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Wirtschaft: Beim Gold macht jeder, was er will

In Sachen Neubewertung gibt es kein einheitliches VerfahrenVON ROLF OBERTREIS FRANKFURT (MAIN).Halbjährliche, jährliche Neubewertung, eine Orientierung am Durchschnitt der letzten drei Jahre oder völlig fehlende Regelung - in Sachen Gold gibt es bei den Notenbanken der Industrieländer kein einheitliches Verfahren.

In Sachen Neubewertung gibt es kein einheitliches VerfahrenVON ROLF OBERTREIS

FRANKFURT (MAIN).Halbjährliche, jährliche Neubewertung, eine Orientierung am Durchschnitt der letzten drei Jahre oder völlig fehlende Regelung - in Sachen Gold gibt es bei den Notenbanken der Industrieländer kein einheitliches Verfahren.Am konservativsten sind in dieser Hinsicht allerdings nicht etwa die deutschen Währungshüter, die ihre Reserven nach dem strengen Niederstwert bilanzieren, sondern die Amerikaner.Die offiziellen Goldbestände der US-Notenbank werden seit dem Ende der Goldbindung des Dollar im Frühjahr 1973 mit 42,22 Dollar je Feinunze bewertet.Auch die schwedische Zentralbank hat ihre Reserven derzeit nur mit 13,5 Prozent des aktuellen Goldpreises in ihren Büchern, in Luxemburg sind es nur 14,4 Prozent.In Japan, Kanada und Norwegen werden die Goldreserven ebenfalls strenger bewertet als bei der Bundesbank.Über eine Neubewertung wird dort im Gegensatz zur Bundesrepublik derzeit nicht nachgedacht. Die Bank von Frankreich paßt den Wert ihrer Goldbestände alle sechs Monate an den durchschnittlichen Marktpreis der letzten drei Monate an.In Großbritannien, wo das Gold nicht bei der Bank of England, sondern beim britischen Schatzamt liegt, wird jeweils im März zum Ende des Haushaltsjahres neu bewertet, ebenfalls nach dem durchschnittlichen Goldpreis der letzten drei Monate, in Irland geschieht eine Anpassung vierteljährlich.In den Niederlanden werden die Goldbestände alle drei Jahre neu eingestuft, in Belgien geschieht dies jedes Jahr.In Spanien und Portugal dagegen gibt es derzeit kein geregeltes Verfahren.Die Madrider Notenbank hat ihre Goldreserven zuletzt in den achtziger Jahren neu eingestuft.In Österreich wurden die Goldbestände seit 1945 nur zwei Mal neu bewertet und stehen derzeit mit gut 45 Prozent des aktuellen Marktwertes in den Büchern der Nationalbank.Die dänische Nationalbank wiederum nimmt eine Anpassung alljährlich vor, die finnische Zentralbank hat dies zuletzt Mitte der siebziger Jahre getan.Generell schwankt die Bewertung der Goldreserven in den Industrieländern zwischen zehn und 103 Prozent des aktuellen Marktwertes. Viel entscheidender an der Bewertung ist allerdings die Frage, ob damit auch der Gewinn der Notenbank und letztlich die jeweiligen Staatseinnahmen berührt werden.Ausschüttungen von Neubewertungsgewinnen und damit von Goldgewinnen, die gar nicht über effektive Verkäufe realisiert wurden, sind aber in den Industrieländern die Ausnahme.Bei der Bank von Frankreich etwa werden Neubewertungen der Goldbestände in der Bilanz neutralisiert und haben somit keine Folgen für den Gewinn.In Großbritannien gibt es keine Ausschüttung von Buchgewinnen, ebenso wenig in Irland.In Österreich müssen Neubewertungsgewinnen unmittelbar den Reserven der Nationalbank zugeführt werden.Nur in Dänemark, Finnland oder in Italien können Teile der Gewinne aus der Neubewertung der Goldreserven an den Finanzminister ausgeschüttet werden.Eine vollständige Ausschüttung solcher unrealisierter Gewinne, wie sie Bonn wünscht, sind jedenfalls derzeit in den Industrieländern die Ausnahme.Übrigens: darüber, ob und inwieweit Ausschüttungsbeträge gegebenenfalls zum Abbau der Schulden bzw.der Neuverschuldung verwandt werden kann, entscheidet der EU-Ausschuß für Währungs-, Finanz-, und Zahlungsbilanzstatistiken.Der bewertet die Etatmaßnahmen der EU-Mitglieder mit Blick auf den Maastricht-Vertrag.

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