
© dpa/Soeren Stache
Weiter rund 2,9 Millionen Menschen betroffen: Arbeitslosigkeit geht im Juni nur minimal zurück
Im Juni gab es 5000 weniger Arbeitslose als im Mai. Doch im Vergleich mit dem Juni im vergangenen Jahr sind es fast 200.000 Arbeitslose mehr.
Stand:
Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im Juni nur leicht um 5.000 auf 2,914 Millionen Menschen gesunken. Das sind 188.000 mehr als im Juni 2024, wie die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg mitteilte. Die Arbeitslosenquote blieb im Vergleich zum Mai unverändert bei 6,2 Prozent.
Im Vergleich zum Juni 2024 ist sie um 0,4 Prozent höher. Die Bundesagentur hat für die Juni-Statistik Datenmaterial herangezogen, das bis zum 12. Juni vorlag.
Was die Chefin der Bundesagentur sagt
„Am Arbeitsmarkt zeigen sich weiter die Spuren der konjunkturellen Schwäche. Die Arbeitslosigkeit entwickelt sich weiter ungünstig“, sagte die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles. „Und die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen bleibt gering“, fügte sie hinzu. „Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung wächst praktisch nicht mehr.“
Sie rechnet damit, dass die Schwäche des Arbeitsmarktes noch mindestens ein Jahr andauern wird. Eine Besserung erwartet Nahles nicht vor dem Sommer 2026, eher erst im Herbst, sagte die BA-Chefin Andrea Nahles. Die Maßnahmen der Bundesregierung zur Konjunkturbelebung könnten sicher vorher greifen. Auf dem Arbeitsmarkt schlage sich dies aber nur mit Verzögerung nieder.
„Wir sehen seit Ende 2022 eine langsam ansteigende Arbeitslosigkeit“, sagte Nahles. „Das ist nicht durchbrochen. Und wir gehen auch davon aus, dass sich das in den nächsten Monaten noch fortsetzt.“ Die BA werde in der aus Beiträgen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern finanzierten Arbeitslosenversicherung auch im kommenden Jahr ein Darlehen des Bundes benötigen. „Wir rechnen mit einer Liquiditätshilfe auch 2026“, sagte Nahles. Im Etatentwurf der Bundesregierung ist für 2025 bereits ein Darlehen von 2,35 Milliarden Euro eingeplant.
Angesichts der schlechten Job-Chancen dämpfte die BA-Chefin Erwartungen in der Bundesregierung, dass durch Reformen im Bürgergeld rasch Milliardensummen eingespart werden könnten. Es sei nicht damit zu rechnen, dass die Kosten kurz- oder auch mittelfristig stark zurückgingen. „Ich plädiere da wirklich für realistische Erwartungen“, sagte Nahles. Es bleibe für arbeitslose Menschen sehr schwierig, wieder eine neue Arbeitsstelle zu finden: „So gering waren ihre Chancen auf einen neuen Job nicht einmal während der Corona-Pandemie.“
Das Jobportal „Indeed“ meldete, die Zahl der offenen Stellen sei auf den Stand von vor vier Jahren zurückgegangen. Das bedeutet im Juni ein Minus von 2,2 Prozent im Vergleich zum Mai. Die Stimmung in der Wirtschaft bessere sich langsam, doch lasse sich dies am Stellenmarkt noch nicht ablesen.
Weniger offene Stellen
Bei der Bundesagentur waren im Juni 632.000 offene Stellen gemeldet. Das sind 69.000 weniger als noch vor einem Jahr. Arbeitslosengeld erhielten im Juni 968.000 Menschen, 101.000 mehr als vor einem Jahr.
Arbeitsmarktforscher gehen davon aus, dass in diesem Sommer die Marke von drei Millionen Arbeitslosen überschritten wird. Normalerweise sinkt die Zahl im Juni saisonbedingt deutlich, bevor es in der Sommerpause zu steigenden Arbeitslosenzahlen kommt.
Der Lehrstellenmarkt für das neue Ausbildungsjahr ist weiterhin stark in Bewegung. Seit Oktober 2024 hätten sich bei den Arbeitsagenturen und Jobcentern 396.000 Bewerber um einen Ausbildungsplatz gemeldet, 13.000 mehr als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Dem stehen 455.000 gemeldete Ausbildungsstellen gegenüber, 25.000 weniger als im Vorjahr.
Und was passiert bei der Kurzarbeit?
Keine signifikanten Ausschläge sind derzeit bei der Kurzarbeit zu erkennen. Im Zeitraum zwischen dem 1. und dem 25. Juni wurde für 35.000 Menschen Kurzarbeit angezeigt – ob diese in Anspruch genommen wird, muss sich erst noch zeigen.
Daten über die tatsächliche Inanspruchnahme liegen bis April vor. In diesem Monat wurde für 214.000 Personen konjunkturelles Kurzarbeitergeld gezahlt - das sind 44.000 weniger als im März und 1.000 weniger als im April des Vorjahres. (dpa)
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