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Der Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier.

© AFP

Altmaier erwartet tiefe Rezession durch Coronakrise: „Einschnitte so stark oder noch stärker als in der Finanzkrise“

Die Bundesregierung bewertet die Konjunkturaussichten als dramatisch. Das liegt auch an der Schwäche der USA. Am härtesten werde es im Mai.

Der Bundeswirtschaftsminister teilt die Meinung des Sachverständigenrats nicht: Die Regierungsberater hatten am Montag in einem Gutachten einen Einbruch der deutschen Wirtschaft wegen der Corona-Krise in Höhe von 2,8 Prozent als das wahrscheinlichste Szenario bezeichnet. Peter Altmaier aber geht weiterhin davon aus, dass das Minus deutlich größer sein wird.

Der CDU-Politiker rechnet mit einem Einbruch wie in der Finanzkrise 2009 – eher sogar etwas mehr. Damals schrumpfte die deutsche Wirtschaftsleistungen um 5,6 Prozent. Eine solche Einschätzung liegt auch dem Nachtragshaushalt und den Multi-Milliarden-Programmen zugrunde, welche die Bundesregierung und der Bundestag in der vorigen Woche auf den Weg gebracht hatten.

Der Grund dafür dürften auch Unwägbarkeiten über den Verlauf der Corona-Krise in anderen Ländern sein. Während sich die Wirtschaftsweisen in ihrem eher optimistischen Szenario an der Entwicklung in China orientierten, wo die Wirtschaft wieder hochgefahren wird, blickt die Bundesregierung auch in andere Weltregionen.

Die USA als Unsicherheitsfaktor

Und die Folgen der Pandemie beispielsweise in den USA sind noch nicht berechenbar. Die größte Wirtschaftsmacht der Erde könnte härter getroffen werden, als man bisher geglaubt hat. Und das wird sich massiv auf die Weltwirtschaft auswirken. Das könnte die vorsichtigere Prognose Altmaiers erklären helfen.

Wenn die üblicherweise in Krisen recht robuste US-Wirtschaft auch nur ähnlich stark schrumpft wie die in Deutschland, dann ist für Optimismus wenig Platz. 2009 etwa sank das Bruttoinlandsprodukt in den Vereinigten Staaten nur um 2,8 Prozent, der Einbruch war damit nur halb so tief wie in Deutschland. Das gewerkschaftsnahe Wirtschaftsinstitut IMK hat in seiner Prognose am Donnerstag für die Bundesrepublik ein Minus von vier Prozent in diesem Jahr angenommen, bei einem Schrumpfen der US-Wirtschaft um 3,1 Prozent.

Erst in der zweiten Jahreshälfte neuer Schwung

Altmaier bleibt daher bei einer vorsichtigen Einschätzung, wohl auch, um dem Gefühl nicht Nahrung zu geben, dass die einschränkenden Maßnahmen des Shutdowns in der Wirtschaft schon recht zügig wieder zurückgefahren werden könnten. „Die Einschnitte werden so stark oder noch stärker sein als in der Finanzkrise“, betonte er. Im Mai, so der Minister, wird es am härtesten kommen, mit einem Minus von bis zu acht Prozent müsse dann gerechnet werden.

Erst in der zweiten Jahreshälfte werde die Wirtschaft wieder Tritt fassen. Und es bestehe die Aussicht auf ein „vernünftiges Wachstum“ im Jahr 2021. Auch deshalb, weil die Regierung sich schon Gedanken macht über ein „Fitnessprogramm“, wie Altmaier es nannte, also Maßnahmen zur Konjunkturstimulierung.

Offenkundig ist sich die Regierung noch nicht ganz schlüssig, welchen Experten sie eher folgen soll – denen, die ein „V“-Szenario erwarten, also einen tiefen Einbruch, gefolgt von einer rapiden Erholung, oder denen, die eher eine „U“-Prognose für richtig halten, also eine längere Phase mit relativ schwacher Wirtschaftsentwicklung, bis dann wieder ein Aufschwung einsetzt.

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