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Antipanzerraketen in einem Werk in den USA.

© AFP / AFP / NICHOLAS KAMM

Ukraine-Invasion Tag 355: Kiew bittet den Westen um schnellen Nachschub bei Munition

Hohe russische Verluste im Süden + Buschmann appelliert an Panzerallianz + Bundesregierung nennt Diskussion über Sicherheitsgarantien verfrüht. Der Überblick am Abend.

Die Ukraine bittet ihre Verbündeten, umgehend Nachschub an Munition bereitzustellen. Angesichts der laufenden Offensive der russischen Truppen würden sich die Lager schnell leeren, warnt die ukrainische Vize-Premierministerin Olga Stefanishyna.

„Wir haben nicht die Menge an Munition, die wir brauchen“, sagte sie im Gespräch mit der britischen „Financial Times“Interessant ist, dass sie explizit auch Munition für Artillerie erwähnt. Allein die USA haben bis zum vergangenen Herbst der Ukraine rund eine Million Geschosse zur Verfügung gestellt. Laut Berichten liegt der tägliche Verbrauch an Artilleriemunition bei den Ukrainern aktuell bei rund vier- bis siebentausend Schuss; genug, um einige Monate durchzuhalten. 

Stefanishyna warnt, dass die Russen „alles tun, um den Krieg fortzusetzen, zu verlängern und ihren Gegner zu erschöpfen“. Sie fügte hinzu, dass Moskau über die Mittel, Munition und Reserven verfüge, um seinen Feldzug fortzusetzen. Russland, so schätzen Experten, verbraucht bis zu 20.000 Artilleriegeschosse pro Tag. 

In den vergangenen Wochen hatten Experten vermehrt den Verdacht geäußert, dass auch Russland langsam die Munition ausgeht. So war zuletzt die Zahl der Artillerieangriffe zurückgegangen. Allerdings kann es auch sein, dass Moskau Munition für die aktuell laufende Offensive zurücklegen wollte. 

Die USA hatten kürzlich angekündigt, ihre Munitionsproduktion deutlich zu erhöhen. Auch in Europa gibt es Stimmen, die eine höhere Kapazität der Rüstungsindustrie fordern. 

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg schließt die Lieferung von Kampfjets an die Ukraine nicht grundsätzlich aus. „Die Unterstützung für die Ukraine hat sich ebenso entwickelt wie der Krieg selbst“, sagte Stoltenberg in Brüssel. „Jetzt wird auch über Flugzeuge diskutiert, und ich erwarte, dass dies morgen bei dem Treffen in Brüssel angesprochen wird“, sagte Stoltenberg mit Blick auf die Beratungen der Verteidigungsminister ab Dienstag.
  • Bei der erfolglosen Erstürmung der Stadt Wuhledar in Donezk soll Russland fast eine gesamte Brigade verloren haben. Das könnte Folgen für die laufende Offensive haben, sagen Experten. Die Verluste Moskaus in der Ukraine haben einen Höchststand erreicht. Mehr hier. 
  • Russischer Investor prüft Minderheitsbeteiligung am Airport Hahn: Das Vorhaben von Charitonin hat in Zeiten von Russlands Angriffskrieg ein gewaltiges Echo hervorgerufen. Nun soll er einen Anteil erhalten, mit dem er Sperrminorität unterliegt. Mehr hier.
  • Strafen für russische Atomenergiebranche: Kiew fordert nun noch mehr internationalen Sanktionsdruck - und nimmt die russische Nuklearindustrie in den Blick. Mehr hier.
  • Nach Darstellung der Bundesregierung ist es zu früh für eine Aussage, wie Sicherheitsgarantien für die Ukraine aussehen könnten. Es gebe aber das verständliche Interesse der Ukraine, nicht ein drittes Mal von Russland überfallen zu werden, sagt Regierungssprecher Steffen Hebestreit.
  • Die Ausbildung ukrainischer Soldaten an Leopard-Kampfpanzern hat nach Angaben einer Sprecherin des Verteidigungsministeriums am Montag begonnen. Sie finde an dem niedersächsischen Bundeswehr-Standort Munster statt. Die Ausbildung soll bis Ende des ersten Quartals abgeschlossen sein. Die Bundesregierung hat der Ukraine die Lieferung von 14 Leopard-2-A6-Kampfpanzer bis Ende März zugesagt.
  • Nach seinen jüngsten Kommentaren zum Ukraine-Krieg ist dem ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi aus Kiew Hetze zugunsten der Russen vorgeworfen worden. „Berlusconi ist ein VIP-Agitator innerhalb der russischen Propaganda“, sagte Mychajlo Podoljak, Berater im ukrainischen Präsidentenbüro, der italienischen Zeitung „La Repubblica“ am Montag.
  • Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hat nach kritischen Äußerungen von Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi über den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj die „feste“ Unterstützung ihrer Regierung für die Ukraine bekräftigt. Melonis Büro erklärte am Sonntag in Rom, die italienische Regierung unterstütze die Ukraine „fest und überzeugt“.
  • Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) hat die EU-Partner aufgefordert, sich an den Lieferungen von Panzern an die Ukraine zu beteiligen. „Ich hoffe und bin zuversichtlich, dass auch unsere europäischen Partner die Ukraine in entsprechender Weise unterstützen“, sagte Buschmann dem Nachrichtenportal „t-online.de“ nach Angaben von Donnerstagabend. Er gehe davon aus, „dass auch andere europäische Länder bald weitere substantielle Unterstützung an die Ukraine leisten werden“.
  • Russland verstärkt nach britischer Einschätzung weiterhin seine Verteidigungsstellungen in besetzten Regionen in der Ukraine. Vor allem im südukrainischen Gebiet Saporischschja seien zuletzt Defensivanlagen ausgebaut worden, teilte das Verteidigungsministerium in London am Montag in seinem täglichen Geheimdienst-Update mit.
  • Die USA rufen ihre Bürgerinnen und Bürger auf, Russland unverzüglich zu verlassen. Es bestehe die Gefahr einer willkürlichen Festnahme oder Belästigung durch die russischen Strafverfolgungsbehörden, teilt die US-Botschaft in Moskau mit. „US-Bürger, die in Russland leben oder reisen, sollten sofort abreisen. Aufgrund des Risikos unrechtmäßiger Inhaftierungen ist erhöhte Vorsicht geboten. Reisen Sie nicht nach Russland.“ 
  • Zur Kriegsführung Russlands gegen die Ukraine gehört auch das Schüren von Vorurteilen und Missgunst gegen die Geflüchteten in den westlichen Zufluchtsländern. Google will nun auch in Deutschland den Manipulationstechniken mit kurzen Videoclips entgegentreten. Dazu weitet das Google-Tochterunternehmen Jigsaw eine entsprechende Video-Aufklärungskampagne auf das deutschsprachige Internet aus. Das kündigte das Unternehmen am Montag in Berlin an.
  • Die Präsidentin der Ex-Sowjetrepublik Moldau, Maia Sandu, hat vor russischen Umsturzversuchen in ihrem Land gewarnt. Der Plan Moskaus beinhalte, gewalttätige Ausschreitungen und Angriffe auf staatliche moldauische Institutionen anzuzetteln und diese als Proteste zu tarnen, sagte Sandu Medienberichten zufolge.
  • Der Präsident der russischen Teilrepublik Tschetschenien, Ramsan Kadyrow, zeigt sich überzeugt, dass Russland seine Ziele in der Ukraine bis Ende des Jahres erreichen kann. Es wäre zudem falsch, mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu verhandeln, sagte Kadyrow in einem Interview des Kanals Rossija-1, Flaggschiff des staatlichen russischen Fernsehens. „Ich glaube, dass wir bis Ende des Jahres die uns heute gestellte Aufgabe zu hundert Prozent erfüllen werden.“ 

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