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Eurofighter der Bundeswehr stehen auf dem Vorfeld des Hauptstadtflughafens BER. Auf der Internationalen Luftfahrtaustellung ILA 2018 werden Piloten ihr Können damit demonstrieren.

© Ralf Hirschberger/dpa

Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung: Die ILA 2018 wird eine Rüstungsschau der Rekorde

Kampfjets, Hubschrauber, Drohnen und Satelliten: Auf der ILA in Schönefeld zeigen ab diesem Mittwoch so viele Unternehmen wie nie ihre Produkte.

Solche Termine mögen Politiker. An diesem Mittwoch wird Angela Merkel die Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) am Rande Berlins eröffnen. Auf dem Rundgang können sich die Kanzlerin und Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) vor den neuesten Technologien der High-Tech-Branche in Szene setzen.

Auch Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) lässt sich den Besuch nicht nehmen, zumal die zivile und militärische Luft- und Raumfahrt starke politische und strategische Bedeutung hat und hohe Fördergelder erhält.

Neben den Fachbesuchern kommen traditionell viele Schaulustige, denn mehr als 200 Fluggeräte sind am Boden und in der Luft bei teils spektakulären und extrem lauten Vorführungen zu sehen. So zeigen dröhnende Eurofighter und die spanische Jetstaffel Patrulla Aguila ihre Manöver. Emirates, die führende Airline vom Persischen Golf, führt mit dem hundertsten Airbus A380 ihrer Flotte den größten Passagierjet der Welt vor.

Der Branche geht es ausgezeichnet

„Die ILA 2018 steht für Innovation, High Tech und Nachhaltigkeit“, betont Volker Thum vom Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI). Die hiesigen Aussteller erhoffen sich von der Messe weiteren Auftrieb und neue Aufträge. Im abgelaufenen Jahr wuchs der Umsatz der Branche um sechs Prozent auf 40 Milliarden Euro. Auch die Zahl von 109.500 Beschäftigen markiert einen neuen Höchststand.

„Die Branche entwickelt sich seit Jahren positiv und wir erwarten 2018 weiteren Zuwachs“, zeigt sich Thum optimistisch. Zwar gebe es in der zivilen Luftfahrt, die 76.500 Beschäftigte hat und um acht Prozent auf 29,2 Milliarden Euro zulegte, einige Probleme mit dem A380, der sich viel schlechter verkauft als einst von Airbus erhofft. Aber dafür liefen kleinere Jets wie die A320, A330 und A350 sehr gut. Auch die Russland-Sanktionen trübten das Geschäft nicht sehr, erklärt Thum. Langfristig bleibe das Land ein wichtiger Markt und Partner.

Flieger der spanischen Patrulla Aguila haben in Schönefeld schon einmal den Kunstflug für die besuchertage geübt.
Flieger der spanischen Patrulla Aguila haben in Schönefeld schon einmal den Kunstflug für die besuchertage geübt.

© dpa/Ralf Hirschberger

Für die Verteidigungssparte, die wegen der öffentlichen Sparprogramme lange kriselte und gerade noch 24 000 Mitarbeiter beschäftigt, hat der BDLI-Hauptgeschäftsführer ebenfalls positive Erwartungen. Im vergangenen Jahr kletterte der Umsatz in diesem Segment um vier Prozent auf 7,8 Milliarden Euro. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) will nun 18 Milliarden teure Rüstungsvorhaben anschieben, darunter die Beschaffung von Transportflugzeugen, Hubschraubern, Drohnen und Radaranlagen für den Eurofighter.

Industrie trifft in Berlin ihre Kunden - aus den Ministerien

So zeigt die Bundeswehr, die mit Abstand größte Ausstellerin auf der ILA, hier ihre teils sehr betagten Maschinen, darunter die Kampfjets Tornado und Eurofighter sowie den Hubschrauber Tiger. Die Offiziere bekommen von Herstellern aus aller Welt die moderne Ausrüstung präsentiert – genau wie die Verteidigungs- und Haushaltspolitiker des Bundes, die die entsprechenden Steuergelder dafür freigeben sollen. So hofft die Industrie auf lukrative Geschäfte, darunter auch Boeing. Der US-Konzern zeigt die neueste Version des Transporthubschraubers H-47 Chinook mit den zwei Rotoren. An Militärtechnik fehlt es auch sonst nicht auf der Leistungsschau.

Mit einem Karrierezentrum in Halle 2, wo eine Jetpilotin von ihren Erfahrungen berichtet, soll Nachwuchs für die Truppe unter den 17- bis 30-jährigen Messebesuchern gewonnen werden. Die ILA eigne sich gut als Schaufenster für die rund tausend Ausbildungsberufe an 300 Standorten, sagt Oberst Marco Meyer.

Andrea Puiatti (l), Gründer des amerikanischen Unternehmens Skysense, das unter anderem Infrastrukturen für das automatische Aufladen von Drohnenakkus entwickelt, erklärt Brandenburgs Ministerpräsidenten Dietmar Woidke (SPD) bei einem ersten Rundgang auf der ILA die Flugmöglichkeiten seiner neu entwickelten Drohne.
Andrea Puiatti (l), Gründer des amerikanischen Unternehmens Skysense, das unter anderem Infrastrukturen für das automatische Aufladen von Drohnenakkus entwickelt, erklärt Brandenburgs Ministerpräsidenten Dietmar Woidke (SPD) bei einem ersten Rundgang auf der ILA die Flugmöglichkeiten seiner neu entwickelten Drohne.

© Bernd Settnik/dpa

Auch die Raumfahrt, nutzt die Messe gerne, um den Besuchern die teils spektakulären Erfolge näher zu bringen, die dank Milliardenförderung erzielt werden. So zeigt das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) seine Rammsonde, die auf der nächsten Mars-Mission bis zu fünf Meter tief in rote Erde gebohrt werden soll, um danach geologische Daten des Planeten zu übermitteln.

„Die Luft- und Raumfahrtbranche ist eine Innovationsschmiede für den High- Tech-Standort Deutschland. Sie spielt eine Schlüsselrolle für unseren Hochtechnologiestandort“, rechtfertigt Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) derartige Ausgaben. „Wir müssen auch in Zukunft gezielt auf Technologien der Zukunft setzen, wenn wir die Wachstumserwartungen für die Luft- und Raumfahrt für Deutschland und Europa nutzen wollen: Digitalisierung, Unbemannte Mobilität, Ökoeffizienz sind die Themenfelder der Zukunft.“

Der neue Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, CDU, will an der staatlichen Förderung der Branche festhalten.
Der neue Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, CDU, will an der staatlichen Förderung der Branche festhalten.

© imago/photothek

Sein Ministerium werde mit dem nächsten Förderaufruf zum Luftfahrtforschungsprogramm (LuFo) im Herbst 2018 diese Zukunftstechnologien noch stärker in den Fokus rücken. „Den Erfolg des Luftfahrtforschungsprogramms wollen wir so auch in der Zukunft fortsetzen“, sagte der Minister dem Tagesspiegel. Die letzte Evaluierung habe nämlich ergeben, dass jeder eingesetzte Euro in zusätzlichen 4,2 Euro Steuereinnahmen resultierte. Seit 2012 seien mit LuFo 17 300 zusätzliche sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze geschaffen worden“, rechnete Altmaier zum Auftakt der ILA vor.

Service: ILA ab Freitag für Privatbesucher geöffnet

Die ILA findet alle zwei Jahre statt, sie ist die älteste Luftfahrtmesse der Welt und neben Le Bourget bei Paris und Farnborough bei London eines der drei großen Branchentreffen in Europa. Auf dem 250.000 Quadratmeter umfassenden Ausstellungsgelände bei Selchow an der Südbahn des künftigen Hauptstadt-Flughafens BER werden bis Sonntag mehr als 150000 Besucher erwartet. Rund 1100 Aussteller aus 41 Ländern sind vertreten, darunter Europas Branchenführer Airbus und – erstmals seit vielen Jahren mit starker Präsenz – auch US-Konkurrent Boeing.

Auch der weltweit bedeutendste Rüstungsgüterproduzent Lockheed Martin aus den USA ist vertreten. Er präsentiert in Berlin erstmals sein neues Tarnkappen-Mehrzweckkampfflugzeug F-35. Dieses will Lockheed der Bundesluftwaffe als Nachfolger für den in die Jahre gekommenen Tornado verkaufen. Mit Abstand größter Aussteller ist die Bundeswehr. Die ILA ist ab Freitag, 14 Uhr, auch für Privatbesucher geöffnet und läuft bis Sonntag. Der Eintritt kostet 22 Euro. Weitere Infos, Online-Tickets und Flugprogramme: www.ila-berlin.de

Rückblick ILA 2016: Zehn Gründe für einen Besuch - und ein paar dagegen.

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