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Schlüsselsafe an einem Fenster in Berlin

© imago/Seeliger

Kampf gegen Airbnb und Co.: Dublin verbietet Schlüsselboxen im öffentlichen Raum

Die kleinen Kästen sind ein Symbol für ungeliebten Massentourismus. Nun greift die irische Hauptstadt gegen die „schmutzigen Stolperfallen“ durch. Berlin sieht indes „keine Rechtsgrundlage“ für ein Verbot.

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Wer mit wachsamem Auge durch die Straßen geht, kennt sie auch aus deutschen Städten wie Berlin, Hamburg oder München: Schlüsselboxen für den Zutritt von Ferienwohnungen gibt es mittlerweile in nahezu jedem beliebten europäischen Urlaubsort.

Die irische Hauptstadt Dublin reiht sich nun in die Riege jener Topdestinationen ein, die gegen dieses Symbol des Massentourismus vorgehen.

In seiner abendlichen Sitzung am Montag hat der Stadtrat das Verbot der kleinen Metallkästen mit Zahlenschloss im öffentlichen Raum beschlossen.

Bis 14. April müssen demnach die Mini-Schließfächer von Verkehrsschildern, Fahrradständern oder anderen Objekten im Straßenbild entfernt sein. Boxen auf Privatgrundstücken sind davon nicht betroffen.

Wie mehrere irische Medien unter Berufung auf die Dubliner Stadtverwaltung berichten, soll diese sechswöchige Frist sicherstellen, dass Touristen nicht unerwartet in der Innenstadt stranden. Danach jedoch sollen verbliebene Boxen „entfernt und zerstört“ werden.

„Schmutzige, unansehnliche Stolperfallen“

Der Beschluss dient allerdings nicht allein der Landschaftspflege, sondern richtet sich vielmehr gegen Online-Plattformen wie Airbnb. Dort betreiben weltweit Immobilieneigentümer ein lukratives Kurzzeitvermietungsgeschäft, zugleich jedoch steigt damit der Druck auf dem überhitzten Wohnungsmarkt weiter – so auch in Dublin.

Wie emotional dieses Thema in der 600.000-Einwohner-Stadt an der Liffey diskutiert wurde, verdeutlichen die Berichte über die jüngste Stadtratsitzung.

Blick auf die Ha’penny Bridge über dem Fluss Liffey in Dublin

© imago images/UIG

Die „Irish Times“ zitiert den Stadtrat Ciarán Ó Meachair von der Partei Sinn-Féin mit den Worten, dass die Schließfächer symbolisch dafür stünden, „wie Wohnraum an Unternehmen wie Airbnb übergeben“ worden sei.

Der Labour-Stadtrat Dermot Lacey bezeichnete die Schließfächer mehreren Berichten zufolge gar als „schmutzige, unansehnliche Stolperfallen“. Die „dirty old town“ lässt sich dann doch nicht alles gefallen.

Der unabhängige Stadtrat Mannix Flynn verwies nach der abendlichen Parlamentssitzung zudem darauf, dass die Boxen mitunter auch den Drogenhandel fördern würden.

„Man ruft den Dealer an, geht hin, drückt die Zahlenkombination, bekommt die Drogen und wirft das Geld ein, und dann kommt jemand anders, nimmt das Geld heraus und dann sind sie weg“, wird Flynn vom öffentlich-rechtlichen Sender RTÉ zitiert.

Eigentlich sind die kleinen Kästen zur schnellen und kontaktlosen Schlüsselübergabe gedacht. Sobald ein Vertrag über eine Kurzzeitmiete vereinbart ist, erhalten Feriengäste vom Vermieter den Code zum Öffnen der Schlüsselbox.

Berlin sieht „keine Rechtsgrundlage“, Paris und Florenz schaffen Fakten

In der deutschen Tourismushauptstadt Berlin scheint ein Verbot der Schlüsselboxen indes außer Sichtweite. „Wir sehen im Moment keine Rechtsgrundlage, auf der dies geschehen sollte“, teilte eine Sprecherin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen auf Tagesspiegel-Anfrage mit.

Demnach würden die Schlüsselboxen „nicht nur für Ferienwohnungen, sondern auch für den Zugang einer Hausmeisterin oder eines Hausmeisters installiert“. Es bleibe zudem abzuwarten, „ob die beschlossenen Regelungen in Dublin durchsetzbar sein werden“, gibt das Haus von Senator Christian Gaebler zu bedenken.

Dennoch steht Dublin mit dem anstehenden Schlüsselboxverbot längst nicht allein beim verzweifelten Kampf gegen überproportionale Zweckentfremdung von Wohnraum da.

Erst Mitte Februar hatte Florenz als erste große italienische Stadt die Metallkästen verboten – allerdings nur im Bereich des welterbegeschützten historischen Zentrums.

Ferner ist in ganz Italien gesetzlich vorgeschrieben, dass sich Vermieter und Gäste treffen müssen. Hintergrund ist jedoch weniger der Kampf gegen Massentourismus, sondern vielmehr die sicherheitspolitisch motivierte Aufnahme der Personalien.

Auch Paris sorgte jüngst für Aufsehen, als es die Schlüsselboxen im öffentlichen Raum untersagt und für Zuwiderhandlungen ein Bußgeld von bis zu 1500 Euro beschlossen hatte.

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