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Vor kurzem gelandet. Stefan Pichler ist erst seit wenigen Wochen Vorstandschef von Air Berlin.

© dpa

Neuer Air-Berlin-Chef Stefan Pichler: "Meine Frau hatte von der Sonne und den Palmen genug!"

Von den Fidschis nach Berlin: Für unsere gedruckte Samstagsbeilage Mehr Berlin fragten wir Berliner Macher, was genau sie an der Stadt reizt. Besonders pointiert antwortete Air-Berlin-Chef Stefan Pichler. Lesen Sie hier vorab und exklusiv, was er über seine neue Heimat zu sagen weiß.

"Ganz ehrlich, Europa finde ich eigentlich aufgrund der Enge und der Bürokratie eher uncool. Aber man hat ja immer mehr Lebenspläne als man denkt. Das gilt für die Zukunft von Air Berlin, aber auch für meine persönliche Beziehung zu dieser Stadt, die erst ein paar Wochen alt ist. Ich habe in Australien, in Kuwait, den USA, Frankreich und England und zuletzt auf den Fidschi-Inseln gearbeitet – und überall unglaublich interessante Menschen und Kulturen kennen gelernt. Ich bin nun sehr neugierig, wie die Berlinerinnen und Berliner sind. Die Stadt gilt ja als funky und sehr angesagt. Meine Frau, eine Australierin, hat mich deshalb auch bestärkt, das Angebot von Air Berlin anzunehmen und Vorstandsvorsitzender zu werden. Sie hatte von den Palmen, dem Strand und der ewigen Sonne im Südpazifik irgendwie genug. Jetzt freut sie sich auf das kulturelle Angebot der Stadt, die Restaurants und die alternative Szene in Berlin. Ich bin da etwas nüchterner. Ich kann auch aus dem Koffer leben – überall auf der Welt. Aber natürlich nicht auf Dauer. Jeder Mensch braucht eine Heimat. Wir haben auch keine riesige Wohnung in Berlin genommen, sondern etwas Überschaubares in der Prenzlauer Allee. Eben ein zuhause.

Das Ziel: Die "Berliness" Berlins gemeinsam weiterentwickeln

Für mich haben allerdings die Menschen immer die größte Anziehungskraft gehabt. Das hat mich auch zuletzt auf den Fidschis am stärksten geprägt. Da sind die Stewardessen vielleicht keine Models, aber sie haben es wirklich drauf, sich um die Kunden zu kümmern. Das ist so authentisch, da denkt man manchmal, man träumt. So etwas finde ich auch nach meinen ersten Begegnungen mit den Air Berlin-Mitarbeitern: Im Unternehmen gibt es noch ein Familiengefühl, eine besondere Zusammengehörigkeit. Das wird sehr hilfreich sein, wenn wir das Unternehmen in den kommenden Jahren neu aufstellen und es hat auch etwas mit Berlin zu tun. In dieser Stadt geht es unverkrampfter zu als anderswo. Ich habe mir deshalb auch gewünscht, dass wir uns im Unternehmen alle duzen – egal, auf welcher Hierarchieebene man arbeitet. Nur ein Pilot aus Düsseldorf hatte anfangs etwas Probleme damit. Ich sage immer: Wenn du also die Menschen nicht begeisterst, dann kann sich das gegen das gemeinsame Unternehmen wenden. Wir sind Teamspieler. Und ich lasse mich mitreißen. So wie seinerzeit auf den Malediven, wo ich eine Ausbildung als Tauchlehrer gemacht und 2004 eine Zeitlang in einer Tauchschule gearbeitet habe – sozusagen am Anfang der Servicekette. Eines Tages rief mich Richard Branson an und schlug mir einen Job bei der australischen Airline Virgin Blue vor. Da konnte ich nicht nein sagen. Genauso wenig wie nun bei Air Berlin. Das ist für mich eine extrem spannende Herausforderung.    

Für mich ist Berlin aber mehr als nur eine Hauptstadt – das wirtschaftliche Potential der Stadt ist weitaus größer. Schaut man von außen auf Berlin oder spricht mit Freunden oder Geschäftspartnern, dann haben wir viel größeres Potential, Firmen und Kreative nach Berlin zu holen. Die „Berliness“, also die aufregenden  Attribute der Marke Berlin gemeinsam mit anderen Berliner Unternehmen weiterzuentwickeln und damit noch mehr Menschen für die Hauptstadt zu begeistern und innovative Dienstleistungen oder Produkte entstehen zu lassen, ist nicht nur aus meiner persönlichen Sicht wichtig, es liegt der gesamten Air-Berlin-Familie am Herzen, schließlich wollen wir Berlin als Markenbotschafter in alle Welt tragen."

Aufgezeichnet von Henrik Mortsiefer. Lesen Sie mehr Statements zum Reiz Berlins Berlin, unter anderem von Olafur Eliasson, Catherine von Fürstenberg-Dussmann und Researchgate-Gründer Ijad Madisch in unserer gedruckten Samstagsbeilage Mehr Berlin am 7. März 2015.

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