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Das Italian Film Festival in der Kulturbrauerei

© Associazione Cineclub del Genio, IFF Berlin/Stefano Miliffi

Gegen den Berliner Winterblues: Diese Filmfestivals lassen die Leinwände im November leuchten

Von den Jüdischen Kulturtagen bis zu aktuellen Trends des französischen Kinos – sieben Festspiele, die das Warten auf die nächste Berlinale erleichtern.

Stand:

Das Hochamt der Filmkunst in Berlin – das ist zweifellos die Berlinale, diese glamourösen elf Tage mit dem roten Teppich und der Bären-Auslese als wichtigsten Requisiten, für Cineasten Höhepunkt des Jahres. Bis zum 12. Februar müssen sie sich noch gedulden, doch in den kommenden Novemberwochen dürfte das leichtfallen: Mehrere Filmfeste reihen sich aneinander gleich Perlen auf einer Kette.


Kurzfilmfestival Interfilm und Kuki

Das erste ist zugleich das älteste. Seit 1982 gibt es das Kurzfilmfestival Interfilm, verknüpft mit dem zwei Tage früher startenden Schwesterfestival Kuki, das sich ans nachwachsende Publikum richtet. Interfilm hat eine typische West-Berliner Entstehungsgeschichte, wurde gegründet in besetzten Häusern Kreuzbergs, darf sich aber längst einer internationalen Strahlkraft rühmen. Wobei das Rebellische des Ursprungs sich erhalten hat: Für das achtköpfige Kuratorium, das die künstlerische Leitung innehat, bedeutet Film „mehr als Unterhaltung“.

Der Kurzfilm „Moustache“ ist auf dem Kuki zu sehen.

© Idriss Nabil

Und so wird auch das 41. Festival als Aufruf verstanden, in diesen Zeiten „Räume zu schaffen, in denen Solidarität trägt, Widerstand wächst, Erinnerungen lebendig bleiben und Utopien keimen“. Film sei eben „nicht nur Kunst, sondern Haltung“.

Damit locken Interfilm und Kuki Jahr für Jahr rund 20.000 Schaulustige an. Für sie stehen dieses Mal nach der Eröffnung in der Volksbühne über 60 Programme und Events an elf Orten bereit, die ausloten sollen, „wie Geschichten unsere Welt formen können“. Und das alles unter dem ehrgeizigen Motto „Weaving Tomorrows“.


Italian Film Festival

Ist Interfilm der Oldie unter den Filmfesten der kommenden Wochen, so ist das Italian Film Festival ihr Youngster, dessen zwölfte Ausgabe im Cinestar in der Kulturbrauerei gefeiert wird. Veranstalter ist das Tuscia Film Fest im mittelitalienischen Viterbo in Zusammenarbeit mit dem Italienischen Kulturinstitut und der Botschaft Italiens.

Szene aus „Sunset Over America“

© Matías Rojas Valencia

Das Festival startet mit dem Coming-of-Age-Drama „Paternal Leave“ in Anwesenheit der Regisseurin Alissa Jung und der jungen Hauptdarstellerin Juli Grabenhenrich. Die im sachsen-anhaltinischen Dessau-Roßlau und Italien gedrehte deutsch-italienische Produktion hatte auf der Berlinale 2025 in der Sektion Generation Weltpremiere und wurde dort mit dem Preis CinemaVision 14plus der Arbeitsgemeinschaft Kino – Gilde deutscher Filmkunsttheater ausgezeichnet. 

Dem Eröffnungsfilm folgen weitere aktuelle Produktionen aus Italien, erwartet werden auch viele Gäste aus den Filmteams. Erstmals geplant ist dagegen an den Vormittagen eine eigene Jugendsektion. Und wie gewohnt wird zum Abschluss ein Publikumspreis verliehen.


Jüdische Kulturtage

Auch die Jüdischen Kulturtage huldigen mehrfach der Filmkunst, schon beim Eröffnungskonzert in der Synagoge in der Rykestraße in Prenzlauer Berg. Das Sinfonie Orchester Berlin unter Leitung von Igor Budinstein will dabei, vermittelt über die Musik aus bekannten Filmen wie „Yentl“ oder „Fiddler on the Roof – Anatevka“, die Geschichte des jüdischen Volkes erzählen.

Zu Beginn singt Talya G. A Solan, Gründerin des auf traditionelle israelische Musik spezialisierten Yamma Ensembles, einen Song aus Steven Spielbergs „München“ – gewidmet dem Gedenken an die jüdischen Terroropfer weltweit. Anwesend ist auch Agam Berger, die am 7. Oktober 2023 von der Hamas entführt und bis Anfang dieses Jahres gefangen gehalten wurde.

Auch der 1944 geborene Roman Haller hat antisemitischen Terror überlebt, nämlich den der Nazis. Am 16. November nimmt er im Hackesche Höfe Kino an der Vorführung des kanadisch-polnischen Spielfilms „Irinas Geheimnis“ und der anschließenden Podiumsdiskussion teil.

Szene aus dem kanadisch-polnischen Spielfilm „Irinas Geheimnis“.

© Darius-Irena Productions Inc

Mit seinen Eltern gehörte er zu den 17 Juden, die von der Polin Irene Gut Opdyke gerettet wurden. Als Zwangsarbeiterin im Haushalt eines deutschen Offiziers hatte sie die Menschen mit dessen Wissen verstecken können.


Seret Film Festival

Die Filme des den Jüdischen Kulturtagen angeschlossenen Seret Film Festivals laufen ebenfalls im Hackesche Höfe Kino. Es präsentiert jährlich aktuelle israelische Film- und TV-Produktionen in mehreren Ländern und hat für die Kulturtage sieben Filme unterschiedlicher Genres ausgewählt.

Den Anfang macht am 19. November der Spielfilm „Cabaret Total“. Darin geht es um einen jungen Israeli, der während des Krieges aus dem Reservedienst zurückkehrt und in einer Kleinstadt eine Cabaret-Show auf die Beine stellt. Neben Folgen der TV-Serie „The German“ mit Oliver Masucci werden auch zwei Dokumentationen über den Hamas-Terroranschlag vom 7. Oktober 2023 gezeigt. 


Französische Filmwoche

Die Französische Filmwoche setzt die Reihe der winterlichen Filmfestivals fort, sie feiert damit ihr 25. Jubiläum. Initiiert vom Institut français Deutschland und Unifrance, der in Paris ansässigen Organisation zur Förderung des französischen Filmexports, arbeitet das Festival in Berlin eng mit der Yorck-Kinogruppe zusammen.

Die Eröffnungsgala steigt im Delphi Filmpalast, gefolgt von Vorführungen im Cinema Paris, im Filmtheater am Friedrichshain und in der Passage. Im City Kino Wedding läuft voraussichtlich eine Retrospektive der Regisseurin Lucile Hadzihalilovic.

35 französische und frankophone Filme werden dieses Jahr gezeigt.

© Sebastian Gabsch

Auf dem Programm stehen 35 französische und frankophone Filme, an die sich oft Gesprächsrunden mit Mitgliedern der Filmteams anschließen. Knapp die Hälfte sind Vorpremieren von Werken, die in deutschen Kinos noch nicht zu sehen waren, darunter François Ozons Camus-Verfilmung „L’Etranger“ oder die romantisch-musikalische Komödie „Ma mère, Dieu et Sylvie Vartan“ („Mit Liebe und Chansons“) von Ken Scott.


Around the World in 14 Films

Beschlossen werden die winterlichen Filmfeste vom 20. Weltkinofestival Around the World in 14 Films, mit Werken, die zuvor in Cannes, Venedig und Locarno gefeiert und ausgezeichnet wurden und nun ins Delphi Lux, das Neue Off und die Kulturbrauerei kommen.

In Letzterer wird zur Eröffnung der in Cannes mit dem Großen Preis der Jury bedachte Film „Sentimental Value“ von Joachim Trier gezeigt, das tragikomische Porträt der Beziehung eines von Stellan Skarsgård gespielten Vaters zu diesmal gleich zwei Töchtern. Ist der Regisseur womöglich ein Verwandter des Dänen Lars von Trier? Auf solche Spekulationen hat der Norweger schon vor Jahren geantwortet: „Nur entfernt verwandt.“

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