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Kinder erkunden die Berliner Gemäldegalerie während eines Workshops.

© Juliane Eirich

Zwischen Bäumen und Baustellen: So spannend ist das Kulturforum für Kinder

Man würde nicht auf den ersten Blick vermuten, dass das Kulturforum auch Kindern und Familien viel bietet. Und doch ist es so – eine Exkursion an einen unterschätzten Ort.

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Ein Sommertag mit Kindern am Kulturforum? Zwischen Bundesstraße und Baugrube? Im Ernst? Ja! Denn wer genauer hinschaut, stellt fest: Hier lässt sich auf wenig Raum viel erleben. Ob Picknick unter Bäumen, Musik machen mit den Berliner Philharmonikern, Kunst-Workshops, Freiluft-Kino, Familienführungen in den Staatlichen Museen oder ein in seiner Form einzigartiger Familienkunstgottesdienst: Das Kulturforum hat viel zu bieten, auch und gerade für Kinder.

Baustelle gucken gibt’s gratis dazu: Neben der Neuen Nationalgalerie entsteht aktuell das „berlin modern“. Vor einem Jahr wurde der Grundstein gelegt, 2027 soll das neue Museum mit 9.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche eröffnet werden.

Eintauchen in die Orchesterwelt

Startpunkt für die Exkursion? Vielleicht die Philharmonie: Seit zwei Jahren wird hier regelmäßig die Familienführung „Unser Klangschiff“ angeboten. Spannend für Kinder, die sich für die Welt des Orchesters interessieren und Musikinstrumente auch mal selbst ausprobieren wollen. Und auch für Eltern: Ob Fans von klassischer Musik oder Design-Begeisterte, die für Midcentury-Architektur und den ikonischen Bau von Hans Scharoun schwärmen – auf der „Klangschiff“-Tour kommen beide auf ihre Kosten.

Die Farbgebung in der Philharmonie folgt einer Idee von Hans Scharoun.

© Madlen Krippendorf

Heute sind Kinder zwischen 2 und 7 Jahren mit Eltern und Großeltern gekommen, geleitet wird die Führung von Kathrin Schindlbeck. Die Musikpädagogin ist Teil des „Education“-Teams der Philharmonie und betont: „Bei unseren Familienführungen sollen sowohl die Kinder als auch die Erwachsenen etwas mitnehmen.“ Und das tun sie: etwa die Erkenntnis, dass Scharoun sich beim Bau der Philharmonie vom Schiffsbau inspirieren ließ.

Maritime Reminiszensen

Die Kinder entdecken Bullaugen-Fenster und die aquablaue „Wasserwand“, die Erwachsenen freuen sich über Insider-Wissen: Dass die „Saal links“-Hinweisschilder in der Philharmonie in Rot, die „Saal rechts“-Schilder in Grün geschrieben sind, ist an die Steuerbord- und Backbord-Farben angelehnt – eine von vielen maritimen Reminiszenzen bei Scharoun. Voilà: Der Smalltalk beim nächsten Konzertbesuch ist gesichert!

Kathrin Schindlbeck, Musikpädagogin und Teil des Education-Teams der Philharmonie.

© Simone Dyllick-Brenzinger

Neben der Formensprache des Architekten dreht sich die Führung natürlich auch um das, was die Philharmonie eigentlich ausmacht: Musik! Ein Gastorchester probt im großen Konzertsaal, die Kinder lauschen gebannt. Kurz danach geht es zu einem jungen Posaunisten in den Kammermusiksaal. Der 26-jährige Ricard erklärt, wie das mit dem Posaunespielen funktioniert – wie die Lippen geformt und der Zug bedient werden.

Anschließend dürfen es alle ausprobieren. Der 7-jährige Anton Kupferschmidt aus Lichterfelde ist begeistert. „Und jetzt du!“, sagt er zu Musikpädagogin Kathrin Schindlbeck. Die muss lachen: „Wow! Das hat noch nie ein Kind zu mir gesagt!“ Ihr Posaunenton? Ganz passabel!

Ein Pfarrer ohne Talar

Vis-à-vis der Philharmonie liegt die St. Matthäus-Kirche, deren Turm eine tolle Aussicht bietet – und in der sich am ersten Sonntag des Monats ebenfalls alles um Familien dreht: Der Familienkunstgottesdienst „hORA+“ versammelt Familien aus ganz Berlin und bringt sie mit hochkarätigen Gästen aus der Kulturszene zusammen, ob bildende Künstler, Tänzerinnen oder Puppenspieler. Pfarrer Hannes Langbein, Kunstbeauftragter der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg, trägt weder Talar, noch steht er auf der Kanzel.

Bei „hORA+“ geht es um Dialog, Interaktion, Musik und künstlerische Performances. Jenseits von traditioneller Liturgie entstehen immer wieder meditative, fast sphärische Momente. Es ist ein Familiengottesdienst, der Neuland beschreitet: experimentell, niederschwellig und offen. Im Anschluss stehen Picknick, Gespräche und oft auch Mitmachaktionen auf dem Programm.

Familienkonzert in der Baumschule am Kulturforum.

© Stiftung St. Matthäus

Direkt vor der St. Matthäus-Kirche schließt sich die gartenkünstlerische Installation „Baumschule Kulturforum“ an: 200 Bäume in Trögen bilden seit Juli 2023 grüne Oasen, spenden Schatten und sind Lebensraum für Insekten und Vögel. Mobile Sitzmöbel laden zum Verweilen ein. Zudem werden viele Veranstaltungen rund um urbane Räume in Zeiten des Klimawandels angeboten – auch für Kinder und Jugendliche. So steht am 1. Mai die rote Nelke als Pflanze und politisches Protestsymbol im Mittelpunkt.

Auch die staatlichen Museen am Kulturforum haben für Familien viel zu bieten: Neue Nationalgalerie, Gemäldegalerie und Kunstgewerbemuseum veranstalten Führungen für Familien oder für Kinder und Jugendliche mit anschließender Farbwerkstatt, aber auch mehrtägige Ferienprogramme. Ob Modezeichnen, Linoldruck, Reisetagebücher oder Blütencollagen – das Sommerprogramm ist prall gefüllt. Wer dabei sein möchte, sollte allerdings schnell sein. „Die Resonanz ist sehr gut“, so eine Sprecherin.

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