

Die Magie von Open-Air-Kino : „Die Menschen sind einfach ein bisschen freier als Indoor“

Im Sommer wird Berlin zur Stadt der Freiluftkinos. Eines von ihnen, in der Hasenheide, bietet sogar Vorführungen, wenn es noch taghell ist. Ein Besuch im Park

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Wenn man Ulrike Spann fragt, was in ihren Augen den Zauber des Open-Air-Kinos ausmacht, entgegnet sie: „Da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll!“. Jedes Freiluftkino habe etwas Besonderes – und das Freiluftkino Hasenheide sei noch einmal ein ganz spezieller Fall: „Es liegt lauschig mitten im Park, im Grünen, wer abends im Sommer dorthin kommt, hört die Vögel zwitschern – und wenn dann noch die Sterne zu sehen sind, hat das etwas Magisches.“

Was der Geschäftsführerin dieser Neuköllner Institution auch gefällt: „Die Stimmung ist eine andere als im Kinosaal.“ Oft stünden die Besucherinnen und Besucher am Ende auf, um zu klatschen, „bei einem Film wie ‚Dirty Dancing‘ wird mitgesungen und mitgeschaukelt. Die Menschen sind einfach ein bisschen freier als indoor“, sagt Spann.

800
Menschen haben im Freiluftkino Hasenheide Platz

Ulrike Spann arbeitet seit 2019 für die Timebandits GmbH & Co. KG, die das Kino in den Hackeschen Höfen und eben auch das Freiluftkino Hasenheide betreibt, diesen historischen Bau mit Amphitheater-ähnlichem Rund, der Platz für ca. 800 Menschen bietet, wenn alle einen guten Blick auf die Leinwand haben sollen. Die gesamte Anlage stammt aus den 50er-Jahren und wurde damals als Naturtheater auf Trümmerschutt des Zweiten Weltkrieges erbaut.

Ulrike Spann betreibt mit ihrem Ehemann Gerhard Groß das Kino in den Hackeschen Höfen und das Freiluftkino Hasenheide.

© Timebandits KG

2001 pachtete Spanns Mann Gerhard Groß die Spielstätte als zusätzlichen Ort zum Kino in den Hackeschen Höfen. Die heutige Co-Geschäftsführerin bezeichnet sich selbst als Quereinsteigerin, sie hat ursprünglich Medieninformatik studiert und unter anderem im Verkehrsministerium gearbeitet. Aber sie hatte eben immer wieder auch gute Ideen, wie man die Kinos und ihren Auftritt optimieren könnte – und als ihr Mann sie 2019 fragte, ob sie nicht doch in den Kinobetrieb einsteigen wolle, sagte sie zu.

Ein besonders zündender Gedanke kam Spann und Groß während der Pandemie, als die Indoor-Kinos geschlossen bleiben mussten und besonders Angebote für Kinder und Familien fehlten: Warum nicht eine Tageslichtbühne errichten, mit einem speziellen Nachmittags-Programm für junge Menschen?

Tageslichtbühne für junge Besucher in der Hasenheide

© Timebandits KG

„Die Leinwand liegt wie in einem Kasten weiter hinten, dadurch ergibt sich eine Tunnelung, wir haben Schatten und starke Projektoren, so dass wir schon um 16.30 Uhr mit den Vorführungen starten können“, beschreibt Spann das Prinzip dieses fliegenden Baus, der seit 2020 jedes Jahr zusätzlich zur Hauptbühne errichtet wird.

Cineastisch angehaucht

Open-Air-Kino auch bei Sonnenschein – das gibt es andernorts in Berlin nicht. Auf dieser Tageslichtbühne läuft außerdem noch ein Vorabendprogramm, meist gegen 18.30 Uhr, „das eher cineastisch angehaucht und fast immer ausverkauft ist“, so Spann.

Man könnte denken, das Freiluftkino sei eher der Ort für leicht konsumierbaren Mainstream, doch die Betreiberin beobachtet das Gegenteil: „Der Anspruch der Gäste ist gestiegen, auch auf der Hauptbühne zeigen wir zunehmend Filmkunst. Es darf schon mal etwas Lustiges sein, aber es soll Substanz haben, nicht nur Berieselung sein.“

Die Programm-Planung für die nächste Sommersaison beginnt bei Spann immer schon, wenn im September der letzte Film in der Hasenheide abgespielt ist. Natürlich schaut Spann, welche in den Hackeschen Höfen besonders gut gelaufen sind, oder welchen sie eine zweite Chance geben will. Doch auch für Freiluft-Premieren – oft verbunden mit dem Besuch von Gästen aus dem Cast und einem Nachgespräch – geben die Verleiher bestimmte Filme durchaus frei.

In der kommenden Saison werden auf der Hauptbühne Filme wie der Oscar-Gewinner „Anora“, der Musical-Thriller „Emilia Pérez“ oder der Demi-Moore-Schocker „The Substance“ zu sehen sein, auch eine Werkreihe mit Filmen des verstorbenen David Lynch ist geplant – wobei in der Hasenheide alle Filme (mit Ausnahme des Familienprogramms) im Original mit Untertiteln zu sehen sind.

Und nicht nur Kino wird in der Hasenheide geboten: Jedes Jahr gibt es zum Beispiel auch ein Ades-Zabel-Konzert und davor eine Zaubershow für die Kinder, das hat schon Tradition.

Theaterprogramm für Kinder im Freiluftkino Hasenheide

© Timebandits KG

Bleibt natürlich – wie bei jedem Open-Air-Event – die Frage: Und bei Regen? „Ab einer bestimmten Stufe von Sturm- oder Unwetterwarnung wird abgesagt“, erklärt Spann. „Wir lassen uns aber nicht verrückt machen von den Wetter-Apps, die viele auf ihrem Handy haben.“ Es gab schon Fälle, in denen die Kinomacherin aufgrund von Vorhersagen fürchtete, eine Vorstellung fiele ins Wasser, in Spandau goss es auch wie aus Kübeln, aber in Kreuzberg-Neukölln schien die Sonne.

„Bei uns haben die Gäste außerdem die Chance, bis eine Stunde vor Vorstellungsbeginn ihr Ticket zu stornieren“, beschreibt sie die Kulanzregeln ihres Freiluftkinos. Klar, es gab auch schon frustrierende Tage. „Aber so ist das Open-Air-Geschäft, das gehört dazu.“

Schrecken lassen sich die Besucherinnen und Besucher von Wolken ebenso wenig wie vom Ruf der Hasenheide als Dealer-Park. „Die Hasenheide wird ja inzwischen von vielen Familien genutzt, junge Leute liegen auf den Wiesen, es gibt den Spielplatz, den kleinen Zoo, der Park ist sehr lebendig“, findet Spann.

Sie selbst arbeitet mit dem Familienfilmprogramm daran, dass es ein noch bunterer Ort wird: „Wenn ich sehe, wie die Kinder sich auf ihrem Sitz nach vorn beugen und ganz eintauchen in den Film, ist das für mich die schönste Bestätigung.“

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