zum Hauptinhalt
Eine S-Bahn fährt in den Ostbahnhof München.

© dpa/Sven Hoppe/Archiv

Update

Kritik von Verbraucherschützern: Deutschlandticket wird teurer – 58 Euro ab 2025

Seit mehr als einem Jahr sind Millionen Fahrgäste zum Pauschaltarif von 49 Euro im Monat in der Republik unterwegs. Die Verkehrsminister der Länder beschließen nun jedoch eine Preiserhöhung.

Stand:

Das Deutschlandticket soll vom kommenden Jahr an 58 Euro pro Monat kosten. Die Verkehrsministerinnen und -minister der Länder verständigten sich auf eine Erhöhung um neun Euro ab 2025, verkündete Nordrhein-Westfalens Verkehrsminister Oliver Krischer bei einer Pressekonferenz am Montagmittag.

Seit seiner Einführung zum 1. Mai 2023 kostet das D-Ticket 49 Euro. Es sich um eine „maßvolle Steigerung angesichts des Angebots, das es gibt“, sagte Krischer, der den Vorsitz der Verkehrsministerkonferenz innehat.

„Wir glauben, dass das Ticket auch für 58 Euro weiterhin attraktiv ist für die Kundinnen und Kunden“, auch durch zusätzliche Angebote wie das Jobticket und Studierendentickets. Für diese vergünstigten Varianten des Deutschlandticktes mit derzeit rund 13 Millionen Kundinnen und Kunden soll der Preis ebenfalls steigen.

SPD und Grüne enttäuscht

Jobtickets sollen ab Anfang kommenden Jahres 40,60 Euro kosten. Der Preis für das Studierendenticket soll ab dem Wintersemester 2025/26 auf 34,80 Euro angehoben werden, hieß es von den Ländern.

Die Verkehrsunternehmen begrüßten den Entschluss als einen „klugen, mutigen und notwendigen Schritt“. Die Preiserhöhung sei aus „wirtschaftlicher Sicht für Verkehrsunternehmen, Verbünde und Kommunen zwingend“, sagte der Präsident des Branchenverbands VDV, Ingo Wortmann.

Zum jetzigen Zeitpunkt den Preis so massiv anzuheben, belastet vor allem viele Pendlerinnen und Pendler.

Isabel Cadematori, verkehrspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion

Kritik kommt hingegen von Verbraucherschützern. Das sei „kein guter Tag“ für Verbraucherinnen und Verbraucher und für das Deutschlandticket, kommentierte die Vorsitzende des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, Ramona Pop. Wie stark sich die beschlossene Preiserhöhung des Deutschlandtickets auf die Beliebtheit auswirke, werde die Zeit zeigen, sagte sie.

Auch die SPD-Fraktion zeigte sich enttäuscht. „Zum jetzigen Zeitpunkt den Preis so massiv anzuheben, belastet vor allem viele Pendlerinnen und Pendler“, kritisierte die verkehrspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Isabel Cademartori.

Sie fordert von den Ländern, spätestens bei ihrer nächsten regulären Konferenz im Oktober diese Erhöhung mit weiteren Maßnahmen zu flankieren, „wie zum Beispiel einem Preisvorteil für Jahresabos“.

Die Grüne-Bundestagsabgeordnete Nyke Slawik forderte die Ampel-Partner auf, die Erhöhung noch zu verhindern: „Es gäbe noch Möglichkeiten, die Preiserhöhung abzuwenden“, sagte sie am Montag. „Dafür könnte der Bund Bereitschaft erklären, die Kostensteigerungen abzufedern oder er könnte Unternehmen in die Pflicht nehmen, das Deutschlandticket als Jobticket anzubieten und dadurch mehr Abonnentinnen ins System bringen.“

Umweltverbände fordern Sozialticket

Gegner einer Preiserhöhung hatten im Vorfeld auf das Risiko verwiesen, dass Kundinnen ihr Abo kündigen könnten, weil sich der Aktionsfahrschein bei einem höheren Ticket nicht mehr für sie rechnet. Das könnte die Finanzierungslücke noch vergrößern.

Umweltverbände forderten die Einführung von Jugend und Sozialtickets, um die Zahl der Abos weiterhin steigern zu können. „Wenn der Preis für das Deutschlandticket auf 58 Euro erhöht wird, muss ein deutschlandweit gültiges und einheitliches Sozialtickets für maximal 29 Euro kommen“, sagte etwa Jens Hilgenberg, Leiter Verkehrspolitik beim BUND.

Planungssicherheit Fehlanzeige

Auch nach dem Beschluss bleiben Fragen offen. Gesichert ist die Zukunft des Deutschlandtickets längst nicht. Nach wie vor ist unklar, wie es mit dem Abo nach 2025 weitergeht. Die Länder sehen den Bund am Zug, der ebenfalls an der Sonderkonferenz teilgenommen hat.

NRWs Verkehrsminister Krischer fordert von der aktuellen und künftigen Bundesregierung eine klare Aussage zur dauerhaften Fortsetzung des Tickets – und damit eine finanzielle Beteiligung auch nach 2025. „Nur so bekommen alle Beteiligten Planungssicherheit.“ Derzeit bezuschussen Bund und Länder den Flatrate-Fahrschein jeweils zur Hälfte mit je 1,5 Milliarden Euro jährlich. Gültig ist diese Regelung für drei Jahre – bis Ende 2025.

Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen drängt auf eine schnelle Entscheidung „noch vor der Bundestagswahl“. Die Bundesregierung müsse das Regionalisierungsgesetz ändern und seinen Zuschussanteil in Höhe von 1,5 Milliarden Euro ab 1. Januar 2026 zusagen, konkretisierte der CDU-Politiker.

Über die Regionalisierungsmittel unterstützt der Bund die Länder bei der Finanzierung des öffentlichen Nahverkehrs vor Ort. Das Bundesverkehrsministerium äußerte sich bis Redaktionsschluss auf Anfrage nicht dazu, ob eine Gesetzesänderung geplant ist.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })