zum Hauptinhalt
In Davos fordern Demonstranten die Teilnehmenden des Weltwirtschaftsforums zur Besteuerung der Reichen auf.

© MICHAEL BUHOLZER//KEYSTONE/picture alliance/dpa

2769 Milliardäre besitzen 15 Billionen Dollar: Laut Oxfam sind 3,6 Milliarden Menschen arm

Die Organisation für Entwicklungshilfe fordert höhere Steuern für Reiche. In Deutschland möchten SPD und Grüne die Vermögenssteuer wieder einführen, Union und AfD sind dagegen.

Stand:

Krisen und Kriege beeinträchtigen nicht den Vermögensaufbau der Superreichen. Im Gegenteil. Die Milliardäre dieser Welt sind im vergangenen Jahr noch ein bisschen wohlhabender geworden: Das Gesamtvermögen der weltweit 2769 Milliardäre stieg von 13 auf 15 Billionen Euro, schreibt die Organisation Oxfam in einer neuen Studie; dreimal schneller als im Jahr zuvor.

2024 gab es weltweit 204 neue Milliardäre, neun darunter in Deutschland. Damit leben hierzulande derzeit 130 Superreiche mit einem Gesamtvermögen von 625,4 Milliarden Dollar.

733 Millionen Menschen auf der Welt müssen hungern

Die 1942 gegründet Entwicklungsorganisation setzt sich für die Überwindung von Armut und sozialer Ungleichheit ein. Die aktuelle Studie mit dem Titel „Takers not Makers“ erscheint anlässlich des Weltwirtschaftsforums in Davos sowie des Amtsantritts von Donald Trump in Washington.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

„Während Superreiche immer reicher werden, ist die Zahl der Menschen, die unter der erweiterten Armutsgrenze der Weltbank von 6,85 US-Dollar pro Tag leben, seit 1990 unverändert geblieben und beträgt fast 3,6 Milliarden“, heißt es in dem Bericht. Gegenwärtig müssten 733 Millionen Menschen hungern, das seien 152 Millionen mehr als 2019. Im Jahr darauf begann die Corona-Pandemie.

Zwischen 1970 und 2023 zahlten die Regierungen des Globalen Südens 3,3 Billionen US-Dollar Zinsen an die Gläubiger im Globalen Norden.

Oxfam

Im sogenannten Ungleichheitsbericht erklärt Oxfam die zunehmende Kluft zwischen Arm und Reich auch mit den Folgen des Kolonialismus. „Die wirtschaftlich starken Länder im Globalen Norden bestimmen weiterhin die Regeln, von denen Superreiche und ihre Konzerne profitieren“.

Der Internationale Währungsfonds (IWF), Weltbank und Finanzmärkte würden von reichen Ländern dominiert. „Zwischen 1970 und 2023 zahlten die Regierungen des Globalen Südens 3,3 Billionen US-Dollar Zinsen an die Gläubiger im Globalen Norden“, haben die Oxfam-Autoren ausgerechnet.

Etwa 130 Milliardäre in Deutschland allein

„Reichtum geht Hand in Hand mit politischer Macht“, meint Serap Altinsik, die Vorstandsvorsitzende von Oxfam Deutschland. In den USA werde der „milliardenschwere“ Präsident Trump vom reichsten Mann der Welt, Elon Musk, unterstützt. Die politische Macht Superreicher müsse zum Schutz der Demokratie beschränkt werden, meint Oxfam.

100
Millionen Euro reicher wurden die Superreichen – jeden Tag

Allein das Vermögen der zehn reichsten Milliardäre sei im vergangenen Jahr um durchschnittlich 100 Millionen Euro Dollar gestiegen – und zwar täglich. In Deutschland erfreuten sich die 130 Milliardäre im vergangenen Jahr über einen vergleichsweise mickrigen Vermögenszuwachs von insgesamt 73 Millionen Dollar.

Oxfam zufolge hat Deutschland die viertmeisten Milliardäre weltweit. Die „extreme Ungleichheit“ hierzulande sei maßgeblich eine Folge der „ungerechten Steuerpolitik“. Von der nächsten Bundesregierung wünscht sich die Organisation deshalb die Einführung einer Steuer von zwei Prozent auf das Vermögen von Milliardären und Multimillionären.

Die nächste Koalition müsse „in soziale Gerechtigkeit und Klimaschutz hier und weltweit investieren und die Mittel für Entwicklungszusammenarbeit erhöhen statt zu kürzen“, meint Oxfam. Ferner sollte Konzernmacht beschränkt und das Kartellrecht gestärkt werden.

Was sagen die Parteien zur Vermögenssteuer?

Die Parteien gehen in ihren Wahlprogrammen unterschiedlich auf das Thema ein. CDU/CSU und AfD lehnen eine Vermögenssteuer ab. „Wir wollen Menschen, die sich etwas erarbeitet und aufgebaut haben, nicht bestrafen“, heißt es bei der Union. Stattdessen soll auch mithilfe einer „Vermögensbildungsprämie“ der Aufbau eines eigenen Vermögens erleichtert werden, „gerade auch für kleinere und mittlere Einkommen“.

Die SPD dagegen möchte „die vermögensbezogene Besteuerung stärken und Spitzenvermögen stärker an der Finanzierung der Modernisierung unseres Landes beteiligen“. Die 1997 ausgesetzte Vermögensteuer „wollen wir für sehr hohe Vermögen revitalisieren“. Ferner unterstütze man „die von Brasilien im Rahmen der G20 angestoßenen Pläne für eine international koordinierte Mindeststeuer für Superreiche“.

Die Grünen befürworten ebenso eine globale Milliardärssteuer. Da das reichste Prozent der Deutschen mehr Vermögen als 90 Prozent der Gesellschaft zusammen besitze, seien ferner „folgende Möglichkeiten“ in Betracht zu ziehen, um die „großen Gerechtigkeitslücken“ zu verkleinern: „eine fairere Erbschaftssteuer, eine gerechte Immobilienbesteuerung ohne Schlupflöcher oder eine nationale Vermögenssteuer“.

71
Prozent beträgt hierzulande der Anteil von Erbschaften am Milliardenvermögen

Für die AfD wäre eine Vermögenssteuer schädlich für die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands und eine Belastung vor allem für Mittelstand, Handwerk und Familienbetriebe. Statt höherer oder sogar neuer Steuern seien vielmehr niedrigere Unternehmenssteuern erforderlich, meint die AfD.

Berechnungen von Oxfam zufolge stammen weltweit 36 Prozent des Gesamtvermögens von Milliardären aus Erbschaften. In Deutschland liege dieser Anteil sogar bei 71 Prozent. Die im Wirtschaftswunder zu Wohlstand gekommene Generation reicht das erwirtschaftete Vermögen weiter.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })