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China in Berlin. Die Tourismusmesse ITB findet trotz der Viruskrise in der nächsten Woche in der Hauptstadt statt.

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Coronavirus: Keine Panik auf dem Messegelände

Deutschland ist der größte Standort für internationale Ausstellungen. Bisher wurden wegen des Virus zwei Veranstaltungen verschoben.

Die ITB ist verschoben worden. Nein, nicht die „große“ ITB, die nächste Woche in Berlin stattfindet, sondern die ITB China, die für Mitte Mai in Schanghai geplant war. Wann die Messe nachgeholt wird, hängt vom Verlauf der Coronavirus-Krise ab. Ein paar Monate vor dem Virus gab es bereits im Oktober die ITB Asia in Singapur. Und die ITB India wird nach jetzigem Stand planmäßig im April im Bombay Exhibition Center ablaufen.

Die ITB beginnt am 4.3.

Die Messe Berlin als ITB-Veranstalter hat im Laufe der Jahre die ITB-Ableger in Asien platziert. Jetzt ist das ein Vorteil für die Mutterveranstaltung unterm Berliner Funkturm (4. bis 8.3.), denn nur ein Bruchteil der Aussteller und Besucher kommt aus Asien. Ganz anders ist die Situation bei der Eisenwarenmesse Köln, wo 1200 von 3000 Ausstellern aus China stammen. Deshalb wurde die Veranstaltung, die am Sonntag beginnen sollte, abgesagt beziehungsweise auf den Februar 2021 verschoben.

Die Messe Frankfurt hat die für Anfang März vorgesehene „Light + Building“ auf September verlegt. Vom Gesundheitsamt werde „eine mehrstufige gesundheitliche Prüfung von Messegästen aus China verlangt, die durch die Messe Frankfurt nicht realisiert werden kann“, teilte die Messe mit. Hinzu kämen Reiserestriktionen, die es potenziellen Besuchern wie Ausstellern der Leitmesse für Lichttechnik erschwerten, an der Messe teilzunehmen.

Weniger Besucher erwartet

Das gilt indes auch für die Berliner ITB, bei der deutlich weniger Gäste erwartet werden als im Vorjahr. 2019 besuchten rund 160 000 Personen die Tourismusmesse, davon waren 135 000 Fachleute, also Branchenvertreter. Eine Absage der ITB stand am Mittwochnachmittag ebenso wenig zur Debatte wie die Absage weiterer Messen im Bundesgebiet. Das gilt auch für die Hannover Messe, die im April mit dem Gastland Indonesien geplant ist, und die Interpack sowie die Drupa im Frühsommer in Düsseldorf. Beeinträchtigt werden könnte die Funkausstellung Ifa, die zwar erst im September in Berlin stattfindet, aber für die in diesen Wochen die Buchungen erfolgen.

Der von einem in London ansässigen Verband veranstaltete Mobile World Congress in Barcelona war vor einigen Tagen abgesagt worden, weil große Verbandsmitglieder aus den USA ihre Teilnahme abgesagt hatten. Wenn ein größerer Teil der aus Asien stammenden Hersteller von Unterhaltungselektronik nicht zur Ifa käme, wäre das bitter für die Messe Berlin. Noch gibt es dafür jedoch keine Hinweise.

Leitmessen aus Deutschland

Ifa und ITB gehören zu den Leitmessen, die Deutschland zur weltweiten Nummer eins bei internationalen Ausstellungen gemacht haben. Jedes Jahr finden hierzulande 160 bis 180 große internationale und nationale Messen statt mit 180 000 Ausstellern und rund zehn Millionen Besuchern. Zwei Drittel aller globalen Branchenmessen sind nach Angaben des Verbandes der deutschen Messewirtschaft (Auma) „deutsch“. Jede größere Stadt gönnt sich eine eigene Gesellschaft mit teuren Ausstellungs- und Kongressflächen, weil Besucher und Aussteller Geld bringen: nach Berechnungen des Auma 14,5 Milliarden Euro im Jahr.

Messen sind Marketinginstrumente

Unter den zehn umsatzstärksten Messeveranstaltern der Welt sind fünf deutsche Unternehmen vertreten, die in der Regel der Stadt und dem Bundesland gehören. Insgesamt werden durch Messen 231 000 Arbeitsplätze gesichert, hat der Auma ausgerechnet. Das herausragende Profil als Messeplatz verdankt die Bundesrepublik mehreren Faktoren: Die zentrale Lage in Europa gehört ebenso dazu wie die modernen Hallen, die Größe des Landes als potenzieller Absatzmarkt und die Stärke der Industrie.

Weltmarktanteil von zehn Prozent

Messen sind Marketinginstrumente. Die Globalisierung hat zur wachsenden Bedeutung dieser „Branchen-Marktplätze“ (Auma) in den vergangenen Jahrzehnten beigetragen. Nach Angaben des Internationalen Messeverbandes UFI gibt es weltweit inzwischen 1200 Orte, die Messen veranstalten, und 31 000 Messen pro Jahr. Die Ausstellungsfläche in den Hallen summiert sich auf 35 Millionen Quadratmeter oder gut 460 Fußballfelder. Deutschlands Anteil am Weltmessemarkt beträgt rund zehn Prozent.

Mit der IAA auf Platz eins

Weltmarktführer sind die aus England stammenden Veranstalter Reed Exhibition und Informa, auf Platz drei liegt die Messe Frankfurt. Im nationalen Ranking folgen München, Berlin und Köln. Wobei es im nächsten Jahr eine Verschiebung gibt: Wenn München oder Berlin den Zuschlag für die Internationale Autoausstellung (IAA) bekommt, löst diese Stadt Frankfurt am Main an der Spitze ab. Die Entscheidung über die neue IAA wird Anfang der nächsten Woche anlässlich des Genfer Autosalons erwartet, der trotz des Coronavirus stattfindet.

Temperatur messen am Eingang

Die internationale Reifenmesse „Tire Technology Expo“ in Hannover begann jetzt unter strengen Sicherheitsvorkehrungen. Besucher oder Aussteller müssen beim Einlass ihre Körpertemperatur messen lassen. Die Messegäste müssen zudem schriftlich bestätigen, in den vergangenen 17 Tagen nicht in China gewesen zu sein und keine Grippe oder Lungenentzündung zu haben.

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