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Das braucht man auch in Krisenzeiten: Waschmaschinen und Trockner.

© ddp/Torsten Silz

Waschmaschinen braucht man auch in Krisenzeiten : Der Markt für Elektronikgeräte ist stabil

Welche Folgen die US-Politik auf die Branche hat und warum die 101. Internationale Funkausstellung Ifa trotzdem gut gebucht ist.

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Trotz Rezession und Trump: Gewaschen und getrocknet, gekühlt und gespült wird immer. Im vergangenen Jahr kauften die Verbraucher hierzulande rund 16 Millionen Großgeräte für den Haushalt, das waren drei Prozent mehr als im Vorjahr. Und doch wurde der Markt für Elektrogeräte durch das trübe Konsumklima in Deutschland belastet, befand der Branchenverband ZVEI Ende April in seiner Bilanz für 2024.

Nach einem schwachen ersten Quartal blicke man nun „vorsichtig optimistisch“ auf 2025. Gestiegene Löhne sowie die jüngste Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) „dürften positive Signale für die Anschaffungsbereitschaft im weiteren Jahresverlauf setzen“. Ein Risikofaktor residiert in Washington, denn die globale Haushaltsgeräte-Industrie sei von der Zoll-Politik Donald Trumps „unweigerlich betroffen“, meint der ZVEI.

Obgleich die Irrlichtereien des US-Präsidenten „alle bewegen“, wie Leif-Erik Lindner sagt, der Chef der Branchenmesse Ifa, wollen die üblichen Unternehmen aus Industrie und Handel auch in diesem Jahr im September nach Berlin kommen. „Die meisten Verträge mit Ausstellern sind unterschrieben. Von den Großen haben wir keinen verloren“, berichtete Lindner im Gespräch mit dem Tagesspiegel.

Europa muss eigenständiger werden, und mit der Ifa haben wir eine der großen Weltleitmessen hier.

Leif-Erik Lindner, Chef der Branchenmesse Ifa

Der Messemanager sieht sogar eine Chance in Trumps Politik. „Europa muss eigenständiger werden, und mit der Ifa haben wir eine der großen Weltleitmessen hier.“

72
Prozent der deutschen Konsumenten wollen keine US-Produkte kaufen. 64 Prozent gaben an, seltener US-Smartphones kaufen zu wollen.

Das weltweit tätige Marktforschungsunternehmen NIQ prognostiziert für dieses Jahr in Deutschland ein Umsatzplus in der Elektronik von knapp ein Prozent. Dabei beeinflusse die Politik Trumps die Kaufentscheidung. 72 Prozent der deutschen Konsumenten möchten laut NIQ-Umfrage künftig weniger US-Produkte kaufen, 64 Prozent gaben an, seltener US-Smartphones kaufen zu wollen. Bei Kaffeemaschinen, Kühlschränken oder Mikrowellen liege der Anteil sogar bei 69 Prozent.

Am Trend zu höherwertigen Geräten mit niedrigem Energieverbrauch ändert Trump nichts. Besonders gefragt waren hierzulande im vergangenen Jahr Wäschetrockner (plus 22 Prozent), Geschirrspüler (plus acht Prozent) und Waschmaschinen (plus fünf Prozent).

Im Marktsegment der Kleingeräte gingen Heißluftfritteusen, Kaffeemaschinen und Reinigungsroboter am häufigsten über den Ladentisch. „Die langfristigen Trends Energieeffizienz, Komfort und Vernetzung bleiben auch 2025 prägend“, meint der ZVEI und hofft im Übrigen auf Impulse der neuen Bundesregierung für den Wohnungsbau: Davon könne das Geschäft mit Einbaugeräten profitieren.

Die Ifa Management GmbH, ein Gemeinschaftsunternehmer des angelsächsischen Konzerns Clarion und der deutschen Gesellschaft zur Förderung der Unterhaltungselektronik GFU, werde in diesem Jahr weniger Sonderinvestitionen tätigen als im Jubiläumsjahr 2024, sagte Leif Lindner dem Tagesspiegel. „Wir sind aber weiter dabei, das strategische Fundament zu stärken.“

Leif-Erik Lindner ist Geschäftsführer der IFA Management GmbH

© IFA Management GmbH

Dazu bekämen die Themen Mobility, Digital Health und KI künftig mehr Raum auf der Ifa in Berlin-Charlottenburg. „Das gilt auch für den Bereich Creation, den wir in diesem Jahr ins Palais am Funkturm verlegen und zu dem auch die Influencer gehören.“

Mobilität spielte bislang in Berlin, anders als in Las Vegas bei der Consumer Electronics Show (CES), keine große Rolle. Da jedoch „Autos zunehmend im Mittelpunkt der Kommunikation stehen“, wie Lindner sagt, möchte er das ändern. „Lufttaxis zum Beispiel könnten wir gut im Sommergarten zeigen.“

Chinesische Unternehmen, die womöglich jetzt in Europa ihre Produkte verkaufen möchten, weil sie eine Alternative zum US-Markt brauchen, schauen wir uns sehr genau an.

Leif-Erik Lindner, Ifa-Manager

Das Lufttaxi besetzt indes nur eine Nische im Vergleich zum vernetzten und autonom fahrenden Elektroauto. Weltmarktführer BYD erwäge eine Teilnahme an der Ifa, aber noch nicht in diesem Jahr. „Chinesische Unternehmen, die womöglich jetzt in Europa ihre Produkte verkaufen möchten, weil sie eine Alternative zum US-Markt brauchen, schauen wir uns sehr genau an“, sagte der Ifa-Geschäftsführer. „Mit Huawei und Xiaomi sind wir im Gespräch über eine Teilnahme im nächsten Jahr.“

Bereits im kommenden September führte Lindner ein Dutzend Awards für technologische Highlights sowie einen „Retail Leader Summit“ als exklusives Event für den Handel am Tag vor der Ifa ein. „Im letzten Jahr hatten wir aus 135 Ländern Retailer oder Händler vor Ort, dieses Asset möchten wir nutzen“, erläuterte Lindner im Gespräch mit dem Tagesspiegel. Und Awards seien auf vielen Ausstellungen wichtig, „um Technologien noch stärker in das Spotlight zu bringen“.

Die Politik hilft dabei. Anfang September erwartet Lindner nicht nur 200.000 Besucher unterm Berliner Funkturm, sondern neben Berlins Regierendem Bürgermeister auch Vertreter der Bundesregierung. Im vergangenen Herbst hatte Bundeskanzler Olaf Scholz die Veranstaltung eröffnet. Und Friedrich Merz? „Seit der Jubiläumsveranstaltung im vergangenen Jahr haben wir einen Fuß in der Tür“, sagte Lindner. „Die Ifa steht auch im Kanzleramt im Kalender“.

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