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Stillstand. Auf dem europäischen Automarkt - insbesondere im Süden - geht derzeit kaum noch etwas.

© dpa

Autoindustrie: Europa auf Rekordtief

Im Januar ist der Autoabsatz in Europa auf das Niveau von 1990 eingebrochen. Deutsche Hersteller bleiben in Asien und USA stark.

Es läuft schlecht auf dem europäischen Automarkt – aber dass es so schlecht läuft, hat selbst die Pessimisten überrascht. Im Januar wurden so wenig Autos verkauft wie noch nie in diesem Monat. Wie der europäische Branchenverband Acea am Dienstag mitteilte, sank die Zahl der neu zugelassenen Fahrzeuge um 8,7 Prozent auf 885 159. Das war der niedrigste Stand in einem Januar seit Beginn der Aufzeichnungen 1990. Auch auf dem größten Markt Deutschland sackten die Verkäufe um 8,6 Prozent auf rund 192 000 neu zugelassene Fahrzeuge ab.

Dramatischer als in den Monaten zuvor bekommen die auf Europa konzentrierten Automobilhersteller die Folgen der Schuldenkrise und Rezession zu spüren. In Italien, Spanien und Frankreich sank die Nachfrage zweistellig; vor allem PSA Peugeot Citroën und Renault leiden unter der Zurückhaltung der Verbraucher in diesen Ländern. Für eine positive Überraschung sorgte Opel. Der kriselnde Autobauer legte bei den Neuzulassungen im Januar um fast fünf Prozent zu. Zusammen mit der Schwestermarke Vauxhall überholte Opel sogar Peugeot und Renault. Hier zahlte sich aus, dass Opel mit dem Verkauf der neuen Modelle begonnen hat – der kleinen Geländelimousine Mokka oder dem Stadtauto Adam. Allein für den Mokka gibt es laut Unternehmen schon mehr als 80 000 Vorbestellungen. Im Januar stieg der Marktanteil von 5,8 auf 6,6 Prozent.

Die deutschen Hersteller bleiben vom Markteinbruch in Südeuropa ebenfalls nicht verschont, soweit sie Klein- und Kompaktwagen bauen. Anders sieht es hingegen im Oberklasse-Segment aus. Dort können die Deutschen auf die boomenden Märkte in Übersee und Asien ausweichen. Nach Angaben des Verbands der deutschen Automobilindustrie (VDA) ergab sich im Januar bei der Marktentwicklung ein komplett anderes Bild als in Europa. „In China (plus 59 Prozent), in den USA (plus 14 Prozent) und in Brasilien (plus18 Prozent) erhöhte sich der Absatz deutlich zweistellig“, teilte der VDA am Dienstag mit. Auch der russische Markt habe um fünf Prozent zugelegt.

Auf dem europäischen Markt bleibt der Volkswagen-Konzern mit weitem Abstand der größte Hersteller – auch wenn dessen Kernmarke Volkswagen im Januar ähnlich stark verlor wie Renault und Peugeot. Mit gut 108 700 Wagen verkauften die Wolfsburger in der EU aber fast doppelt so viele Autos wie die schärfsten Rivalen. Zählt man alle Töchter zusammen, stammte jeder vierte neu zugelassene Personenwagen aus dem VW-Konzern.

Für die Automobilzulieferer ergibt sich aufgrund der geteilten Marktentwicklung ein sehr unterschiedliches Bild. Wegen der guten Nachfrage nach neuen Technologien startete der Autodienstleister Bertrandt mit mehr Mitarbeitern, Umsatz und Gewinn ins Jahr 2013, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. „CO2-Reduzierung, Sicherheits- und Komfortaspekte sowie aktuelle Vernetzungsanforderungen erhöhen das Entwicklungspotenzial am Markt“, erklärte Vorstandschef Dietmar Bichler.

Anders der Autozulieferer Mahle: Das Unternehmen weitet die Kurzarbeit an seinen deutschen Standorten aus. Geschäftsführung und Gesamtbetriebsrat hätten sich darauf geeinigt, dass die Arbeitszeit ohne Lohnausgleich kurzfristig für drei Monate um bis zu zehn Prozent gesenkt werden könne, teilte Mahle am Dienstag in Stuttgart mit. Ende 2012 war bekannt geworden, dass allein in Baden- Württemberg von Anfang 2013 an rund 700 Mitarbeiter kürzer arbeiten sollen.

Der in China stark engagierte Lackieranlagenspezialist Dürr rechnet nach Rekorden im vergangenen Jahr 2013 nicht mehr mit großen Sprüngen. Sowohl bei Umsatz und Gewinn erwartet der Anlagen- und Maschinenbauer nur noch leichte Zuwächse, wie Vorstandschef Ralf Dieter am Dienstag in Stuttgart sagte. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen die Erlöse um rund ein Viertel auf 2,4 Milliarden Euro gesteigert. Unter dem Strich blieben nach vorläufigen Zahlen 111,4 Millionen Euro – satte 73 Prozent mehr als noch vor einem Jahr.

Einen Schönheitsfehler hatte die jüngste Bilanz jedoch: Die für die Branche so wichtigen Auftragseingänge fielen nach den vorläufigen Zahlen um 3,3 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro. Dürr erzielt gut 80 Prozent des Umsatzes in der Autoindustrie.

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