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Sich an der bunten Natur freuen statt zu mähen, dafür wirbt die Aktion „mähfreier Mai“

© Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Mähfreier Mai: Wie die Auszeit für den Rasenmäher der Artenvielfalt nützt

Den Rasenmäher einen Frühlingsmonat lang einfach mal ungenutzt stehen lassen? „Ja, bitte, für die Artenvielfalt“, fordern Naturschutzverbände. Aber bringt das wirklich was?

Von Kathrin Zeilmann

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In vielen Gärten in Deutschland wird der Rasen wöchentlich gemäht. Doch nun rufen Naturschutzverbände dazu auf, im Mai darauf zu verzichten. Die Aktion „Mähfreier Mai“ soll Insekten wie Bienen und Hummeln zu mehr Nahrung verhelfen, weil Blumen aufblühen können. Naturnahe Gärten sind davon aber ausgenommen.

Die Aktion hat ihren Ursprung in England und heißt dort „No Mow May“. Der „englische Rasen“ ist eigentlich besonders kurz. Doch der ordentliche Look mindert die Qualität des Lebensraums. Wiesenblumen bieten ohne Blüten wenig Nahrung für Insekten und andere Tiere. Auch in Deutschland rufen inzwischen Organisationen dazu auf, die Natur im Mai lieber zu genießen als den Rasen zu trimmen.

Sind Gärten Naturschutz-relevant?

Beim Nabu Baden-Württemberg heißt es, die Initiative solle Gartenbesitzerinnen und -besitzer dazu motivieren, weniger zu mähen, zumindest klassische Rasenflächen. „Bei Wildblumenwiesen kann Ende Mai mitunter genau der richtige Zeitpunkt sein, um zu mähen“, sagt eine Sprecherin.

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Prozent der Gesamtfläche Deutschlands sind Privatgärten.

Auf klassisch grünen Rasenflächen kämen im Frühjahr und Frühsommer aber Gänseblümchen, Weißklee, Gundermann oder Löwenzahn zum Blühen, wenn nicht gemäht würde. „Von den sich ansiedelnden Insekten können dann auch die im Mai geschlüpften Vogelküken ernährt werden“, sagt Tarja Richter vom bayerischen Natur- und Umweltverband LBV.

„Im Siedlungsraum leben erstaunliche viele Arten, die hier einen Ersatz für die freie Landschaft gefunden haben“, sagt die Biologin und Insektenexpertin. Die Uni Würzburg habe beispielsweise in einem Projekt 247 Wildbienenarten in 40 Dörfern nachgewiesen.

Auch der Nabu empfiehlt, in den geschätzt 17 Millionen privaten Gärten in Deutschland mehr auf Artenvielfalt zu achten: „Auch wenn einzelne Gärten vielleicht nicht groß sind, in Summe können sie einen wichtigen positiven Effekt auf die Biodiversität haben – und als Trittsteinbiotope fungieren.“

Auch einige Kommunen beteiligen sich und lassen Grünstreifen, Böschungen und Flächen rund um öffentliche Gebäude im Mai nicht mähen, etwa der Landkreis Wunsiedel im Norden Bayerns. Die Aktion stärke das öffentliche Bewusstsein, dass eine bunte Blumenwiese genauso schön sein kann wie ein gemähter Rasen. Die Flächen werden in diesem Jahr mit einem eigenen Schild gekennzeichnet, um die Bevölkerung auf die Aktion aufmerksam zu machen. 

Am besten solle man auch über den Mai hinaus nur eine Sense nutzen und „die Mähintervalle strecken“, rät der LBV. Außerdem: „Es empfiehlt sich abschnittweise vorzugehen: Wenn erst ein Gartenabschnitt gemäht wird, bleiben andere Teile des Gartens als Rückzugsräume für die Tiere erhalten.“ Neben den Insekten und den Wildblumen profitiere auch der Boden vom höheren Gras. Die Erde bleibe feuchter und trockne in heißen Sommern nicht so rasch aus. (dpa)

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