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Weißstörche sind als Langstreckenflieger bekannt. Das gilt aber nicht für alle.

© Olaf Titko

Brandenburg statt Botsuana: Die kleinen Reisen der Winterstörche

Nicht alle europäischen Zugvögel verbringen den Winter in Afrika. Auch Weißstörche entdecken günstiger gelegene Winterquartiere. Dabei gibt es einen deutlichen Ost-West-Unterschied.

Patrick Eickemeier
Eine Kolumne von Patrick Eickemeier

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Lange rote Beine, weiß-schwarzes Gefieder und der spitze, rote Schnabel: Weißstörche (Ciconia ciconia) gehören zu den bekanntesten Brutvögeln in Deutschland – sogar unter ornithologisch weniger Begeisterten. Ein Einstiegsangebot weiter unten. Aber Achtung: Storch ist nicht gleich Storch.

Ein großer Teil der in Europa brütenden Vögel bricht ab August in Richtung Süden auf, wie es sich für Zugvögel gehört. Auf dem Weg – teils bis ins südliche Afrika – umfliegen die Tiere das Mittelmeer: auf östlicher Route über den Bosporus oder auf westlicher Route über die Straße von Gibraltar.

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Doch unter den Westziehern gibt es eine zunehmende Zahl von Tieren, die sich den Fernflug ins afrikanische Winterquartier sparen. Sie bleiben in Europa, Spanien, etwa. Auch in Deutschland sind seit rund 20 Jahren ganzjährig Weißstörche anzutreffen, zuerst in den westdeutschen Bundesländern entlang des Rheins, aber nun auch in den östlichen Ländern rund um Berlin.

„Das sind keine zugfaulen Störche, sondern zugclevere Störche“, erklärt Bernd Petri, Experte für Weißstorchschutz beim Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Wenn die Tiere in den Wintermonaten in Deutschland genügend Futter fänden, gebe es keinen Grund, die kräftezehrende und gefahrvolle Reise weiter nach Süden anzutreten. „Der Weißstorch ist lernfähig“, sagt Petri.

An gut gelegenen Nistplätzen werden mehr Küken groß.

© NABU/Constantin Sittmann

Die Naturschutzorganisation lädt bis Ende Januar dazu ein, ihr Storchensichtungen mitzuteilen. Zählaktionen in den zwei vergangenen Wintern hätten gezeigt, dass „mehrere hundert“ Vögel bei uns überwintert hätten. Warum machen sie das?

Ein Vorteil der „Zugcleverness“ liegt auf der Hand: Wer nicht so weit in den Süden fliegt, ist im Frühjahr schneller wieder da und kann sich in den Brutgebieten einen der begehrten Nistplätze sichern. Storchennester sind Dauerbaustellen, die über Jahrzehnte genutzt werden.

Die Biologen interessiert, wie sich Jungstörche verhalten, die einen ost- und einen westziehenden Elternteil haben. In den Brutgebieten im Osten Deutschlands treffen beide Gruppen zusammen – Küken sind wahrscheinlich.

Eine andere Frage können sie bereits beantworten: Ob den Tieren nicht zu kalt wird. „Kälte macht ihnen kaum etwas aus“, sagt Petri. Mit ihrem Daunenmantel könnten sie wesentlich besser Wärme speichern als kleine Singvögel wie Meise und Spatz, „und die überwintern schließlich auch bei uns.“

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