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Endesa-Übernahme: Eon nimmt Russland ins Shopping-Visier

Der Energieriese Eon hat im Kampf um Endesa seinen Konkurrenten das Feld überlassen. Die spanische Regierung zeigte sich erfreut über die Lösung - die EU hält aber weiter an ihrer Klage gegen Madrid fest.

Düsseldorf/Madrid - Nach intensiven Verhandlungen mit dem italienischen Versorger Enel und dem Mischkonzern Acciona verständigten sich die Unternehmen auf eine Aufteilung von Endesa. Der Rückzug aus dem Bietergefecht ließ an der Börse die Eon-Aktie um mehr als 7 Prozent in die Höhe schießen. Die Regierungen der betroffenen Länder begrüßten die Vereinbarung.

Eon-Chef Wulf Bernotat zeigte sich auf einer Pressekonferenz in Madrid zwar enttäuscht, dass die geplante mehrheitliche Übernahme nicht erreicht wird. Die Vereinbarung mit Enel und Acciona sei aber eine "vernünftige Lösung". Sie verhindere eine weitere Eskalation der Auseinandersetzung und schaffe Klarheit für alle Beteiligten.

Acciona und Enel halten bereits 46 Prozent der Anteile von Endesa und hatten angekündigt, das letzte Eon-Gebot von 40 Euro je Aktie auf mindestens 41 Euro zu erhöhen. Weitere knapp 3 Prozent befinden sich in Besitz der Staatsholding Sepi, die sich ebenfalls gegen die Übernahme von Endesa durch Eon ausgesprochen hatte. Für die Düsseldorfer gibt es nach eigener Einschätzung so keine Chance mehr, die Mehrheit zu erreichen. Offiziell endet die Eon-Offerte an diesem Dienstag.

30 Prozent Beteiligung

Die Vereinbarung sieht vor, dass Eon ein Beteiligungspaket mit Endesa-Aktivitäten in Spanien, Frankreich und Italien in einer Größenordnung von 10 Milliarden Euro erhält. Das soll dann geschehen, wenn Enel und Acciona eine Kontrollmehrheit bei Endesa erhalten. Dies wird laut Bernotat noch mehrere Monate in Anspruch nehmen. Für die beiden Unternehmen könnte sich die Übernahme von Endesa nach Schätzungen aus Branchenkreisen auf einen Wert von 34 Milliarden Euro belaufen. Eon hatte zuletzt gut 42 Milliarden Euro für Endesa geboten.

Vor dem Hintergrund der festgefahren Situation bei Endesa zeigte sich Bernotat mit dem Erreichten zufrieden: Das Beteiligungspaket verschaffe Eon den Markteintritt in Spanien, die Position in Italien und Frankreich werde verbessert. In Spanien würde das Unternehmen mit der Übernahme von Viesgo die Nummer vier, in Frankreich und Italien jeweils die Nummer drei auf dem Markt sein. Bernotat: "Wir sind das einzige Unternehmen in Europa, dass in allen wichtigen Märkten vertreten wäre". Insgesamt bezifferte der Konzernchef das Endesa-Paket auf einen Anteil von 30 Prozent der weltweiten Erzeugungskapazitäten des spanischen Unternehmens.

Die Endesa-Beteiligungen sieht Eon zugleich als künftige Wachstumsplattform in diesen Ländern. "Wir sind noch nicht zufrieden mit den erreichten Marktpositionen", sagte er. So werde sich das Unternehmen nicht auf dem nun Erreichten ausruhen. Eon verfüge weiterhin über eine hohe Finanzkraft, die Handlungsspielräume eröffne. "Weitere Konsolidierungsschritte der Energiebranche in Europa werden wir als aktiver Spieler mitgestalten", betonte Bernotat. Dabei nannte er unter anderem Märkte in Osteuropa, Russland und die Türkei.

Spanische Regierung begrüßt Rückzug

Italienische Medien feierten Enel unterdessen als den klaren Sieger des Übernahmekampfes. Dabei sei besonders erfreulich, dass eine langwierige juristische Auseinandersetzung vermieden worden sei. Der italienische Ministerpräsident Romano Prodi begrüßte den Rückzug von Eon. Nach den Worten von Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) zeige die Entwicklung des Übernahmekampfes, wie "schwer ein gemeinsamer Energiemarkt ist". Die angestrebte Übernahme hätte im Endeffekt den europäischen Wettbewerb gewaltig verbessert, sagte er bei der Verabschiedung von Kartellamtspräsident Ulf Böge in Bonn.

Auch die spanische Regierung begrüßte die Einigung von Eon, Enel und Acciona. Das Übereinkommen erlaube es, dass Endesa auch in Zukunft ein "starkes und unabhängiges Unternehmen" bleibe, sagte Wirtschafts- und Finanzminister Pedro Solbes. Er widersprach Berichten, wonach das Übereinkommen auf eine Zerschlagung von Endesa hinauslaufe. Es gehe lediglich um eine "Umverteilung von Aktiva". Zudem bedeute Eon "ein zusätzliches und sehr positives Element auf der Landkarte der spanischen Energiewirtschaft", sagte Solbes. Die Bundesregierung hoffe, dass die Vereinbarung rasch umgesetzt wird, erklärte Vize-Regierungssprecher Thomas Steg in Berlin.

Ungeachtet des Rückzugs von Eon hält die EU-Kommission an ihrer Klage gegen Spanien fest. "Unsere Entscheidung bleibt bestehen", sagte der Sprecher von EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes. Die Kommission hatte Spanien in der vergangene Woche vor dem Europäischen Gerichtshof wegen illegaler Übernahmehürden für Eon verklagt. (tso/dpa)

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