
© MANFRED THOMAS TSP
Brille, Lochkamera, Nudelsieb: Sonnenfinsternis heute sicher beobachten – ohne sich die Augen zu ruinieren
Am Wochenende lässt sich eine Sonnenfinsternis bestaunen. Doch was, wenn man gerade keine spezielle Brille zur Hand hat? Hier finden Sie sichere Alternativen und Bastelanleitungen.
Stand:
Am 29. März ist es wieder so weit: In Deutschland findet zur Mittagszeit eine partielle Sonnenfinsternis statt. Wir verraten Ihnen, wie sich das astronomische Himmelsereignis sicher und augenschonend beobachten lässt und welche kurzfristigen Alternativen es gibt, wenn man keine Spezialbrille zur Hand hat.
Wer die partielle Sonnenfinsternis bestaunen möchte, sollte besondere Vorsicht walten lassen. Schauen Sie niemals direkt in die Sonne! Hier drohen schwere und vor allem irreparable Augenschäden. Besonders tückisch daran ist, dass Netzhautschäden nicht unmittelbar schmerzen. Es gibt also keine Warnsignale, durch die sich schwerwiegende Verletzungen irgendwie ankündigen.
1. Sonnenfinsternisbrille
Die sicherste und bequemste Methode für die Beobachtung ist sicherlich die Sonnenfinsternisbrille mit Spezialfolie, durch die höchstens 0,001 Prozent des Sonnenlichts durchkommt. Mitunter sind diese im Einzelhandel zu erwerben. Allerdings haben Drogerieläden wie beispielsweise Rossmann oder dm sowie auch Optiker in den letzten Jahren nur sehr vereinzelt solche Brillen angeboten, da sich Großbestellungen für einen so seltenen Anlass oftmals nicht lohnen.
Auch im Internet werden die speziellen Sonnenfinsternisbrillen angeboten. Hier sollte allerdings unbedingt darauf geachtet werden, dass die Brillen ISO-zertifiziert und mit dem CE-Symbol versehen sind, wie beispielsweise das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) betont. In den letzten Jahren wurden im Internet mitunter Plagiate angeboten. Im Jahr 2015 wurden beispielsweise via Amazon angebliche Spezialbrillen der Marke Zeiss angeboten. Dabei stellte das Traditionsunternehmen aus Jena damals auf Anfrage klar, dass es gar keine Sonnenfinsternisbrillen herstelle.
Der Direktor des Berliner Planetariums Tim Florian Horn rät dazu, sich die Spezialbrillen bei „zuverlässigen Shops für Astrozubehör“ zu besorgen. Hersteller wie beispielsweise das Baader Planetarium beziehungsweise AstroSolar oder der deutsche Teleskophersteller Bresser führen solche Sonnenfinsternisbrillen zwar generell im Sortiment, allerdings sind sie in beiden Onlineshops „derzeit nicht auf Lager“.
2. Lochkamera (Camera obscura)
Mithilfe einer sogenannten Lochkamera (auch: Camera obscura) lässt sich die Sonnenfinsternis bestens beobachten – und zwar auf indirektem Wege. Dabei dringt das Licht der Sonne durch eine kleine Öffnung auf eine Projektionsfläche in einer Kiste. Die Sonne lässt sich anschließend auf der Fläche als Schattenbild bewundern. Absolut ungefährlich, auch für Kinder geeignet und laut Bundesamt für Strahlenschutz die „sicherste Methode zur Sonnenbeobachtung“.
Auch Felix Lühning von der Bildungsabteilung der Stiftung Planetarium Berlin hält diese Methode für sicher – übrigens auch, wenn die Lochkamera in Richtung Sonne ausgerichtet wird. „Allein durch die Lochprojektion wird das Sonnenlicht genügend abgeschwächt“, versichert der Experte dem Tagesspiegel auf Nachfrage. Man darf nur unter keinen Umständen an der Camera Obscura vorbei direkt in das Sonnenlicht blicken. Wem das noch zu heikel ist, der kann sich aus Pappe einen Blendschutz basteln oder sich beim Beobachten ein Tuch oder eine Jacke über den Kopf werfen.
Auch das Bundesamt für Strahlenschutz hat via Twitter eine Anleitung für eine Camera obscura veröffentlicht. Dafür benötigt man einen Karton, Butterbrotpapier (durchscheinend, nicht durchsichtig), ein Cuttermesser, eine Schere und blickdichtes Klebeband. Die Lochkamera lässt sich auch zusammen mit Kindern basteln.
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Auch das Goddard Space Flight Center der US-Raumfahrtbehörde Nasa hat eine Anleitung für eine Camera obscura veröffentlicht. In dem englischsprachigen Video erklärt die kleine Parker, wie man eine Lochkamera selber bauen kann.
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3. Nudelsieb
Dem Prinzip der Camera obscura folgt auch eine eher unkonventionellere Beobachtungsmethode. Wer weder Schutzbrille noch Lochkamera zur Hand hat, kann kurzerhand auf ein Nudelsieb mit kleinen Löchern zurückgreifen. Dabei geht man wie folgt vor:
- Nudelsieb im richtigen Winkel in die Sonne halten. Zu keinem Zeitpunkt direkt in die Sonne schauen!
- Auf dem Schatten des Nudelsiebs ein weißes Blatt Papier platzieren.
- Scharf stellen, indem man die Entfernung zwischen Nudelsieb und Schatten variiert.

© Imago/Louis Walker III
Durch die kleinen Löcher des Nudelsiebs wird ein Abbild der Sonne auf das weiße Papier projiziert. Auch die „angeknabberte“ Ecke der Sonnenscheibe sollte entsprechend sichtbar sein. Planetariumsdirektor Horn zufolge ist diese Beobachtungsmöglichkeit allerdings „nur sicher, wenn man ausschließlich die Projektion auf dem Boden ansieht. Bitte nicht in Richtung Sonne schauen“, mahnt Horn.
4. Zwei Blatt Papier
Keine Spezialbrille, Lochkamera und nicht einmal ein Nudelsieb zur Hand? Die nachfolgende Beobachtungsvariante sollte wirklich jeder parat haben. Für den Sonnenprojektor werden lediglich zwei Blätter weißes Papier und eine Reißzwecke oder Nadel benötigt.
In eines der beiden Papier wird mittig mit einer Reißzwecke oder Nadel ein kleines, möglichst rundes Loch gepiekst. Anschließend stellt man sich mit dem Rücken zur Sonne auf und lässt das Licht auf das Papier mit dem Loch scheinen. Ein zweites Blatt Papier wird nachfolgend so auf dem Boden platziert, dass der Schatten des hochgehaltenen Papiers mittig darauf fällt.

© Imago/Michael Ledray
An der Stelle, wo das Loch auf das Bodenpapier projiziert wird, sollte nun der Umriss der Sonne sichtbar werden. Auch die „angeknabberte“ Ecke sollte auf das Blatt übertragen werden. Man solle sich allerdings auch hier niemals umdrehen und direkt in die Sonne schauen, mahnt Planetariumsdirektor Horn.

© Imago/Michael Ledray
5. Livestream
Via Youtube werden diverse Livestreams angeboten, darunter finden sich beispielsweise Liveübertragungen von der Nasa, dem „Royal Observatory Greenwich“ in London oder von der Sternwarte Petersberg, die vom „Verein der Amateurastronomen Saarland“ betrieben wird.
Auch die Stiftung Planetarium Berlin bietet zur partiellen Sonnenfinsternis in der Hauptstadt gleich mehrere Livestreams und Infoveranstaltungen für Groß und Klein an. Im Zeiss-Großplanetarium in der Prenzlauer Allee wird ab 11.15 Uhr ein moderierter Livestream gezeigt. Im Außenbereich soll es zudem Beobachtungsmöglichkeiten unter fachkundiger Anleitung geben, Sonnenfinsternisbrillen werden vor Ort für 2,50 Euro angeboten. „Allerdings nur, solange der Vorrat reicht“, betont Direktor Horn auf Anfrage des Tagesspiegels.
In der Archenhold-Sternwarte mitten im Treptower Park kann man das Spektakel ab 11.15 Uhr durch den sogenannten „Coudé-Refraktor“ (Linsenfernrohr) unter der Drei-Meter-Kuppel oder wahlweise im „Sonnenphysikalischen Kabinett“ beobachten. Auch hier werden Livestreams gezeigt und ein buntes Rahmenprogramm mit Vorträgen und Beobachtungsmöglichkeiten angeboten.
In der Wilhelm-Foerster-Sternwarte auf der Spitze des Insulaners in Berlin-Schöneberg ist die Sonnenfinsternis ab 11.15 Uhr durch den „Großen Refraktor“ zu bestaunen. Auf dem Dach der Sternwarte soll es weitere professionelle Beobachtungsmöglichkeiten geben.

© Grafik: Tsp/Infografik | Quelle: dpa, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Kosmos Himmelsjahr
Kann man die Sonnenfinsternis mit dem Handy fotografieren?
Die gute Nachricht: Man kann. Die schlechte Nachricht: Ohne Spezialfolie könnte der sensible Bildsensor der Kamera beschädigt werden. Als der Youtuber und Creator für Technikvideos Marques Brownlee im April 2024 via X in der Community herumfragte, ob die Sonne den Sensor der Smartphone-Kamera „verschmoren“ könnte, hätte er sicherlich nicht damit gerechnet, dass ihm die Nasa höchstselbst antwortet.
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„Wir haben das Team unsere Fotoabteilung des Nasa-Hauptquartiers gefragt und die Antwort lautet: ja“, twitterte die Raumfahrbehörde zurück. Denn der Smartphone-Sensor, wie auch jeder andere Bildsensor, könne beschädigt werden, wenn er direkt auf die Sonne gerichtet werde. Das gelte insbesondere, wenn man eine Art Vergrößerungsaufsatz auf der Linse angebracht habe.
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Stattdessen solle man auch hier einen geeigneten Filter verwenden. „Am besten halten Sie eine Sonnenfinsternisbrille vor das Objektiv Ihres Telefons, wenn Sie die Sonne nicht gerade zum Zeitpunkt der Totalfinsternis fotografieren möchten“, rät die Nasa weiter.
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