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Covid-19-Dashboard des Robert Koch-Instituts - der Behörde fehlen Mitarbeiter, die digitale Technik können.

© imago images/Rüdiger Wölk

Bundestag bremst Digitalisierung beim RKI aus: Das Sparen an der falschen Stelle gefährdet Menschenleben

Dass die Aufstockung von Mitarbeitern am RKI ausgebremst wird, ist verantwortungslos. Der Bund muss schnell handeln. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Jan Kixmüller

Der Vorgang scheint erst einmal recht durchsichtig: Der Personalrat des Robert Koch-Instituts geht auf die Barrikaden, weil statt der geforderten 68 neuen Stellen im IT-Bereich vom Haushaltsausschuss des Bundestages nur vier bewilligt werden.

Doch bei genauerem Hinschauen ist es wirklich ein Skandal. Schon vor Corona war das RKI im digitalen Bereich unterbesetzt. Eigentlich hatte man weitreichende Pläne, bis 2025 wollte man auf Grundlage digital erfasster Daten den Gesundheitsstatus der Bevölkerung in Echtzeit analysieren und kommunizieren.

Die Strategie „RKI 2025“ sollte aus der Behörde ein hochmodernes Institut für öffentliche Gesundheit machen. Doch dazu bräuchte es mehr als die etwa 100 Digitalexperten, die aktuell am RKI arbeiten. Auf Gehör stieß das bei der Politik in den vergangenen Jahren nicht. 

Und dann kam Corona – und mit der Pandemie ein ganzes Bündel neuer Aufgaben und Herausforderungen, gerade auch im digitalen Bereich. Schließlich geht es bei der schnellen Erfassung und Analyse im Gesundheitsbereich heute in erster Linie um Daten. Und wann, wenn nicht jetzt mitten in einer Pandemie, wäre der richtige Zeitpunkt, um die Gesundheitsbehörde aufzustocken?

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Die Betreuung der Corona-Warn-App, das Onlineportal zu Infektionszahlen, das Intensivbettenregister wie auch ein neues System zu den Meldeketten bei Infektionskrankheiten – all das muss nun laufen. Und wenn es das nicht tut, ist das Entsetzen in der Öffentlichkeit groß.

Digitale Gesundheit auszubremsen ist verantwortungslos

Dass auch eine Behörde von der Größe des RKI in einer Ausnahmesituation schnell an ihre Grenzen stößt, ist nicht wirklich überraschend. In einer solchen Situation die schon lange überfällige Aufstockung von Mitarbeitern gerade im Zukunftsfeld der digitalen Gesundheitsvorsorge auszubremsen, ist mehr als verantwortungslos.

In der akuten Situation geht es um Menschenleben, da zählt Geschwindigkeit und Belastbarkeit von Daten, das muss digital gemacht werden, da darf es nicht mehr sein, dass zwischen Laboren und Gesundheitsämtern stellenweise immer noch Faxe kursieren. Eine digitale Echtzeitanalyse wäre möglich – und dringend nötig. Und dafür hätte die Politik schon längst die Weichen stellen müssen.

Falls die Angst vorherrscht, dass dann nach der Pandemie zu viele qualifizierte Experten auf dem Gehaltszettel der Bundesbehörde stehen, wäre das bei einer zielgerichteten Strategie kein Nachteil. Schließlich ist nach der Pandemie vor der nächsten. 

Auf dem enger werdenden Planeten sind Infektionskrankheiten durch die Mobilität der Menschen zur permanenten globalen Bedrohung geworden. Und Kandidaten für eine mögliche neue Pandemie gibt es genug, sei es das Mers-Virus oder neue Variationen der Influenza.

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