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Batterien setzen täglich Müll in Brand : Abfallwirtschaft fordert Verbot von Einweg-E-Zigaretten
Bis zu 30 Brände pro Tag gibt es in Recyclinganlagen und Müllfahrzeugen – vor allem wegen Elektrogeräten. Die Branche sieht eine bundesweite Batteriepflicht als Lösung.
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„Bundesweit brennt es!“ Mit dieser Botschaft schlugen am Dienstag Verbände der Entsorgungswirtschaft und der Feuerwehr Alarm. Bis zu dreißig Brände gibt es pro Tag in Recycling- und Sortieranlagen, auf Betriebshöfen oder in Müllfahrzeugen.
Das ist nach Angaben der Abfallwirtschaft „ein direktes Resultat der Zunahme von batteriebetriebenen Elektrogeräten“. Eine besonders häufige Brandursache sind in Elektrogeräten verbaute Lithium-Ionen-Batterien.
„Wird eine kleine Lithium-Ionen- oder Lithium-Metall-Batterie mechanisch beschädigt, kann es zu einer exothermen Reaktion kommen“, erklärte Martin Wilske vom Bundesverband der Betriebsfeuerwehren.
„Das ist dann wie bei einer kleinen Feuerwerksrakete oder einem Silvesterknaller“, indes entsteht im Altpapier oder Rüstmüll häufig ein Feuer.
Die Verbände haben ein Positionspapier mit Empfehlungen an die Politik verfasst, das am Dienstag in Berlin vorgestellt und an Bettina Hoffmann übergeben wurde, die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium. Mit den bislang vorgesehenen „Sicherheitsmaßnahmen“ der Politik ist die Branche nicht zufrieden.
Die Bundesregierung hatte am 9. Oktober einen Entwurf zur Änderung des Elektro- und Elektronikgerätegesetzes verabschiedet, die nach Einschätzung der Entsorgungswirtschaft nicht ausreicht.

© Marijan Murat/dpa
Der Branchenverband BDE kritisiert vor allem, dass „der vorliegende Entwurf die Brandrisiken durch in Altgeräten verbaute Lithium-Ionen-Akkus nicht effektiv vermindern wird“.
„Das Kabinett begegnet den Herausforderungen durch Batteriebrände höchstens mit Trippelschritten“, klagt Anja Siegesmund, die Präsidentin des Bundesverbandes der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft (BDE).
Die gesetzlich vorgeschriebene Sammelquote von Elektroaltgeräten werde „durch neue kosmetische Änderungen bei der Handelsrücknahme auch in Zukunft nicht erreicht werden“.
Siegesmund, einst Grünen-Fraktionschefin und Ministerin in Thüringen, führt seit Juni 2024 den Verband. Sie fordert gemeinsam mit den Feuerwehren eine Pfandpflicht für Batterien, damit die in den geeigneten Sammelstellen landen und aufbereitet oder entsorgt werden können.
Rücknahmesystem gefordert
Als richtigen Schritt der Ampel bewertet der BDE die Pläne zum „Thekenmodell“, wonach das Personal auf den kommunalen Wertstoffhöfen die Altgeräte entgegennehmen und erfassen muss.
„Eine bruchsichere Erfassung in den Containern verhindert nicht nur Brände, sondern kann auch die Wiedergewinnung von Wertstoffen aus den Altgeräten begünstigen“, sagt Siegesmund.
Ferner sieht der Kabinettsbeschluss Rücknahmeregeln für Einweg-E-Zigaretten vor, die aufgrund ihrer Größe und der Menge besonderes gefährlich sind.
Dem BDE zufolge landen die E-Zigaretten nahezu in allen Abfallströmen, vom Altpapier über den Gelben Sack bis hin zum Restmüll, jedoch eher selten im dafür vorgesehenen Elektroschrott. Etwa 80 Millionen akkubetriebene Einweg E-Zigaretten würden jährlich in Verkehr gebracht, ohne dass es dafür ein adäquates Rücknahmesystem gibt.
Brenzliger denn je.
Robert Arbter, Chef des Berliner Entsorgers Alba, über die Lage der Branche
Nach den Plänen der Bundesregierung sollen die Einweg-E-Zigaretten dort zurückgegeben werden können, wo sie verkauft werden. Das reicht den Verbänden nicht aus.
Wirklich wirkungsvoll sei ein Verbot „der unsinnigen Einweg-E-Zigaretten“. Das befürworte auch der Bundesrat, und Belgien mache vor, dass ein nationales Verbot umgesetzt werden könne.
Alles in allem brauche man weitergehende „Regularien, welche in Form eines Batteriepfands und eines herstellerfinanzierten Fonds die Lasten der Brandprävention und des Brandschutzes auf viele starke Schultern verteilt“, meint Siegesmund. Es geht ums Geld.
Robert Arbter, Chef des Berliner Entsorgers Alba, bezeichnete die Situation für sein Unternehmen und die Recyclingbranche „brenzliger denn je“.
Noch wichtiger als das Verbot von E-Vapes wäre für Arbter eine Antwort auf die Frage, „wer den Jahr für Jahr entstandenen Sachschaden durch Akku-Brände in der systemrelevanten Entsorgungswirtschaft schultert“.
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