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Twitter in Kombination mit der passenden Community brachte in der Pandemie einen Informationsvorteil.

© picture alliance / Franz-Peter Tschauner

„Besser wissen“: Auch mal etwas ignorieren

Digitale Kommunikation zeigt, dass es gute und schlechte Verbindungen zwischen Menschen und den Kanälen gibt. Wer gut informiert sein will, muss auch mal etwas ausklammern können.

Vor ziemlich genau drei Jahren erkrankten die ersten Menschen in Deutschland an COVID-19, und man fing an, sich am Kopf zu kratzen, ob da nicht noch etwas Größeres kommt. Zu der Zeit war Twitter mein Lieblingskanal für Einschätzungen dazu. Gerade Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten posteten wertvolle Threads, die mir halfen, mich über das neue Virus zu orientieren.

Bis hin zur praktischen Hilfe: Auf Twitter diskutierten bereits im Februar 2020 ernstzunehmende Menschen darüber, dass man sich ein paar Vorräte in den Keller legen sollte (nein, nicht Klopapier, sondern Dinge wie Medikamente für chronische Krankheiten). Das erwies sich dann im Lockdown als recht praktisch.

Twitter in Kombination mit der passenden Community brachte einen Informationsvorteil. Zwar gab es diese Informationen auch woanders. Aber hier waren sie ein paar Tage früher verfügbar, oder auf eine Weise, die tatsächlich bei der Orientierung half.

Was sagt uns das? Wissenschafts-Twitter ist spätestens seit der Übernahme durch Elon Musk nicht mehr, was es war. Kein Medium oder Kanal ist auf immer und ewig der richtige. Aber es gilt für jede Form, insbesondere der digitalen Kommunikation, dass es gute und schlechte Verbindungen zwischen Menschen und den Kanälen gibt, die sie nutzen. Und die hängen davon ab, in welchen Bubbles wir uns auf diesen Kanälen bewegen. Das gilt im Kleinen wie im Großen, für Pandemien wie für vieles andere.

Derzeit müssen viele Twitternutzende ihre Netzwerke neu organisieren, weil der veränderte Algorithmus die Bubbles zerstreut hat. Das ist ärgerlich, aber es ist wichtig.

Genauso wichtig kann es sein, sich neue Plattformen zu suchen und hier wieder sein Netzwerk aufzubauen. Und überlebenswichtig ist es, „kritisches Ignorieren“ zu üben, wie es Forschende des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung empfehlen .

Dazu gehört, Trolle zu ignorieren, bewusst vertrauenswürdige Quellen ins Netzwerk einzubinden – und immer wieder das Smartphone wegzulegen, um Dinge zu tun, die wirklich Freude bereiten. Das hilft in Transformations- und Krisenzeiten wie den unsrigen ungemein.

In dieser Kolumne schreiben Annette Leßmöllmann und Holger Wormer im Wechsel darüber, wie Wissen aus der Wissenschaft allen nahe gebracht werden kann.

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