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Ein Modell des Autoherstellers Tesla.

© REUTERS/PETER CZIBORRA

Musk will „zum Wachstum zurückkehren“: Tesla-Umsatz im vergangenen Quartal verfehlt Erwartungen

Trotz eines leichten Anstiegs der Umsatzzahlen im Jahresvergleich, blieb der Autohersteller hinter der Prognose zurück. Tesla-Chef Elon Musk will zukünftig auf die Entwicklung autonomen Fahrens setzen.

Stand:

Tesla hat mit den Zahlen zum vergangenen Quartal die Erwartungen der Wall Street verfehlt. Der Umsatz des Elektroauto-Herstellers legte im Jahresvergleich zwar um zwei Prozent auf 25,7 Milliarden Dollar zu. Doch Analysten hatte im Schnitt eher mit rund 27,3 Milliarden Dollar gerechnet.

Der Quartalsgewinn fiel um 71 Prozent auf 2,32 Milliarden Dollar – auch hier hatten Analysten mehr prognostiziert. Auch beim bereinigten Ergebnis pro Aktie verfehlte Tesla mit 0,73 Dollar die Analystenerwartung von 0,76 Dollar. Die Aktie fiel in im nachbörslichen US-Handel zeitweise um rund drei Prozent.

Absatzrückgang 2024

Tesla hatte 2024 den ersten Rückgang der Auslieferungen seiner Elektroautos seit mehr als einem Jahrzehnt erlitten. Der von Tech-Milliardär Elon Musk geführte US-Hersteller lieferte knapp 1,79 Millionen Fahrzeuge an die Kunden aus. Das waren 19.355 weniger als 2023. Musk hatte einen leichten Anstieg in Aussicht gestellt.

Dafür hätte Tesla aber im Schlussquartal noch 515.000 Autos zu den Kunden bringen müssen. Trotz einer Verkaufsoffensive wurden es am Ende nur 495.570 Fahrzeuge – immerhin ein Rekordwert. Diese Zahl verfehlte auch durchschnittliche Schätzungen von Analysten.

Gründe für den Rückgang waren auch vorübergehende Werksschließungen, etwa in Grünheide in Brandenburg im März wegen eines Anschlags auf die Stromversorgung durch eine linksextremistische Gruppe, aber auch im US-Bundesstaat Texas und in China wegen Modernisierungsarbeiten. Dennoch blieb Tesla 2024 der größte Elektroautobauer weltweit – der chinesische Rivale BYD verkaufte 1,76 Millionen Autos.

„Oberste Priorität“ der Kundinnen und Kunden blieben „erschwingliche Preise“, erklärte Tesla am Mittwoch. Das Unternehmen prüfe daher „alle Aspekte der Materialkosten“ – diese seien im vierten Quartal auf den niedrigsten Stand jemals gesunken und betrugen demnach weniger als 35.000 Dollar pro Auto.

Tesla werde „zum Wachstum zurückkehren“

Die Tesla-Aktie war seit der US-Präsidentenwahl im November auf einem Höhenflug. Auslöser ist die Nähe von Musk zu US-Präsident Donald Trump.

Das Unternehmen versprach bei Vorlage der Quartalsbilanz neue Modelle im laufenden Jahr; Tesla werde „zum Wachstum zurückkehren“. Musk selbst sprach davon, dass er Tesla „zwischen zwei Wachstumswellen“ sehe. Er setzt dafür vor allem auf Technologie zum autonomen Fahren und stellte im Oktober den Prototypen eines Robotaxis ohne Lenkrad und Pedale vor. Es solle wie geplant im Jahr 2026 in die Massenproduktion gehen, bekräftigte das Unternehmen.

Musk verspricht schon lange, dass alle Teslas autonom fahren werden. So kündigte er bereits für 2018 an, dass ein Tesla fahrerlos von einer US-Küste zur anderen fahren werde. Das ist immer noch nicht passiert. Bisher braucht auch die fortgeschrittene Version von Teslas „Autopilot“-System mit dem Beinamen „Full Self-Driving“ (FSD, komplett selbstfahrend) menschliche Aufsicht. Die Google-Schwesterfirma Waymo bietet unterdessen Robotaxi-Dienste ohne Menschen am Steuer in mehreren US-Städten an.

Zudem steht weiter die Frage im Raum, wie verlässlich Teslas Technologie zum autonomen Fahren ist. Denn anders als ein Großteil der Branche beharrt Musk darauf, dass selbstfahrenden Autos Kameras ausreichen – und sie nicht die teureren Laser-Radare brauchen, auf die unter anderem Waymo setzt.

Funktioniert das, hat Tesla einen enormen Kostenvorteil und könnte tatsächlich mehrere Millionen Fahrzeuge per Software-Update zu selbstfahrenden Autos machen. Doch Experten befürchten Abschläge bei der Sicherheit, denn die auch unter dem Namen Lidar bekannten Laser-Radare tasten die Umgebung der Fahrzeuge dreidimensional ab, wie es Kameras nicht vermögen. Mit der Nähe zu Trump könnte Musk zudem Druck für günstigere Regulierungsbedingungen für selbstfahrende Autos aufbauen.

Andere Hersteller lehnen es kategorisch ab, autonome Autos nur mit Kameras auf die Straße zu schicken. So hakte BMW-Entwicklungsvorstand Frank Weber jüngst ab: „Für uns ist das völlig klar, dass das nicht geht.“ Eine Kamera würde zum Beispiel eine Palette nicht erkennen, die vor dem Auto auf der Fahrbahn liege, argumentierte er am Rande der Technik-Messe CES. Auch der Chef des Elektroautobauers Polestar, Michael Lohscheller, sagte kürzlich, man halte am Lidar in den Fahrzeugen fest. Musk bekräftigte am Mittwoch jedoch seine Position.

Zu viele Regeln in Europa?

Beim Zeitplan für Europa kritisierte Musk, dass es zu viele Regeln gäbe. Deswegen spotte man, dass Amerika Innovationen entwickele und Europa reguliere, sagte er. So werde die Zulassung von „Full Self-Driving“ in Europa erst im Mai in die nächste Instanz gehen, „obwohl es wirklich gut funktioniert“.

Musk schwärmte darüber hinaus erneut von Teslas humanoiden Robotern mit dem Namen Optimus. Sie hätten präzise funktionierende mechanische Hände, so dass sie Nähgarn in eine Nadel einfädeln oder Klavier spielen könnten, sagte er. Und bei einer Produktionsrate von einer Million Robotern jährlich werde man die Herstellungskosten unter 20.000 Dollar drücken.

Tesla könnte ein schweres Jahr bevorstehen

Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer rechnet mit einem „schweren Jahr“ für Tesla. Im laufenden Jahr würden „die vielen negativen Äußerungen von Elon Musk in Deutschland und Europa die Verkäufe bremsen“, erwartet er: „Es verstärkt sich fast täglich das Risiko in wichtigen Märkten wie Deutschland, dass sich die Tesla-Klientel von der Marke abwendet.“

Den Markt für Elektroautos in den USA „kann man mit der neuen Gas Guzzler-Politik von US-Präsident Donald Trump und dem Einstampfen von Subventionen für den Kauf von Elektroautos vergessen“, erklärte Dudenhöffer. Und in China gebe es einen harten Preiskampf. „Die Wachstumsstory hinkt.“

Auch Kritiker von Tesla verweisen unterdessen auf eine alternde Modellpalette des Branchen-Vorreiters, bei dem zuletzt mit dem Elektro-Pickup Cybertruck nur ein Nischen-Modell hinzukam. (dpa, AFP)

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